Interview mit Unkown Pleasures-Leiter Hannes Brühwiler

Vehement gegen den Mainstream


Womöglich gibt es im amerikanischen Kino generell Richtungen, die sich bei Euch widerspiegeln? Zurzeit ist beispielsweise viel von der Thematik Weltuntergang die Rede.
Ja, bei uns gibt es vor allem viele Filme über junge Leute, was natürlich daran liegt, dass ein Teil des Programms von jungen Filmemachern kommt. Was mir seit einigen Jahren auffällt, ist, dass die Filme oft sehr ernst sind. In den Neunzigern spielten Zynismus oder das Spiel mit Genres, auch das ironische Hinterfragen, eine starke Rolle. Das gibt es natürlich immer noch, aber es scheint mir, dass es – gerade auch bei jungen Filmemachern – eine Tendenz zur Ernsthaftigkeit gibt. Man spürt, dass sie mehr wollen, als nur zu unterhalten. Dass etwas persönlich Erlebtes verarbeitet wird oder die Regisseure versuchen, ein gesellschaftliches Thema aufzuarbeiten.

Versucht Du den Entwicklungen etwas entgegenzusetzen oder nimmst Du sie einfach auf, wie sie sind?
Nein, da mache ich nichts. Alles soll sehr organisch passieren und sich zusammenfügen, ohne etwas zu forcieren.

Gehen wir vor die Leinwand. Wie sieht eigentlich Dein Publikum aus?
Es sind viele junge Leute. Ein Drittel bis die Hälfte spricht nicht Deutsch, sondern Englisch, Französisch, Spanisch, etc. Wir haben also einen relativ hohen Anteil an internationalen Zuschauern. Das Publikum ist stark an den USA interessiert, aber auch sehr kritisch, gleichzeitig neugierig auf das Bild, dass die verschiedenen Filme präsentieren.

Ich spreche mit dem Leiter eines Festivals für amerikanische Filme in Berlin. Der deutsche Film hat bekanntlich, vor allem in der nationalen Kritik, einen schweren Stand. Teilst Du diese Kritik? Flüchtest Du zum amerikanischen Film?
Nein, das hat sich eben ergeben, denn ich habe mich schon immer für das amerikanische Kino interessiert. Das heißt aber nicht, dass ich flüchte. Ich schätze das deutsche Kino sehr und teile diese Kritik so pauschal auch nicht. Es gibt ausgezeichnetes Kino aus Deutschland. Ich habe es nicht als Fluchtversuch verstanden oder, dass ich mich im Independent-Sektor verstecke und darin untertauche.

Heißt das, wir können in naher oder ferner Zukunft mit einem Unknown Pleasures Germany rechnen?
Nee, Nee, Nee. Das gibt es schon. Achtung Berlin und andere. Ein Festival reicht mir schon, das ist genug Arbeit.

Interview: Peter Correll

Unkown Pleasures 1. bis 16. Januar 2013, Babylon Mitte, Programm unter www.unknownpleasures.de

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