20 Jahre knorke: achtung berlin 2024
achtung berlin ist ein wichtiges Schaufenster für das junge deutsche Kino, es feiert seine 20. Jubiläumsausgabe von 10. bis 17. April 2024, mit einer eindrucksvollen Programmauswahl.
Der Wettbewerb für abendfüllende Spielfilme bietet zwölf spannende Werke, die mit kreativen Ansätzen und vielschichtigen Erzählungen punkten. Von dystopischen Zukunftsszenarien bis hin zu intimen Porträts behandeln die Filme existentielle Fragen und gesellschaftliche Herausforderungen auf originelle und mitreißende Weise.
“Mit Freude sehen wir in den diesjährigen Wettbewerbsfilmen die neuen Perspektiven der jungen Generation, die mit großer Spielfreude, Sorgfalt und Versiertheit auf sehr originelle und unangepasste Weise von Realitäten und Rebellionen rund um existentielle Fragestellungen erzählen. Ihre örtlich und formal sehr frei und vielfältig gestalteten Filme befragen Lebensweisen, Gesellschaftsformen, Geschlechterstereotypen, Formen der Liebe und umkreisen dabei Fragen nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit sowie Gemeinschaft und Solidarität. Insgesamt ein sehr kreativer, filmisch herausfordernder Wettbewerb“, so Regina Kräh und Sebastian Brose, Leiter:innen des achtung berlin Filmfestival zum diesjährigen Spielfilm-Wettbewerb.
Ein weiterer Höhepunkt des Festivals ist der Wettbewerb für abendfüllende Dokumentarfilme, der zwölf fesselnde Produktionen präsentiert. Diese Filme spiegeln eine Vielzahl von Lebensformen und sozialen Themen wider, von Wohnungsnot bis hin zu Migration und sozialer Gerechtigkeit.
Zusätzlich zu den Wettbewerben bietet das Festival ein Jubiläumsprogramm und eine filmhistorische Retrospektive. „Für immer jung – 20 Jahre achtung berlin Filmfestival“ zeigt wichtige Filme der letzten zwei Jahrzehnte, die die Vielfalt des Festivals widerspiegeln.
Die Retrospektive „Statt leben – Wohnen in Berlin“ beleuchtet die Wohnraumfrage in Berlin durch verschiedene Zeiten und Systeme.
Die Sektionen „Berlin Spotlights“, „Berlin Special“ und „Berlin Series“ vervollständigen das Programm mit Langfilmen, Dokumentationen und Serien. Dabei werden Themen wie Verlust, Neubeginn, Zeitgeschichte und Feminismus aufgegriffen. Internationale Produktionen ergänzen das Angebot und bieten ein breites Spektrum an filmischen Erfahrungen.
Insgesamt verspricht achtung berlin eine bewegende Reise durch das zeitgenössische deutsche Kino und nicht zuletzt die eigene Festivalhistorie, die sowohl etablierte als auch aufstrebende Filmemacher:innen würdigt und das Publikum mit vielfältigen Perspektiven und persönlichen Geschichten bereichert.
Die Berliner-Filmfestivals.de-Redaktion hat einige Tipps aus dem Programm für euch parat…
JENSEITS DER BLAUEN GRENZE
Darum geht es:
1989 in Rostock. Die ehrgeizige Leistungsschwimmerin Hanna (Lena Urzendowsky) soll bei der Spartakiade in Leipzig antreten und im Erfolgsfall auf die renommierte Kinder- und Jugendsportschule wechseln. Ihr bester Freund Andreas (Willi Geitmann), der mit seinen Eltern über Hanna und deren Familie wohnt, wird von seinem Vater geschlagen – und gerät durch sein aufsässiges Verhalten ins Visier der Stasi. Als Hannas und Andreas‘ Mitschüler und Freund Jens (Jannis Veihelmann) mit seinen Eltern nach Hamburg ausreist, schmiedet Andreas einen waghalsigen Plan, den er Hanna anvertraut: 50 Kilometer schwimmen – durch die Ostsee nach Fehmarn! Hanna, die von der Stasi dazu gedrängt wird, den Kontakt zu Andreas abzubrechen, muss sich entscheiden.
