Zurückgespult #6: Stell Dir vor, es ist Filmfestival und keiner geht hin

Der Kinositz im eigenen Heim


Vom „Vimeo on demand“-Programm erhoffen sich sowohl die Macher des Festivals als auch Vimeo-Chef Kerry Trainor eine neue Möglichkeit der Selbstvermarktung für Filmemacher: „Immer mehr Filmemacher beziehen diesen Weg in ihren Vermarktungsplan mit ein, für viele wird es sogar der einzige sein“, sagt er. Verleiher müssen sich also an den Gedanken gewöhnen, dass immer mehr Filmemacher selbst in ihr Vermarktungskonzept für ihr Produkt eingreifen, anstatt darauf zu warten, dass ihr Film auf DVD gebrannt in der Tasche eines Interessenten überwintert. Vor allem für bislang unbekannte Filmschaffende, die erst einmal einen gewissen Bekanntheitsgrad erreichen wollen, dürfte Vimeo on Demand eine willkommene Möglichkeit sein, um ins Gespräch zu kommen. Auf eine groß angelegte Marketingkampagne und den professionellen Vertrieb ihres Machwerks müssen Filmschaffende allerdings dann auch verzichten. Der Film sickert dann vielmehr langsam in das Bewusstsein der User und entwickelt seine Prominenz über Mund-zu-Mund-Propaganda – so haben schon einige mittlerweile etablierte Regisseure den Weg ins Filmbusiness geschafft.

Und was bedeutet es für den Charakter eines Festivals, wenn der Geheimtipp irgendwann mal keiner mehr ist? Die Daheimgebliebenen nur achselzuckend „hab ich schon gesehen“ antworten, wenn man selbst mit der frohen Kunde vom Festival zurückkehrt, den neuen Überraschungshit des Sommers gesehen zu haben? Stell Dir vor, es ist Festival und keiner geht hin, könnte es heißen – bis dahin dürfte die Festivalmaschine aber noch fleißig weiter rattern, schließlich geht es bekanntermaßen auf internationalen Branchentreff nicht nur ums Filmeschauen sondern um viel, viel mehr.

WEITERLESEN:

Zurückgespult #5: Schickt die Kunst in die Wüste

Zurückgespult #4: Der Berlin Mumblecore räumt ab

Zurückgespult #3: Filmförderung

Zurückgespult #2: Cannes

Zurückgespult #1: Der Deutsche Filmpreis 2013

1 2