Fassbinder-Retrospektive im Kino Arsenal

Fassbinder: Eine Ikone des deutschen Films



Der Regisseur hatte eine Vorliebe für die an sich konventionelle Filmform des Melodramas, die ihm als Ausgangspunkt diente, die er aber inhaltlich und stilistisch radikalisierte und parodierte. Dabei spielten die Ausstattung und die meisterhafte Bildfindung, zu der Kameramann Ballhaus maßgeblich beigetragen hat, eine wichtige Rolle. Dazu kam Fassbinders Schauspielerführung, die zu einer inszenierten Verfremdung führte, Dialoge, Diktion und Gestik erscheinen vielfach abgehakt, leicht roboterhaft. Wiederkehrende Leitthemen in Fassbinder Filmen sind Eifersucht („Händler der vier Jahreszeiten„, 1971, zu sehen am 8. Juni um 19.30 Uhr), Abhängigkeit („Die Ehe der Maria Braun“ 1978, am 3. August um 19.30 Uhr, „Fontane Effi Briest“, 1974), Größenwahn („Satansbraten„, 1976), Sadismus („Martha“ 1974, am 6. Juli um 19.30 Uhr, „Die Sehnsucht der Veronika Voss„, 1982) und nicht zuletzt Sexualität („Lola“ 1981, am 17. August um 19.30 Uhr, „Querelle„, 1982). Fassbinder hatte grundsätzlich kein Interesse an einer Ästhetik des Schreckens, er geht vielmehr suggestiv mit Bedrohung, Angst und Gewalt um. Seine Stärke liegt in der Evokation extremer menschlicher Emotionen, die bei ihm immer einer gewissen Ironie unterliegen.

Wenn Fassbinder auch als Ikone verehrt wird, direkte Nachfolger hat er nicht ausgebildet. Eine Inspiration könnte im Fall von Pedro Almodovar vermutet werden, der mit seinem Geschmack fürs Dekadente, seine Vorliebe für sexuelle Themen, Melodramatisches und stilisierende Verfremdungen eine Ähnlichkeit mit Fassbinder hat.

Teresa Vena

Die Reihe zu Rainer Werner Fassbinder läuft von 1. Juni bis 17. August 2015 im Kino Arsenal.

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