Berlinale 2019: Tagebuch vom Film Festival
Mittwoch – Der Countdown läuft, die Woche der Kritik beginnt
2019 präsentieren das Onlinemagazin berliner-filmfestivals.de und das Fahrgastfernsehen Berliner Fenster ein gemeinsames Berlinale-Tagebuch. Zehn aufregende Festivaltage mit rund 400 Filmen warten auf die Stadt. Berlin wird bis 17. Februar zum Nabel der Kino-Welt. Wie es um jenes Kino bestellt ist und ob es tatsächlich auf die „Intensivstation“ muss, fragt die 5. Woche der Kritik in ihrer heutigen Auftaktkonferenz in der Volksbühne. Dort darf gestritten werden. Anlass zur Diskussion zu geben, ist ein wichtiges Anliegen vom Kino, das Berlin in den nächsten Tagen erwartet. Wir freuen uns darauf ebenso wie auf Stars, Glamour und die Jagd nach den Berlinale Bären.
Donnerstag – Eröffnung
Ein seit 2001 vertrautes Ritual ist heute ein letztes Mal zu bestaunen: Direktor Dieter Kosslick eröffnet „seine“ Berlinale. An seiner Seite: Das Ensemble um Regisseurin Lone Scherfig dem für „The Kindness of Strangers“ der Rote Teppich ausgerollt wird. Die Dänin erzählt ihren Zuschauern über die Begegnung von vier Menschen in einem kalten New Yorker Winter. Bereits 2001 sicherte sich Scherfig einen Silbernen Bären. 17 Filme konkurrieren 2019 um die Festival-Hauptpreise, immerhin sieben stammen von Regisseurinnen. Mit der französischen Schauspielerin Juliette Binoche übernimmt ebenfalls eine Frau die Präsidentschaft der Jury – eine Aufgabe, die die Oscarpreisträgerin sicher würdig erfüllen wird.
Freitag – Die Kinoflaute
Eine Bilanz-Mitteilung der FFA sorgt für Berlinale-Gesprächsstoff: Steckt das Kino in der Krise? 2018 verzeichneten die Kinokassen einen Rückgang von 14 Prozent an Kartenverkäufen. Apokalyptiker stellen dem Kino bereits den Totenschein aus. Streamingplattformen werden schnell dafür verantwortlich gemacht, was vielleicht auch nur Jahrhundertsommer, Fußball-WM oder fehlende Blockbuster verursachten. Dabei bewegt sich was: Jona Hill bringt die 16mm zurück und mit 41 Prozent Frauenquote ist die 69. Festivalausgabe schon jetzt die „Berlinale der Frauen“. Fast möchte man meinen, Dieter Kosslick läutet in seinem letzten Festivaljahr eine Zeitenwende ein.
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Samstag – Ein erstes Highlight im Wettbewerb
Nachdem zum Auftakt des Wettbewerbs und des Festivals „The Kindness of Strangers“ ziemlich enttäuschte, nahm die Königsdisziplin der 69. Berlinale mit „Systemsprenger„, dem (Spielfilm-)Debüt von Nora Fingscheidt furios an Fahrt auf. Sie lässt Benni, herausragend gespielt von Helena Zengel, scheinbar völlig außer Kontrolle geraten über die Leinwand wüten, dass einem der Atem stockt. So derart verzweifelt und gleichermaßen rabiat kämpft die Neunjährige um die Liebe ihrer Mutter. Der erste von drei deutschen Beiträgen legt die Messlatte für Angela Schanelec und auch Fatih Akin, dessen Strunk-Verfilmung „Der Goldene Handschuh“ morgen nachlegt, schon sehr hoch.