Was du zum Film wissen musst:
Regisseurin Sarah Neumann, 1988 in Görlitz geboren, studierte an der Filmakademie Baden-Württemberg Szenische Regie und schrieb das Drehbuch anhand des gleichnamigen Romans von Dorit Linke. In JENSEITS DER BLAUEN GRENZE, ihrem eindrücklichen Langspielfilmdebüt, beim Filmfestival Max Ophüls Preis 2024 u. a. mit dem Publikumspreis Spielfilm und dem Preis der Ökumenischen Jury ausgezeichnet, zeigt sie anhand eines riskanten Fluchtversuchs zweier Teenager*innen aus der DDR den Kampf junger Menschen um Freiheit und Selbstverwirklichung, der nicht nur Zeitgeschichte spiegelt, sondern sich auch auf die Gegenwart und aktuelle Fluchtbewegungen übertragen lässt. – StB
Termine bei achtung berlin 2024:
Uhr, Filmtheater-Union Fürstenwalde
Uhr, Babylon 1
Uhr, ACUDkino
DANCING HEARTBEATS
Darum geht es:
In den 1970er-Jahren unter afroamerikanischen Jugendlichen in New York entstanden, ist Breakdance heute weltweit verbreitet. Lisa Wagner stellt in ihrem Dokumentarfilm DANCING HEARTBEATS die Tänzerinnen Frieda, Viola und Jilou aus Deutschland in den Mittelpunkt. Was bedeutet ihnen das Breaken und was löst das Tanzen in ihnen aus? Ob Möglichkeit zum sozialen Aufstieg oder Ventil, um besser mit schwierigen Situationen zurechtzukommen: In DANCING HEARTBEATS erzählen die drei B-Girls vom Gewinnen, von krassen Adrenalinkicks und dem Gefühl, über sich hinauszuwachsen, aber auch von Verletzungen, die zurückwerfen, vom Verlieren, von Selbstzweifeln und Druck.
Was du zum Film wissen musst:
Regisseurin Lisa Wagner hat keinen klassischen Dokumentarfilm über Breakdance gedreht, sondern ein starkes, weil sehr persönliches filmisches Porträt über das Breaken aus der Perspektive ihrer drei Protagonistinnen. Sie ist nah dran, begleitet die drei zu harten Trainings und nervenaufreibenden Battles im In- und Ausland und lässt die selbstbewussten jungen Frauen, die es geschafft haben, sich in einer immer noch männerdominierten Szene durchzukämpfen, auch in ihrem privaten Umfeld ausführlich ihren Weg als B-Girls reflektieren. Wagner fängt in ihrem ruhig erzählten zweiten Langfilm auch ein, wie sich die Perspektive der mittlerweile über 30-Jährigen auf das Breaken mit der Zeit verändert – und wie sie ihren jeweils eigenen Weg suchen, sich eine Zukunft aufzubauen. – StB
Termine bei achtung berlin 2024:
Uhr, Babylon 1
Uhr, Babylon 3
SICK GIRLS
Darum geht es:
Gitti Grüters autobiografische Reise zu sich selbst. Die Schweizer Filmstudierende nutzt das Medium Film, um zu ergründen, ob die bei ihr schon früh gestelle ADHS zutrifft – und sie trifft andere Frauen mit ADHS. Dabei geht es nicht nur darum, das Spektrum der Störung aufzuzeigen, sondern zu hinterfragen, wie mit ADHS medizinisch und medial umgegangen bzw. „abgestempelt“ wird. Dazu gehört auch, dass die Diagnostik sich wie große Teile der Medizin überhaupt an Männern orientiert und Frauen unklarere Symptome aufweisen.
