„Als wir träumten“ von Andreas Dresen


Andreas Dresen tritt mit "Als wir träumten" im Wettbewerb 2015 an. Im Bild: Merlin Rose, Marcel Heupermann und Julius Nitschkoff. Foto: Peter Hartwig © Rommel Film

Andreas Dresen tritt mit „Als wir träumten“ im Wettbewerb 2015 an. Im Bild: Merlin Rose, Marcel Heupermann und Julius Nitschkoff. Foto: Peter Hartwig © Rommel Film

 Wendezirkus

Wie konnte das denn passieren, fragten sich ungläubig einige am Ende des Films, noch immer den Kopf schüttelnd über das, was man da gerade 117 Minuten auf der Leinwand hatte mit ansehen müssen. Mit „Als wir träumten“ wollte Andreas Dresen eigentlich den Zeitgeist jener Generation einfangen, die direkt in der Phase des Übergangs, der so genannten Wende, ihre wichtigste soziale Prägung erfuhr. Die Zeit zwischen Pubertät und Erwachsensein, in dem fast alle zart aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen, die große Freiheit riechen und mitmischen wollen im Spiel des Lebens. Noch grün hinter den Ohren stolpern die meisten von ihnen ungestüm und angstfrei auf ihre Zukunft drauf los, testen und überschreiten ihre Grenzen, suchen und finden sich und treffen auf die ersten realen Schatten aus der Welt der Großen. Ein wahrlich spannendes Alter. Trifft diese Zeit des Heranwachsens auf eine Phase des Umbruchs, kann sie entweder lähmen oder beflügeln. In der zunächst hoffnungsvollen und erwartungsfrohen Aufbruchsstimmung der Wendezeit konnte diese Neuausrichtung, in der nicht zuletzt lästige alte Regeln gegen neue, oft unbekannte ersetzt werden sollten, das Gefühl der Unbesiegbarkeit um ein Vielfaches potenzieren. „Mit solchem Mut muss man die Welt erobern.“, erklärt Andreas Dresen seine Faszination für den wilden und anarchischen Ton in Clemens Meyers Roman, dem er mit seinem Film eigenes Leben einzuhauchen versucht. Das Resultat ist eine flache Wende-Groteske.

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Zu Beginn holt Filmemacher Andreas Dresen sein Publikum mit einer Szene ab, die vor vornherein klarstellt, dass von den einstigen Träumen wohl nichts mehr übrig geblieben ist. In einem dunklen und verwahrlosten Kino treffen sich der heroinabhängige Mark und Dani, einer seiner besten Freunde aufeinander. Das Kino als symbolhafter und zugleich persönlicher Ort des verträumten Glücks und melancholischer Erinnerungen. Dann geht es in die Rückblenden. Die einen zeigen die Zeit Ende der 8oer, als Mark, Dani, Rico, Pitbull, Paul und Sternchen in Leipzig noch richtige Thälmann-Pioniere waren und dem Ideologiezauber von Pionierleiter und Schuldirektor lauschten, die anderen zeigen die Jahre nach dem Zusammenbrechen des „real existierenden Sozialismus“. Disziplin und Gehorsam hießen die Schlagwörter der einen, Anarchie und Chaos die der anderen Zeit. Das Lebensgefühl war ortsunabhängig und für alle Zonenkinder gleich.

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