Interview mit Matteo Simoni, European Shooting Star auf der Berlinale 2018, Belgien

"Das französische Kino ist großartig, die können etwas, was der Rest der Welt nicht kann"


Der belgische "Shooting Star" der Berlinale 2018: Matteo Simoni. Foto: Courtesy of EFP / Harald Fuhr

Der belgische „Shooting Star“ der Berlinale 2018: Matteo Simoni. Foto: Courtesy of EFP / Harald Fuhr

Jährlich zeichnet die Berlinale zehn europäische, aufstrebende Schauspieler und Schauspielerinnen mit dem European Shooting Stars-Preis aus. 2018 findet bereits die 21. Ausgabe dieser Förderplattform statt, die in der Vergangenheit mittlerweile arrivierte Talente wie Alicia Vikander, Daniel Craig oder Alba Rohrwacher präsentierte. Letztere fungierte dieses Jahr im Übrigen als Patin der Veranstaltung und überreichte den jüngeren Kollegen in einer offiziellen Gala ihren Preis. Rohrwacher war selbst auf dem Roten Teppich für ihre eindrückliche Rolle im neuen Film von Laura Bispuri, „Figlia mia„, der im Wettbewerb um die begehrten Bären konkurrierte.

Unterstützt wird European Shooting Stars durch den Verband European Film Promotion (EFP), dessen Mitglieder die Filminstitute und staatlichen Filmförderstellen weitgehend aller europäischen Länder sind. Diese nominieren einen Schauspieler, der von einer Jury beurteilt und schließlich in die Gruppe der zehn Auserwählten aufgenommen wird. Den Schauspielern bietet sich die Möglichkeit, dank eines maßgeschneiderten Programms mit Produzenten, Castern und Agenten zu sprechen und an Konferenzen zu spezifischen Themen der Filmindustrie teilzunehmen. Damit will European Shooting Stars bei seinen Schützlingen die Weichen für eine internationale Karriere stellen.

Dieses Jahr waren Schauspieler aus Belgien, Deutschland, Georgien, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, der Schweiz und Ungarn vertreten.
Berliner Filmfestivals traf sich mit Matteo Simoni (Jahrgang 1987), der eine der kleineren Sprachregionen Europas repräsentiert: Flandern und Niederländisch. In Flandern konnte er in den letzten Jahren einen beachtlichen Erfolg verbuchen, unter anderem mit der Fernsehserie „Safety first„“, in der er einen überdrehten Möchtegern-DJ und unreflektierten Einfaltspinsel mit gutem Kern spielt. Nach zwei Staffeln erschien 2015 von Tim van Aelst eine abendfüllende Kinofassung „Safety first: the movie„, die mitunter zu den erfolgreichsten Kinofilmen belgischer Produktion gehört.

Der niederländischsprachige Filmmarkt ist klein. Ist er entsprechend umkämpft?
Matteo Simoni: In Belgien, Flandern ist es tatsächlich nicht einfach, interessante Rollen zu bekommen. Aber ich würde sagen, dass dies international der Fall ist. Der Beruf des Schauspielers bedarf viel Ausdauer und Ehrgeiz. Ja, Belgien ist sehr klein. Aber das bedeutet auch, dass die Belgier einen kennen. Wir leben in einem Land von zehn bis elf Millionen Belgiern, nur fünf Millionen davon sind Flamen. Die französischsprachigen und niederländischsprachigen Teile verkörpern zwei verschiedene Welten. Es gibt also genug Rollen, aber nicht alle sind interessant. Das liegt daran, dass es nicht genug interessante Regisseure gibt. Viele sehr gute Regisseure ziehen weg und machen ihre Filme mit großen Hollywood-Stars. Man muss mit dem Strom schwimmen.

Schielst du auf andere Märkte? Wäre beispielsweise der deutsche Markt interessant für dich?
Simoni: Ja, natürlich. Viele fragen mich, ob ich gerne nach Hollywood gehen möchte. Hollywood an sich interessiert mich nicht so sehr, aber die USA darüber hinaus und auch Deutschland und Frankreich. Das französische Kino ist großartig, die können etwas, was der Rest der Welt nicht kann. Sie machen Filme, die sowohl geistreich und humorvoll sind als auch emotional sehr aufgeladen und tiefgehend. Daher würde ich auch gerne in Frankreich arbeiten. Und in Deutschland natürlich. Mein Deutsch ist nicht so gut, aber daran kann man arbeiten.

Was glaubst du, warum der französische Film viel bekannter ist als der niederländischsprachige?
Simoni: Es liegt alles am Absatzmarkt, der ist für französischsprachige Filme viel größer. Da habe ich ein bisschen Pech, dass ich in Belgien und Flandern geboren worden bin, weil diese Sprache nicht weiter reicht als 600 Kilometer.

Aber für Filme aus Flandern ist es selbst in den Niederlanden schwierig, Aufmerksamkeit zu bekommen.
Simoni: Ja, das stimmt. Deswegen ist es auch wichtig, dass wir an unserem Akzent arbeiten. Aber auch an unserem Französisch und Englisch, um über die Grenzen hinaus aktiv sein zu können.

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