„Dorsvloer vol confetti“ („Konfetti-Ernte“) von Tallulah Hazekamp Schwab
In den Niederlanden leben in der Region Zeeland entlang dem sogenannten „Bibelgürtel“ noch heute protestantische Gemeinden, deren strenge Auslegung der biblischen Weisungen auf den Puritanismus zurückgeht und mit dem Gedankengut der US-amerikanischen Amischen vergleichbar ist. Vielfach geht diese Lebensweise mit einem Verzicht auf technischen Komfort einher, verschiedene Haushalte kommen sogar freiwillig ohne laufendes Wasser und Elektrizität aus, aber vor allem geht es um höchst konservative Wertevorstellungen, die weitgehend durch die Religion beeinflusst sind. So ist es beispielsweise unvorstellbar, dass Katelijnes (Hendrike Nieuwerf) Bruder Christiaan seine schwangere Freundin nicht heiratet, auch wenn er sie offensichtlich nicht liebt.
Gleich sechs Brüder sorgen für einen deutlichen Männer-Überschuss in der Familie. Foto: Berlinale
Katelijne ist das Alter-Ego der Romanautorin. Trotzt der ganzen Unzufriedenheit und dem Leiden, das aus so einer Kindheitserfahrung hervorgegangen sein muss, beschreibt die Autorin ihre Angehörigen, die sie bis heute als Nestbeschmutzerin betrachten, auf erstaunlich liebevolle Art. Die Verfilmung zeichnet ein zwar sensibles, aber nicht zu emotionalisierendes Bild dieser Familie. Die Aufnahmen der ländlichen Idylle mit weiten Blumen- und Getreidefeldern kontrastiert die innere Aufgewühltheit des Mädchens, aus dessen Perspektive Buch und Film erzählt werden.
Teresa Vena
„Dorsvloer vol confetti„, Regie: Tallulah Hazekamp Schwab, Darsteller: Hendrike Nieuwerf, Suzan Boogaerdt, Steven van Watermeulen