Interview mit Claudia Flumenbaum, Leiterin des Berlinale Dolmetscher-Service

Englisch ist nicht gleich Englisch


64_BERLINALE_PlakatErfordert die Arbeit bei der Berlinale eine besondere Vorbereitung hinsichtlich filmspezifischer Fachtermini?
Die Besonderheit bei der Berlinale ist nicht nur ein Film-Fachwort-Glossar, sondern die thematische Vielfalt der Filme, wo Themen aus der Wirtschaft genau wie Historienfilme mit Bibelzitaten oder Literaturverfilmungen vorkommen. Das erfordert eine spezielle Vorbereitung auf den jeweiligen Film. Die Filmographien der Regisseure und Schauspieler reichen nicht aus. In den Gesprächen stellen Journalisten ganz oft politische Fragen, gerade bei Personen aus Ländern, die politisch in der Krise sind. Während bei Hollywood-Stars häufig die primitivsten Fragen kommen, für die ist oft keinerlei Hintergrundwissen nötig.

Wie lang ist so ein Berlinale Arbeitstag?
Die Leute, die bei der Berlinale arbeiten, müssen sehr belastbar sein – auch wenn kaum einer die zehn Tage durcharbeiten kann. Ich versuche Pausen in den Einsatzplan einzubauen, aber zwei bis drei Einsätze pro Tag sind die Regel.

Die Berlinale hat Sie 2014 mit einer Neuerung konfrontiert…
Ab diesem Jahr werden die Filme nicht mehr gedolmetscht. Bis zum letzten Jahr wurden, seit Bestehen des Festivals, alle Filme im Berlinale Wettbewerb gedolmetscht oder eingesprochen. Das erforderte immense Vorbereitung, da keiner die Filme vor den Pressevorführungen gesehen hat. Gerade bei Literaturverfilmungen von Tolstoi oder Dostojewski und Filmen mit historischen oder Bibelzitaten investieren Dolmetscher unheimlich viel Zeit. Das fällt jetzt weg. Es bleiben die Pressekonferenzen und Publikumsgespräche.

Wie beurteilen Sie denn Schritt?
Ich denke, es ist eine Kostenfrage. Kein anderes Filmfest der Welt macht das noch. Früher hat Cannes das noch gemacht, aber schon vor vielen Jahren damit aufgehört. Ich bedauere das natürlich, habe aber Verständnis dafür. Das war in erster Linie eine Dienstleistung für die internationalen Gäste aus spanischsprachigen Ländern und aus Frankreich, für die ist das eine Umstellung. Man muss sehen, ob das für die problematisch ist oder nicht.

Welchen Teil nimmt die Berlinale in Ihrer Familiengeschichte ein?
Meine Mutter war ein unglaubliches Sprach- und Organisationstalent. Die Berlinale war gerade zwei Jahre jung als meine Mutter sich und ihre Dienste vorstellte. Sie wurde vom Fleck weg engagiert. Sie hat damals sogar noch die Gästebetreuung mitgemacht und kam so mit Gästen, wie eben bei Claudia Cardinale, in Berührung.

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