Zurückgespult #11: Gesicherte Filmförderung für wechselnde politische Akteure
Naturgewalt deutsche Kulturpolitik
Nach wie vor sind die Fußstapfen groß, in die sie tritt und die ihr Vorgänger Bernd Neumann über Jahre in der Kulturlandschaft des Landes hinterlassen hat. Deshalb tat sie wahrscheinlich auch gut daran, im gleichen Atemzug ihre Freude über dessen Wahl zum neuen Präsidenten der FFA zum Ausdruck zu bringen: „Es ist ein Glücksfall für die Filmwirtschaft, dass sich Bernd Neumann für das Ehrenamt des FFA-Präsidenten zur Verfügung stellt. In seiner Amtszeit als Kulturstaatsminister hat er maßgeblich die Weichen für den deutschen Film auf Erfolg gestellt. Ich bin sicher, dass die FFA ihre Erfolgsgeschichte mit ihm an der Spitze fortsetzen wird.“ War Neumann im Oktober vergangenen Jahres noch krank und relativ plötzlich mit der Meldung abgetreten, er stehe für die GroKo als Kulturstaatminister nicht mehr zur Verfügung (siehe Zurückgespult #7), sichert er sich mit seinem neuen Job das Wohlwollen der Branche und kann – nach eigener Aussage – wieder mehr Zeit mit seiner Familie verbringen.
Die wurde für Klaus Wowereit empfindlich gestört. Denn während sich Filmliebhaber und Förderer in Karlsruhe und Berlin die Hände schüttelten, musste der Berliner Bürgermeister aus dem Ski-Urlaub heraus wichtige Entscheidungen im Fall des Steuerbetrügers André Schmitz fällen. Gut vorstellbar, dass ihm da auf der Piste in Österreich der Gedanke gekommen ist, einen Anruf auf einer anderen Piste in Bulgarien zu tätigen.
Da weilte nämlich der Manager, Pop-Professor und Berliner Musikproduzent Tim Renner ebenfalls im Skiurlaub als ihm – so geht die Mär – das erste Mal die Idee angetragen wurde, Kulturstaatssekretär des Landes Berlins zu werden. Abgelehnt habe er zunächst, der Rest ist in der Zeitrechnung eines Journalisten bereits Geschichte. Interessant wird nun, wie sich Renner auf dem gut genährten Boden des gerade gefällten Filmförderungs-Urteils und in Zusammenarbeit mit dem frisch gebackenen FFA-Präsidenten für die Berliner Filmbranche stark macht. So fängt, während der Berlinale-Rummel schon wieder verebbt, die Bären-Bilanzen gezogen und George Clooney mit einem Sack voll enttäuschender Kritiken ob seines in Potsdam gedrehten und geförderten Films „The Monuments Men“ wieder nach Hause fährt, für manche die Arbeit erst an. Manchmal kann so eine kleine kulturelle Erdplattenverschiebung ganz erfrischend sein.
Text: Cosima M. Grohmann