Interview zu „Hedi Schneider steckt fest“ mit Regisseurin Sonja Heiss
Heiss: Ich bin bedingt romantisch
Für Beziehungen ist der erste gemeinsame Urlaub immer eine Herausforderung, weil das Paar plötzlich ganz viel Zeit miteinander verbringen muss…
… und irgendwann nervt man sich. Schrecklich. Das ist gefährlich, aber manchmal klappt es. Einige Reisen funktionieren für das Gemüt auf jeden Fall. Berlin im Winter zu verlassen, beinhaltet eine relativ hohe Chance, dass es einem besser geht. Die Idee beim Reisen ist zudem ja die, dass einem etwas Neues einen neuen Impuls gibt. Bei Uli und Hedi ist die Wohnung, ist alles in ihrem Umfeld, besetzt mit dieser negativen Zeit. Die beiden wollen weg vom Alltag und weg von ihren Erinnerungen. Während meiner Angststörung habe ich Orte gemieden, an denen ich Panik-Attacken hatte. Ich bin aber irgendwann wieder hingegangen, das soll man auch, sonst kann eine Agoraphobie entstehen. Es gibt aber immer noch Orte, die verbinde ich mit diesen Erinnerungen.
Wie haben Sie das für sich, zum Beispiel mit Ihrer Wohnung, gelöst?
Die übermalst du ganz schnell mit neuen Erinnerungen. Das hat etwas von neu streichen. Mit einer positiven Art darin zu leben. Das ist wie neu einrichten. Glückliche Tage verdrängen irgendwann die negativen und so hält sich das irgendwann die Waage. Es ist eher bei Orten so, an die man nicht geht. Diese Negativität bleibt an den Orten haften. Wenn du aber zehnmal dorthin zurückkehrst, verschwindet es.
Die Idee zum Film hatten Sie interessanterweise schon vor Ihrer Krankheit…
Ja, meine Idee war die, zu hinterfragen, was mit einer Beziehung passiert, wenn einer der beiden Liebenden, der Partner, plötzlich ein anderer Mensch ist. Mich bewegte die Frage, wie fragil Beziehungen sind. Ich überlegte, was da passieren kann und kam auf die psychische Störung – und während des Schreibprozesses ist es mir selbst passiert.
Haben Sie sich gefragt, ob Sie das mit dem Schreibprozess befördert haben?
Nein, das kam woanders her. Aber wenn man so etwas selbst erlebt, muss man das weit von sich selbst weg schreiben. Sonst wird das autobiographisch und damit fantasielos.