Berliner Fenster-Tagebuch zu den Internationalen Filmfestspielen Berlin 2015

Unser Tagebuch zur 65. Berlinale


Die Schauspieler  Laia Costa, Frederick Lau und Franz Rogowski (v.l.n.r.) wagten mit Regisseur Sebastian Schipper den wilden Ritt "Victoria". © Senator Film Verleih

Die Schauspieler
Laia Costa, Frederick Lau und Franz Rogowski (v.l.n.r.) wagten mit Regisseur Sebastian Schipper den wilden Ritt „Victoria“. © Senator Film Verleih


Tag 4: Lokalkolorit mit Schippers „Victoria“
Gigantisch startete gestern Nacht – im wahrsten Sinne des Wortes – der zweite deutsche Beitrag im Wettbewerb. Regisseur Sebastian Schipper („Absolute Giganten„) und Kameramann Sturla Brandth Grøvlen wagten mit „Victoria“ das Experiment, ihren Film nicht nur in Echtzeit, sondern auch in einer einzigen Einstellung zu drehen und siegten auf ganzer Länge. Doch nicht nur der 140 Minuten geschmeidig geführten Kamerafahrt gebührt Respekt, sondern auch dem herausragenden Cast, der sich mit äußerster Präzision durch Berlins Mitte spielt und dabei noch jede Menge Lokalkolorit versprüht.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Von Wahn und Wirklichkeit“ zu „Victoria“ von Sebastian Schipper

Tag 5: Batman in Berlin
Filmfeste leben von ihren Filmen, aber auch von deren Stars und ihren Geschichten, ihrer Schönheit und dem, was allumfassend mit Glamour überschrieben ist. Der mittlerweile 71-jährige Regisseur Terrence Malick ignoriert das mediale Rauschen rund um seine häufig gefeierten Werke konsequent. Er glänzte auch bei der Premiere von „Knight Of Cups„, dem wohl am meisten erwarteten Werk der diesjährigen Berlinale durch Abwesenheit. Glücklicherweise sind seine Stars weniger scheu: „Batman“ Christian Bale lobte in der PK sogar die Zehen seiner Film-Liebelei Natalie Portman!

Weiterlesen: Herzlose 65. Berlinale: Die Tragödie(n) der Liebenden.

Tag 6: Die ultimative Tragödie
Festivalkino steht nicht im Verdacht, Happy Endings allzu sehr zugewandt zu sein, doch der Berlinale droht die ultimative Tragödie – die Liebenden leiden. Zur Eröffnung pferchte Coixets „Nobody Wants The Night“ zwei Konkurrentinnen um einen Polar-Forscher in ein winziges Iglu, Christian Bale weiß in „Knight Of Cups“ bei all den Models nicht, wo ihm Kopf der steht, das junge Glück in „Victoria“ währt nur kurz und Charlotte Rampling hadert nach „45 Years“ mit ihrer Vorgängerin. Wir hoffen auf „Hedi Schneider„, die zwar fest steckt, aber mit Uli nur einen glücklichen Tag anstrebt.

Weiterlesen: Unsere Kritik „Vom Glücklich sein… und glücklich bleiben zu „Hedi Schneider steckt fest

Tag 7: Ein Geheimtipp
Petting Zoo“ im Zoo Palast – die Ansetzung der Weltpremiere bei der 65. Berlinale klingt nach einem billigen Joke. Der Debütfilm von Micah Magee (hier unsere Kritik „Kollektives Versagen), der zugleich ihr Abschlussfilm an der hiesigen Deutschen Film- und Fernsehakademie (kurz DFFB) ist, lässt das Lachen im Halse ersticken. Magee zeichnet mit ihrer Hauptfigur, der ungewollt schwangeren, 17-jährigen Layla, ein drastisches Bild der texanischen Vorstadt-Gesellschaft, die kollektiv versagt. Nachdem das anwesende Team auf der Bühne gefeiert wurde, verließ das Publikum nachdenklich das Kino. Ein Anwärter auf den Panorama-Publikumspreis!

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