Interview mit Regisseur Axel Ranisch zu “Ich fühl mich Disco” – Teil 1

Auf den Wellen des Moments reiten


Regisseur Axel Ranisch dreht große Filme über normale Menschen. (c) Edition Salzgeber.

Regisseur Axel Ranisch dreht große Filme über normale Menschen. (c) Edition Salzgeber.

Regisseur Axel Ranisch verblüfft die kleine deutsche Filmwelt mit seinen Filmen. Sein gefeiertes Debüt „Dicke Mädchen“ produzierte er für 517,32 Euro, damit gewann er u.a. 2012 bei achtung berlin den New Berlin Film Award und beim Kinomfest Lünen den Preis für das beste Drehbuch – ohne mit Drehbuch gearbeitet zu haben. Nun läuft „Ich fühl mich Disco“ bundesweit in den Kinos und begeistert auf’s neue Publikum und Kritik. Im großen, zweiteiligen Interview mit Berliner Filmfestivals erfahrt ihr wie Ranisch die eigene Biografie in seine Filme einfließen lässt, dass viele Jahre ins Land zogen, bis „Ich fühl mich Disco“ endlich fertig war und welche Rolle Rosa von Praunheim für ihn spielt.

Axel, in deinen Filmen steckt viel Biografisches. Wie viel hat der pubertierende Florian, der Hauptdarsteller von „Ich fühl mich Disco“, mit Axel Ranisch gemeinsam?
Axel Ranisch:
Im ersten Buchentwurf noch mehr als jetzt. Mit der Zeit hat er sich selbstständig gemacht und dann noch einmal mit der Besetzung von Frithjof Gawenda. Ich will nicht sagen, dass ich eine Szene komplett aus meinem Leben übernommen habe, aber es gibt viele, in der ich sehr genau weiß, wie sich Flo wohl da gefühlt hat.

Deine Eltern waren Leistungssportler. Welchen Sport haben die betrieben?
Meine Mutter war Leichtathletin und mein Vater Wasserspringer und später auch Trainer für Wasserspringen. Aber: Meiner Mutter geht es gut.

Auch in „Ich fühl mich Disco“ ist der Vater Trainer für Wasserspringen. In den Film fließen also tatsächliche Ereignisse ein?
Meine Mutter sagt immer: Du hast ganz schön aus dem Nähkästchen geplaudert. In diesem Fall hat es eher meinen Vater getroffen. Während der Teampremiere hat meine Mutter unheimlich oft laut gelacht, weshalb sich mein Vater irgendwann zu ihr hin drehte und sagte: Ich fühle mich ausgelacht. Hanno ist schon anders als mein Vater. So was passiert, wenn Eltern ihren Söhnen nicht rechtzeitig verbieten, Filmemacher zu werden. Jetzt können wir an meine Mutter ran. Sie kann sich schon warm anziehen.

Eine Stärke des Films ist, dass deine Helden normale Menschen sind, was zu einer hohen Identifikation mit ihnen führt. Wieso verzichtest du auf kinotypische, glänzende Helden?
Ich mag normale Menschen ziemlich gern. Mit Genrefilm konnte ich immer wenig anfangen. Ich habe als Kind keine Comics gelesen und fand Superhelden immer langweilig. Filme wie „Billy Elliot“ mochte ich lieber, als Linklaters „Before Sunrise„-Trilogie (hier eine Kritik zum abschließenden dritten Teil „Before Midnight„). Die zeigt schöne, langweilige Menschen. Wobei die jetzt langsam spannend wird, wo die Menschen nicht mehr so schön sind und sich gegenseitig auf den Keks gehen. Bei dem ersten dachte ich die ganze Zeit: Lass die beiden sich doch ineinander verlieben und gut ist. Darüber muss man doch keinen Film machen.

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