Dennis Vetter, Vorstand im Verband der Filmkritik, im Interview zur 1. Woche der Kritik

Die ehemalige Opposition ist fester Teil des Festivalapparats


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Das Programm der Woche der Kritik ist vielfältig. Wurden die Filme anhand der Themen ausgewählt oder die Themen anhand der Filme erarbeitet?
Das spielt doch keine Rolle. Wichtig ist, wo die Reise hingeht.

Vier der gezeigten Filme, also über ein Drittel des Programms, stammen aus Südostasien. Welche Bedeutung haben Filme aus dieser Region für das Verständnis des zeitgenössischen Films?
Sie sind ebenso wichtig oder unwichtig wie Filme aus anderen Regionen der Welt. Bedeutung entsteht nicht durch den Produktionshintergrund von Filmen, sondern durch ihre Verbreitung und Diskussion.

Was können Filmemacher von der Woche der Kritik für sich und ihr Werk erwarten? Welche Rolle spielen sie innerhalb dieses Rahmens?
Bei uns werden zu vier der sieben Programme Filmemacher und Teammitglieder zu Gast sein. Sie spielen bei uns die Rolle, die sie möchten. Wir haben aber nicht vor, PR-Gespräche zu führen. Zunächst, das kann man so sagen, standen die Künstler nicht im Zentrum unserer Konzeption. Wir fragten uns, welche Spuren Filme innerhalb unserer Kultur hinterlassen; wie sie gesehen, produziert und ausgewählt werden. Wir werden in einem begrenzten Rahmen von elf Filmen jedes Werk gründlich sehen und davon ausgehend gemeinsamen Ideen nachspüren. Wie viel Aufmerksamkeit die einzelnen Filme erfahren, hängt beispielsweise vom Erfolg unserer Veranstaltung ab. Und damit vor allem vom Berliner Publikum.

Unter den ausgewählten Filmen befinden sich zwei Filme mit komischer Bedeutungsebene, aber keine eigentlichen Komödien. Das ist wohl kaum ein Zufall. Ist Humor für die anvisierten Debatten zu oberflächlich?
Humor ist eine der scharfsinnigsten Möglichkeiten einer Kultur, sich mit anspruchsvollen und aufreibenden Themen auf eine zugängliche Art und Weise auseinanderzusetzen. Unter anderem ist Humor so spannend, weil er sich oft nicht über Kulturkreise hinaus überträgt. Wir präsentieren zwei Filme von Johnnie To, die selbstbewusste Romantic Comedies sind. Komödien sind die in jedem Fall – gleichermaßen treten sie selbstironisch auf. „Une Jeune Poète“ zieht seine Komik aus Absurdität und Lethargie, es ist fast ein Slackerfilm. Sollten unsere Debatten humorvoll werden, gerade bei ernsten Themen, wäre das alles andere als problematisch.

Weiterlesen: Unser Blick ins Programm der 1. Woche der Kritik in Berlin.

Die Debatten werden auf Englisch stattfinden. Ist es nicht eine Verallgemeinerung anzunehmen, dass das Berliner Publikum in dieser Fremdsprache ungehemmt diskutieren kann? Wäre es nicht sinnvoller gewesen eine Zweisprachigkeit zuzulassen?
Ja, das ist eine Verallgemeinerung. Und eine Einladung an internationale Gäste, mit uns Debatten zu führen, die sich nicht auf den deutschen Rahmen begrenzen. Ob die Diskussionen ungehemmt stattfinden, wird allerdings nicht von der Sprachwahl abhängen.

Die Fragen stellte Teresa Vena für Berliner-Filmfestivals.de

Die Woche der Kritik findet vom 5. bis 12. Februar 2015 im Hackesche Höfe Kino statt und wird organisiert vom Verband der deutschen Filmkritik in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung.

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