Interview mit Matteo Simoni, European Shooting Star auf der Berlinale 2018, Belgien

"Das französische Kino ist großartig, die können etwas, was der Rest der Welt nicht kann"



Du bist das ideale Beispiel eines europäischen Schauspielers, der gleich mehrere Sprachen spricht, Niederländisch, Französisch, Italienisch und Englisch. Hast du bereits in anderen Sprachen außer dem Niederländischen gespielt?
Simoni: In „Marina“ habe ich auf Italienisch gespielt. Das war das erste Mal für mich und es erwies sich als große Befreiung. Ich kam aus meinen Gewohnheiten heraus. Ich tat Dinge, die ich noch nie getan hatte, indem ich in einer anderen Sprache sprach. In den Filmen „Safety First: the movie“ oder „Callboys“ habe ich Rollen, in denen ich einen Akzent annehme.
Der Akzent, den ich bei „Safety first“ spreche, ist ein südbelgischer, von jemandem, der an der französisch-niederländischen Sprachgrenze lebt. Das soll die Figur dümmer, einfacher und naiver machen. Ein Publikum aus dem Ausland kann dies vielleicht nicht so gut hören oder einordnen. Es ist eine Herausforderung und so bleibt das Schauspielern etwas Außergewöhnliches, nicht Alltägliches. Auf diese Weise kann ich glücklicherweise meinen Beruf spannend halten, ich verliere mich nicht in der Routine.

Der Film „Safety first: the movie“ war ein großer Erfolg in Belgien. Aber nicht darüber hinaus.
Simoni: Das ist ein spezifischer flämischer Film. Vor dem Film lief die Serie, auf der der Film basiert, über zwei Staffeln im Fernsehen. Der Film wurde insbesondere für die Menschen gemacht, die die Serie kennen. Man kann den Film auch schauen, ohne dass man die Serie kennt. Die Zuschauer kennen ihre Stärken und Schwächen.

Im Film geht es um das Thema Homosexualität. Erzählt wird die Liebesgeschichte, die sachte Annäherung zweier Männer. Wie wichtig ist es, heutzutage in Belgien darüber zu sprechen?
Simoni: Es ist sehr wichtig. Noch heute werden Homosexuelle mit Anfeindungen konfrontiert. Es ist noch eine große Hürde, zu seiner homosexuellen Orientierung zu stehen. Viele haben Probleme damit. Wenn Fußballer, aber eben auch Schauspieler angeben, sie sind homosexuell, ändert sich vielfach die Sicht auf sie. Man denke an Leonardo DiCaprio, über dessen sexuelle Orientierung seit Jahren spekuliert wird. Männer, die Machos spielen müssen, kommen in Bedrängnis, wenn man ihnen dies nicht mehr zutraut. Es handelt sich, meiner Meinung nach, um ein Tabu in diesem Geschäft.
Es geht in erster Linie im Film um eine Liebesgeschichte, die hier allerdings etwas origineller aufgefasst wurde. Sie ist spannender und setzt die Freundschaft der vier Freunde aufs Spiel.

Weiterlesen: Die Kritik von BFF-Autor Henning Koch „Coming-out im Disneyland für Erwachsene“ zu „Safety first: the movie„, der im Rahmen von Prachtige Films!, einer Filmreihe für Filme aus den Niederlanden und Flandern, lief…

Ich bin ein großer Träumer

Welche Erwartungen und Hoffnungen hast du an deine Teilnahme an der Berlinale als European Shooting Star 2018?
Simoni: Ich bin ein großer Träumer und sehr ehrgeizig. Ich hoffe viel, aber ich bin auch sehr nüchtern und weiß, dass die Dinge dann geschehen, wenn sie geschehen sollen. Aber natürlich freue ich mich, wenn aus diesen paar Tagen etwas Tolles hervorgehen wird.

Dein aktueller Film „Gangsta“ wurde dieses Jahr auf dem Markt in Berlin präsentiert. Kannst du etwas zur Rolle sagen?
Simoni: Es geht um vier Straßenjungs, die viele Filme geschaut haben und sich zu stark mit großen Filmstars wie Tony Montana in „Scarface“ und den Charakteren aus „Der Pate“ identifizieren. Ohne dass sie es wissen, zetteln sie einen Drogenkrieg an. Einen Drogenkrieg, der internationale Ausmaße annimmt und bis nach Kolumbien reicht. Ich spiele den Anführer der Gruppe, sozusagen das „Hirn“, der sagt, man müsse unter dem Radar bleiben, um etwas verdienen zu können. Ich habe in dieser Rolle auch einen Akzent, ich spreche ein bisschen Marokkanisch. Das hatte ich vorher noch nie gesprochen, aber für den Film habe ich einige Wörter gelernt.

Die Fragen stellte Teresa Vena für Berliner Filmfestivals.

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