Regisseur Jakob M. Erwa im Interview zu „Die Mitte der Welt“

Erwa: Sexszenen authentisch erzählen


In der Hauptrolle von "Die Mitte der Welt" ist Louis Hofmann  zu sehen, der als einer der spannendsten Nachwuchsschauspieler Deutschlands gehandelt wird. Foto: Universum Film/ MartinValentinMenke

In der Hauptrolle von „Die Mitte der Welt“ ist Louis Hofmann zu sehen, der als einer der spannendsten Nachwuchsschauspieler Deutschlands gehandelt wird. Foto: Universum Film/ MartinValentinMenke

Ist das tatsächlich so? Es geht schließlich um Nacktheit und Intimität. Zieht da nicht jeder und jede individuell seine Grenze?
Kann sein, aber da denke ich mir dann: Wieso willst du Schauspieler sein? Wenn das im Drehbuch steht, gehört es dazu. Mir war hier wichtig, dass es so ausgedehnt vorkommt. Den Jungs war das auch klar. Zur Vorbereitung sind wir an einem Wochenende auf eine Hütte gefahren und haben da drei Tage lang Vertrauen aufgebaut, indem wir gegrillt, getrunken und ganz viel gequatscht haben. Auch viel über Sex, um die Scham abzulegen. Da haben sie sich zum ersten Mal nackt gesehen und sich berührt, damit das nicht erst am Set passiert. Schon am zweiten Tag sind die nackt durchs Haus gerannt. Diese Selbstverständlichkeit war wichtig, um die Szenen behutsam drehen zu können und nicht mechanisch zu werden.

Weiterlesen: Unser Interview „Die Mitte der Branche“ mit Hauptdarsteller Louis Hofmann…

Entstanden die Bilder, die Sie im Kopf hatten?
Die Bilder waren teilweise anders, aber oft intensiver als die, die ich im Kopf hatte.

Wie wichtig war Ihnen, die Natur einzubauen?
Sehr wichtig für die Figur Glass, aber auch für ihre Kinder. Und ganz besonders für diese teils mystisch-stimmungsvoll, schwebende Atmosphäre des Films, die schon den Roman von Andreas Steinhöfel so einzigartig macht.

Dieser vom Sturm zerwühlte Wald war das filmisch perfekte Bild für das, was mit Phil passiert…
Den gibt es im Buch nicht, mir kam nachts die Idee zu dieser Metapher. Das ist ein Filmding, dieses Innere nach Außen zu bringen.

Weiterlesen: Unsere ausführliche Kritik „Zuhause ist es doch am Schönsten“ zu „HomeSick„…

Eine Parallele zu „HomeSick“ (2015) fällt auf, Ihrem zweiten Film nach „Heile Welt“ (2007), wo ein junges Paar seine neue Wohnung bezieht und in die güldene Zukunft blickt, während sich hier die Kinder, in diesem Märchenschloss und seinen Räumen austoben können. Verändert nicht jeweils die Umgebungen Ihre Figuren?
Ich versuche mit Räumen genauso umzugehen wie mit Charakteren. Bei „HomeSick“ probierten wir Wandfarben aus, die sich verändern, die nachts anders wirken als tagsüber. Hier musste die Villa verschiedene Gesichter haben. Nach vorne dieses Gewaltige, einer Burg gleich, mit dem man sich schützt, aber eben hinten und innen dieser Ruhebereich, dieses Nest, das ist fast ein Aquarium, als solches wird es auch im Buch beschrieben.

1 2 3