„As duas Irenes“ von Fabio Meira


“As duas Irenes” von  Fabio Meira überzeugte in der Berlinale Generation. Copyright: Roseira Filmes and Lacuna Filmes

“As duas Irenes” von Fabio Meira überzeugte in der Berlinale Generation. Copyright: Roseira Filmes and Lacuna Filmes

Ein Sommer, der alles verändert

Die 13-jährige Irene (Priscila Bittencourt), ein nachdenkliches, zurückhaltendes Mädchen, wächst behütet in einem kleinen brasilianischen Ort in einer wohlhabenden, bürgerlichen Familie mit den Eltern und zwei Schwestern auf. Doch die familiäre Idylle trügt: Eines Tages entdeckt Irene, dass ihr Vater (Marco Ricca) ein Doppelleben führt. Er hat noch eine zweite Familie und eine weitere Tochter (Isabela Torres) in Irenes Alter, die ebenfalls Irene heißt. Irene möchte die andere Irene, ihre Halbschwester, kennenlernen und beginnt ein Spiel, das jederzeit aufzufliegen droht.

Die andere Irene wirkt selbstbewusst, fröhlich und frei und lebt allein mit ihrer Mutter (Inês Peixoto), einer Schneiderin, in recht einfachen Verhältnissen. Trotz ihrer unterschiedlichen Charaktereigenschaften und der ungleichen sozialen Herkunft freunden die beiden Irenes sich schnell an. Irene genießt ihre neuen Freiheiten mit ihrer Halbschwester. Zusammen fahren sie zum See oder ins Kino und erleben erste Schwärmereien für die Jungen aus dem Ort. Bei der anderen Irene kann Irene frei sein und muss sich nicht den strengen Regeln ihres bürgerlichen Elternhauses unterwerfen. In einer symbolträchtigen Szene, die die Identitätssuche des Mädchens spiegelt, steht Irene vor einem Felsen und ruft ihren Namen – immer wieder. Ein Echo entsteht und schließlich nähert sich von hinten die zweite Irene. Erst durch ihre Schwester und Namensvetterin wird Irene komplett und kann ihren Charakter voll entfalten.

Vor der sommerlich heißen Kulisse eines kleinen brasilianischen Ortes entspinnt sich eine Coming-of-Age-Story, die berührt. Die Freundschaft der beiden Mädchen steht im Vordergrund, während der Vater und seine Beweggründe im Hintergrund bleiben. Die beiden Irenes finden ihren ganz eigenen Weg, mit der neuen familiären Situation umzugehen – zerrissen zwischen Wut auf ihren Vater, Unverständnis und Neugier auf die Halbschwester und den anderen Teil ihrer Familie.

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