„Saint Amour“ von Benoît Delépine und Gustave Kervern
Liebe, Wein & dicke Bäuche
Ein geheimnisvolles Auftreten, die Suggestion von persönlicher Tiefe und der Sinn für visuelle Ästhetik sind laut eines Pariser Taxifahrers die drei wichtigsten Grundzutaten, wenn es um die erfolgreiche Verführung des weiblichen Geschlechts geht. Der Mann ist 24, verheiratet und hat zwei Kinder. Zumindest behauptet er das. Seine beiden Dauerfahrgäste Jean und Bruno, ein zerstrittenes Vater-Sohn-Gespann mit eigener Rinderzucht, können demgegenüber nur wenige Erfolge bei Frauen vorweisen. Jean ist fettleibig und verwitwet, Bruno ist ungehobelt, unsicher und hat ein ganz offensichtliches Alkoholproblem. Die Pariser Messe für Landwirtschaft hinter sich lassend, bereisen sie zu dritt das ländliche Frankreich, um zu trinken, zu flirten und vor allem, um sich zu streiten.
Schon 2010 war Gérard Depardieu geradezu prädestiniert für die Hauptrolle in Benoît Delépines und Gustave Kerverns gemeinschaftlicher Regiearbeit „Mammuth“. Damals noch als alter Fettsack mit strähniger Rockermatte und knatterndem Motorrad in der französischen Pampa unterwegs, ist Dépardieu in seiner neuen Rolle als Jean in „Saint Amour“ definitiv nicht schlanker geworden, dafür aber umso spießiger, angepasster und vor allem desillusionierter. Während er die Ideale der harten Arbeit der Landwirtschaft kompromisslos hochhält, hat sein Sohn Bruno es satt, aufgrund seiner Tätigkeit als Rinderwirt von Frauen als ungebildetes Landei abgestempelt zu werden. Ihr Fahrer Mike, in Wirklichkeit ebenfalls unfreiwilliger Single, nutzt derweil ihre gemeinsame Reise, um seine verflossenen Liebschaften abzuklappern, die möglicherweise für einen zweiten Versuch geeignet und verfügbar sind.