Regisseurin Cynthia Beatt im Interview zu „Ein Haus in Berlin“

Beatt: Ich bin ermüdet von vielen Spielfilmen


Regisseurin Cynthia Beatt. Foto: Festival des deutschen Films

Regisseurin Cynthia Beatt. Foto: Festival des deutschen Films

Die Britin Cynthia Beatt wurde auf Jamaica geboren und ging später nach Fidschi. Seit 1975 lebt und arbeitet sie als Regisseurin und Darstellerin in Berlin. Ihr jüngster Film “Ein Haus in Berlin” feierte beim 10. Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen seine Premiere. Im Interview spricht Beatt über die 15-jährige Arbeit an “Ein Haus in Berlin“, die Schwierigkeit als Independent-Filmemacherin Unterstützung und Förderung zu erhalten, über Immobilienspekulanten und ihre Heimat Fidschi.

Ein Haus in Berlin“ ist eine typische Berliner Geschichte. Ist das nicht schon der dritte Berlin-Film? Was beschäftigt dich an Berlin?
Cynthia Beatt:
Es ist schon der vierte! Der erste war „Böse zu sein ist auch ein Beweis von Gefühl„. Das ist alles in einem Quadratkilometer rund um den Potsdamer Platz gedreht wurden, in Innenräumen, Außenräumen, 1983, ich wohnte da in der Mitte, in der Dessauerstraße. Da hab ich mich auch dargestellt als eine, die mit völlig falschen Vorstellungen und Erwartungen nach Berlin kommt. Ich war damals ziemlich erschrocken über eine bestimmte Art der Aggressivität, und der autoritären Berliner/Deutschen Art, der ich öfter begegnete.

Weiterlesen: Unser Festivalbericht „Beziehungsdramen am deutschen Kies-Strand“ vom 10. Festival des Deutschen Films in Ludwigshafen.

Du nennst es jetzt Aggressivität, aber ist das vielleicht typisch Berlin, weil die Stadt durch ihre Geschichte so zerrissen und zusammengeflickt wirkt?
Nein, das Statement gilt für 1983. Es hat sich viel verändert.

Aus dieser Auseinandersetzung mit deutscher Kultur folgten ja dann auch „Cycling the Frame“ und „The Invisible Frame„, die sich ja beide mit der Mauer beschäftigen. Wie kam es 2009 zu dem Folgeprojekt mit Tilda Swinton?
Wir wollten das immer machen. Eigentlich schon zehn Jahre nach der Mauer. Da habe ich eine Probefahrt mit anderen Leuten gemacht. Aber 2008 hab ich zum Beispiel einen Ablehnungsbrief vom RBB bekommen. Der Redakteur hat geschrieben, da es sich nicht um eine “klassische Reportage und Dokumentation” handelte, könnten sie „Cycling The Frame“ nicht wiederholen. Sie haben sich auch nicht für „The Invisible Frame“ interessiert.

Womit hat das zu tun? Ist das eine Berührungsangst des Publikums, sich immer noch oder weiterhin mit solchen Projekten zu beschäftigen?
Nein, die Redakteure und Förderungen wollen scheinbar sichere Projekte. Man muss nur gucken, was der RBB produziert. Es gibt natürlich Arte und 3sat, die kaufen interessante Filme. Aber es ist immer noch schwer, insbesondere für Frauen, mit neuen Stoffen zu kommen. Die Stoffe werden nicht erkannt, die können nicht richtig gelesen werden. Manche Redakteure haben keine Vorstellungskraft. Wenn ich einen großen Star habe, dann ist das etwas einfacher, aber mit einer Idee, die sich nicht festlegen lässt, Geld zu bekommen, das ist ein ewiger Kampf.

Siehst du das als ein spezifisch deutsches oder ein internationales Problem?
Das sehe ich international, das ist in Deutschland vielleicht sogar besser als in anderen Ländern. Das einzige Land, das eine größere cineastische Unterstützung bekommt, ist Frankreich. Es ist allgemein schwierig, Geld für gewagte Projekte zu bekommen. Film wird nicht ernsthaft als Kunstform anerkannt und gefördert.

Sondern nur als Unterhaltung.
Auch wenn man einen anerkannten künstlerischen Film machen will, muss man sich den Bedingungen des kommerziellen Marktes anpassen, man muss sie erfüllen, selber Geld aufbringen. ‚Kunstfilme’ kriegen dann vielleicht manchmal Preise, aber sie werden nicht in der Art und Weise gefördert, wie sie das verdienen.

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