Interview mit Regisseurin Asia Argento zu „Missverstanden“

Argento: "Ich will nicht mehr spielen"


Asia Arento beschreibt ihre Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg (hier mit Giulia Salerno) als "eine Schwester". (c) Angelo Turetta

Asia Arento beschreibt ihre Hauptdarstellerin Charlotte Gainsbourg (hier mit Giulia Salerno) als „eine Schwester“. (c) Angelo Turetta

Wie steht es um die Parallelen zwischen Ihnen und Charlotte Gainsbourg, die zum Beispiel wie Sie Musikerin ist?
Wir haben uns nie über Musik unterhalten, genauso wenig, wie über unsere Väter. All das, was Menschen glauben, es würde uns verbinden, spielte keine Rolle. Es ging mehr um das Mutter-Dasein, um die Arbeit und das Leben. Ich habe sie schon immer, ohne sie je getroffen zu haben, als Schwester betrachtet. Eine Verwandte aus einem anderen Leben. Seit meiner Kindheit hatte ich diese Vorstellung. Beim Schreiben des Films hatte ich sie im Sinn. Eine Anekdote dazu: In einem Interview aus dem Jahr 2000 wurde ich gefragt, wer in einem Biopic über mich die Hauptrolle spielen könnte – und ich antwortete: Charlotte Gainsbourg. Das ist irgendwie Zufall, aber andererseits auch nicht.

Begreifen Sie Film als Familien-Business?
Ja, seit meinem Ur-Großvater, der in Brasilien Film-Verleiher war und meinem Großvater, der Produzent war gehört es zu uns. Meine Großmutter war Fotografin und mein Onkel Produzent, meine Mutter Schauspielerin… Das kann man sagen.

Ihr erster Film war sehr dunkel und dramatisch, der zweite eher realistisch. Dieser kommt trotz der Thematik eher poppig und humorvoll daher. Eine bewusste Wahl?
Das ist eine Entwicklung. Man nennt es Erwachsen werden. Bei meinem ersten Film war ich 23, beim zweiten 27. Bei diesem wurde ich am ersten Drehtag 38. Man lernt in dieser Zwischenzeit sehr viel. Die Perspektive aufs Leben verändert sich. Aus Sicht der Geschichtenerzählerin kann ich sagen: Die Filme sind sehr unterschiedlich, aber man merkt ihnen an, dass die gleiche Person erzählt.

Woher kommt die Ästhetik?
Meine Kindheit war farbig! Ich habe mich an Polaroids aus den 80ern und ihren Farben orientiert. Pink und rot waren die bestimmenden Farben dieser Zeit. Wir wollten den Film wie ein Polaroid aussehen lassen.

In Ihren beiden anderen Spielfilmen, übernahmen Sie neben der Regie auch die Hauptrolle. Wollten Sie sich diese Mal auf die Regie konzentrieren?
Ganz genau. Bei meinem ersten Film waren wir an einem kleinen Set und eine kleine Crew, aber beim zweiten war es, wie wenn sich Titanic und Endeavour begegnen. Das war sehr schwierig. Ich spielte eine furchtbare Rolle, war aber gleichzeitig Regisseurin und musste switchen. Das war nicht zu stemmen. Ich schäme mich immer noch dafür.

Was bedeutet das für Ihre Karriere als Schauspielerin?
Die ist zu Ende. Ich will nicht mehr spielen. In den letzten Jahren war es die reinste Folter für mich. Ich machte es nur, um meine Miete und meinen Kindern die Schule zu bezahlen. Ich hätte lieber in einem Restaurant arbeiten sollen oder irgendetwas anderes tun sollen, als das.

Sie sagen, dass Sie mit der Schauspielerei durch sind. Können Sie sich ein Leben ohne Kino vorstellen?
Ohne Kino, nein! Kino ist das, was ich machen will. Gleichzeitig will ich mich um meine Kinder kümmern, was auch ein kreativer Job ist und den ich am meisten liebe.

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