„Houston, wir haben ein Problem“ von Žiga Virc



Diese haarsträubende Geschichte wird dem Zuschauer aus verschiedenen Quellen zugetragen. Zum einen lernt er einen dieser Ingenieure kennen. Ivan, aus dem heutigen Serbien, lebt seit 50 Jahren in Houston, Texas, und erfährt endlich über den Verbleib seiner Tochter, die im Glauben an seinen Tod gelassen wurde. Das Kamerateam macht sich auf den Weg, als er sie in Serbien besuchen will. Gleichzeitig führt er es zu mittlerweile längst verfallenen Fabriken, Orten der ehemaligen Weltraumforschung. Zu sehen sind romantisch überwucherte Ruinen aus Beton, die viel Raum für die eigene Imagination lassen.

Entstanden sind beeindruckende Bilder, die durch ihre Schärfe und natürlichen Schlichtheit faszinieren. Das Gleiche gilt für die Archivaufnahmen, mit denen der Film versetzt ist und die mehrheitlich Tito zeigen, wie er stolz und linkisch auftritt. Dokumentiert wurde sein Besuch in den USA und das Treffen mit Kennedy, aber auch Alltagsausschnitte wie er mit seinen Hunden spielt oder in der Badehose umher spaziert. Als drittes Stilmittel neben den Archivaufnahmen und den Dreharbeiten mit Ivan Pavic fügt der Autor Interviewfragmente mit einem ehemaligen Staatsangestellten unter Tito und mit einem der berühmtesten Slowenier der Gegenwart, dem Philosoph Slavoj Žižek, hinzu. Beide wirken auf ihre Art unfreiwillig komisch, der erste weil er im Konflikt zu seiner ehemaligen Position zur Schönmalerei tendiert und anti-kapitalistische Gemeinplätze produziert, der andere durch sein arrogantes Auftreten, das umso mehr die Banalität seiner Aussprüche unterstreicht.

Houston, wir haben ein Problem“ mischt Elemente der Dokumentation mit denen des Krimis und präsentiert den Zuschauern ein spannendes, anrührendes und informatives Werk, das unterhält und lange nachhallt. Es entspricht der Absicht des Autors, dass bis zum Schluss nicht klar ist, was nun an der Geschichte stimmt oder nicht. Um es mit den Worten von Žižek zu sagen: „Selbst wenn es nicht passiert ist, ist es wahr.“ Abgesehen von der eigentlichen erzählten Geschichte liegt die Stärke von „Houston“ darin, dass der Zuschauer einen humorvollen Einblick in das komplizierte politische und soziale Gefüge „Jugoslawiens“ erhält und wie es kurz vor 1991 erfiel.

Teresa Vena

Houston, wir haben ein Problem„, Regie: Žiga Virc, Darsteller: Josip Broz Tito, Slavoj Žižek, John F. Kennedy, Damir Vidović, Marijan F. Kranjc, W. A. Harriman, Michael Manske

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