Was du zum Film wissen musst:
Gitti Grüters Dokumentarfilm zeigt eine Sache besonders gut: Ohne (Selbst)akzeptanz wird das alles nichts. Das gilt vor allem natürlich für die Regisseurin selbst, die sehr darunter leidet, noch nie eine Beziehung eingegangen zu sein – für sie war das ADHS und die Medikation also auch immer ein Weg, mit der eigenen Depression und Traurigkeit umzugehen. Dieser persönliche Blick bleibt interessant, und bisweilen auch sehr unterhaltsam, selbst wenn der Film manchmal leicht ins Befindliche kippt und einige Redundanzen aufweist. – MK
Termine bei achtung berlin:
Montag, 15.4., 20.30 Uhr, ACUDkino
Dienstag, 16.4, 18.30 Uhr, Wolf Kino
MILCHZÄHNE
Darum geht es:
Skalde lebt mit ihrer Mutter in einer Gemeinschaft, die sich in den Wald zurückgezogen hat. Die Zivilisation hat sich verändert, man lebt zurückgezogen, sich von „anderen“ abschirmend und den möglichen Eindringlingen gegenüber feindselig gesinnt. Um sich zu schützen, wurde ein strenges Wach- und Verteidigungssystem aufgebaut, dem Skalde auch angehört. Als sie im Wald ein Mädchen findet, das offenbar ausgesetzt wurde, und es bei sich aufnimmt, kommen bei den restlichen Mitgliedern der Gemeinschaft alte Ressentiments ihr gegenüber wieder hoch, die sie längst überwunden glaubte.
Was du zum Film wissen musst:
Sophia Bösch hatte mit ihrem Kurzfilm RÅ, den sie in Schweden drehte, beachtlichen Erfolg. Er feierte 2018 seine Premiere in der Perspektive Deutsches Kino der Berlinale und gewann unter anderem den Deutschen Kurzfilmpreis. Mit diesem ersten langen Spielfilm knüpft sie thematisch und ästhetisch daran an. Die Schweizer Regisseurin mit schwedischen Wurzeln und einer Ausbildung in Schweden und Deutschland, wo sie den Regieabschluss an der Konrad Wolf Filmuniversität in Babelsberg absolvierte interessiert sich für Themen wie Identität, Gemeinschaft und die Dazugehörigkeit dazu. – TV
Termine bei achtung berlin:
Mittwoch, 10.4., 19.30 Uhr, Colosseum
Freitag, 12.4., 19 Uhr, Il Kino
Sonntag, 14.4., 20:15 Uhr, Filmtheater-Union Fürstenwalde
Montag, 15.4., 22:30 Uhr, Babylon 2
DER JUNGE, DEM DIE WELT GEHÖRT
Darum geht es:
Basilio ist ein junger Mann mit großem Selbstbewusstsein und der Seele eines Künstlers. Er lebt in einer leerstehenden alten italienischen Villa. Er spielt Klavier und komponiert. Seine Begleitung ist ein Mann mittleren Alters, der seine Launen aushält und den er als intellektuellen Gegenspieler nutzt. Bei einem von Basilios Besuchen in seinem Stammlokal, lernt Basilio Karla kennen. Ihre Liebesgeschichte beginnt.
Was du zum Film wissen musst:
Robert Gwisdek, Sohn von Michael Gwisdek und Corinna Harfouch, zwei Größen des deutschen Films, präsentiert mit seinem ersten Spielfilm, ein Werk, das sich als Hommage an die Kunst liest. Der Film ist in stilisiertem, melancholisch-wirkendem Schwarz-Weiß getaucht. Musik spielt darin eine entscheidende Rolle und neben den beiden jungen Hauptdarstellern, bringen Corinna Harfouch selbst und der französische Schauspieler Denis Lavant als Veteranen des Kinos ebenfalls Leben in die Geschichte. – TV
Termine bei achtung berlin:
Freitag, 12.4., 20:15 Uhr, Filmtheater-Union Fürstenwald
Samstag, 13.4., 19:45 Uhr, Babylon 1
Sonntag, 14.4., 21 Uhr, Il Kino