Interview mit Regisseur Axel Ranisch zu “Ich fühl mich Disco” – Teil 1
Auf den Wellen des Moments reiten
Axel, in deinen Filmen steckt viel Biografisches. Wie viel hat der pubertierende Florian, der Hauptdarsteller von „Ich fühl mich Disco“, mit Axel Ranisch gemeinsam?
Axel Ranisch: Im ersten Buchentwurf noch mehr als jetzt. Mit der Zeit hat er sich selbstständig gemacht und dann noch einmal mit der Besetzung von Frithjof Gawenda. Ich will nicht sagen, dass ich eine Szene komplett aus meinem Leben übernommen habe, aber es gibt viele, in der ich sehr genau weiß, wie sich Flo wohl da gefühlt hat.
Deine Eltern waren Leistungssportler. Welchen Sport haben die betrieben?
Meine Mutter war Leichtathletin und mein Vater Wasserspringer und später auch Trainer für Wasserspringen. Aber: Meiner Mutter geht es gut.
Auch in „Ich fühl mich Disco“ ist der Vater Trainer für Wasserspringen. In den Film fließen also tatsächliche Ereignisse ein?
Meine Mutter sagt immer: Du hast ganz schön aus dem Nähkästchen geplaudert. In diesem Fall hat es eher meinen Vater getroffen. Während der Teampremiere hat meine Mutter unheimlich oft laut gelacht, weshalb sich mein Vater irgendwann zu ihr hin drehte und sagte: Ich fühle mich ausgelacht. Hanno ist schon anders als mein Vater. So was passiert, wenn Eltern ihren Söhnen nicht rechtzeitig verbieten, Filmemacher zu werden. Jetzt können wir an meine Mutter ran. Sie kann sich schon warm anziehen.
Eine Stärke des Films ist, dass deine Helden normale Menschen sind, was zu einer hohen Identifikation mit ihnen führt. Wieso verzichtest du auf kinotypische, glänzende Helden?
Ich mag normale Menschen ziemlich gern. Mit Genrefilm konnte ich immer wenig anfangen. Ich habe als Kind keine Comics gelesen und fand Superhelden immer langweilig. Filme wie „Billy Elliot“ mochte ich lieber, als Linklaters „Before Sunrise„-Trilogie (hier eine Kritik zum abschließenden dritten Teil „Before Midnight„). Die zeigt schöne, langweilige Menschen. Wobei die jetzt langsam spannend wird, wo die Menschen nicht mehr so schön sind und sich gegenseitig auf den Keks gehen. Bei dem ersten dachte ich die ganze Zeit: Lass die beiden sich doch ineinander verlieben und gut ist. Darüber muss man doch keinen Film machen.