Wotan Wilke Möhring im Interview zu „Das Leben ist nichts für Feiglinge“

Ein Urvertrauen in mein Bauchgefühl



In seinem neuen Film „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ spielt Schauspieler Wotan Wilke Möhring einen Vater, der nach dem plötzlichen Tod seiner Frau alleine für seine Tochter und die Familie sorgen muss. Dass der Film trotz der Thematik eher heiter ist, zeigt das Talent des vielseitigen Möhring, dessen Schaffens-Bandbreite von Studenten- über Arthouse-Filme bis hin zu Blockbustern reicht. Wieso er den Film auch als Produzent unterstützt, aber kein Film-Imperium anstrebt, wie er seine Rollen auswählt und was seine neue Rolle als „Tatort„-Kommissar mit Fallschirmsprüngen zu tun hat, erzählt er im Interview.

Das Leben ist nichts für Feiglinge“ erzählt die Geschichte einer kleinen Familie, die durch den plötzlichen Unfalltod der Mutter auseinander gerissen wird. Der Film behandelt Tod und Trauer. Welchen Umgang wünschen Sie sich mit solch schweren Themen?
Wotan Wilke Möhring:
Der Film ist sehr warm, teilweise absurd-komisch und auf nordische Weise humorvoll – und das, obwohl der Tod allgegenwärtig ist. Das sollte man in den Alltag mitnehmen und nicht wegsperren. Der Grad der Zivilisation zeigt sich im Umgang mit dem Tod. Haben wir ein Problem mit Krankheit oder Tod, haben wir ein grundsätzliches Problem.

Ihre Figur Markus sperrt den Tod aus und lebt weiter, als sei Nichts passiert. Wie gehen Sie mit Nackenschlägen um?
Das Schicksal ist unverschämt. Es schlägt einfach zu und bringt alles durcheinander. Markus fegt das erstmal die Beine weg – und doch ist er als Vater gefordert. Er hat keinen besten Freund und muss mit der Trauerarbeit alleine klarkommen. In der Trauer ist Gemeinschaft gefragt, die, die dir nahe sind. Es ist wichtig, sich in solchen Momenten nicht allein zu fühlen.

Was hat Sie an der Rolle des Vaters Markus gereizt?
Auf der einen Seite die zurückgenommene Verarbeitung des Schmerzes und auf der anderen Seite das wieder zum Leben erweckt werden durch die Tochter. Durch den Verlust zu merken, was man an den Lebenden hat. Auf ihn wartet die Aufgabe als Vater einer pubertierenden, trauernden Tochter ein Ersatz für die Mutter zu sein und gleichzeitig seine eigene Trauer zu verarbeiten. Sie will seine Liebe und Anerkennung und holt ihn raus, bewegt ihn dazu, ihr nach Dänemark zu folgen.

Wie entscheiden Sie zwischen guten und schlechten Rollen?
Es gibt für mich Regeln: Ich lese jedes Buch zu Ende. Das bin ich dem Schreiber schuldig, auch wenn ich nach der dritten Seite weiß, wie es ausgeht. Ich lehne viel mehr ab. Jede Absage definiert dich genau so, wie eine Zusage. Wir sind auf gute Rollen und gute Drehbücher angewiesen. Haben gute Bücher, wie jetzt „Das Leben ist nichts für Feiglinge“ oder „Der letzte schöne Tag“ auch noch Erfolg, kommt uns das allen Zugute. Ernste Stoffe werden weiter wahrgenommen. Es funktionieren nicht nur noch Komödien. Die Auswahl ist wichtig, sie muss immer etwas mit mir zu tun haben, mich herausfordern. Das Budget ist mir dann völlig egal. Ich mache ja auch Studentenfilme und auch Produktionen ohne Gage. Da habe ich ein Urvertrauen in mein Bauchgefühl.

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