Wotan Wilke Möhring im Interview zu „Das Leben ist nichts für Feiglinge“

Ein Urvertrauen in mein Bauchgefühl


Regisseur André Erkau (rechts) und Wotan Wilke Möhring am Set von "Das Leben ist nichts für Feiglinge" im Gespräch. (c) NFP Georges Pauly

Regisseur André Erkau (rechts) und Wotan Wilke Möhring am Set von "Das Leben ist nichts für Feiglinge" im Gespräch. Foto: NFP Georges Pauly

War das mutig?
Ich glaube schon. Es war etwas, was neu ist. Sich an Neues zu wagen ist mutig.

Was war das Mutigste in Ihrem Leben?
Vater zu werden. Das habe ich dreimal gewagt und geschafft. Die erste Tochter, der Moment, in dem ich wusste, ich bin eine Generation aufgerückt, nicht mehr nur Sohn, sondern auch Vater zu sein – das ist eine Entscheidung, die man für immer und alle Zeiten trifft. Das ist sehr mutig.

Wenn der höchste Berg, im Sinne der Geburt der Kinder, schon bestiegen ist, was kann danach kommen?
Es ist eher ein Bergmassiv. Vater wird man jeden Tag ein Stück mehr. Das sind die Dolomiten der Kindererziehung. Es geht immer weiter. Was ich daraus am meisten lerne, sind Geduld und Gelassenheit, auch wenn es mir schwer fällt.

Wie gehen Sie mit zickigen Phasen Ihrer Kinder um?
Man ist Mensch und keine Pädagogikmaschine und muss manchmal tief durchatmen. Solche Phasen gehören dazu.

Dieses Ausprobieren gehört zu Ihrer Biographie. Muss in Ihrem Leben irgendwas passieren, damit Sie einen solchen Schritt gehen?
Ich glaube man muss gewisse Reifegrade erreichen, um zum Beispiel Kinder zu wollen. Es ist in jedem Fall unbewusst und nicht an eine Strategie geknüpft. Es sind Dinge, die man sich zutraut oder auch noch nicht zutraut. Das hat mit dem Vorleben zu tun.

Sie sind Freigeist, waren aber bei der Bundeswehr. Wie passt das zusammen?
Das hat sicher mit Erziehung zu tun. Ich stelle mich gerne Herausforderungen. Ich kann den Ausblick nur genießen, wenn ich den Gipfel besteige. Ich lerne aus Situationen, die ich ausgehalten habe.

Warum haben Sie die Bundeswehr ausgehalten?
Ich wollte Verweigern, hatte schon vorher in den USA in einem Dorf mit geistig Behinderten gearbeitet, das ging aber nicht. Viele in meinem Umfeld haben den leichtesten Weg gesucht. Das soll nicht heißen, dass Zivildienst leicht ist. Es kommt mir verdächtig vor, wenn Menschen über Dinge lästern, die sie nicht kennen. Ich wollte mir das Anschauen und hab es mir bei den Fallschirmjägern richtig gegeben. Ich habe in dieser Phase der Adoleszenz, in der ich als Punk die Welt verändern wollte, viel gelernt. Gerade was Gruppendynamik angeht und auch Kameradschaft, wenn du in Extremsituationen an Menschen rankommst.

Was würden Sie Menschen raten, die einen Fallschirmsprung planen, sich aber nicht trauen?
Ich würde denen einen Tandem-Sprung empfehlen. Da lernt man die Höhe kennen und das Gefühl, das einem nicht mehr loslässt wenn man durch die Luft segelt. Leider schaffe ich es momentan nicht mehr regelmäßig zu springen.

Wie war es, zum ersten Mal aus dem Flugzeug zu springen?
Da hatte ich Schiss. Wie ich bei jeder guten Rolle auch mal zweifle, ob das wirklich gut wird. Mutig zu sein, nicht feige zu sein, setzt eine gewisse Angst oder Vorsicht voraus. Mutig ist es, diese Angst zu überwinden. Das hat man bei jedem Sprung. Alles geschieht in Momenten, nach einer Minute musst du dich schon auf die Landung konzentrieren. Bei der Landung fühlst du dich ganz kurz unsterblich. Du springst todesmutig da raus und hast das in dem Moment überwunden.

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