„Eldorado“ von Markus Imhoof


Nicht wesentlich besser ergeht es den Geflüchteten, die es bis in die Schweiz schaffen. Ein schwindend kleiner Prozentsatz von Asylanträgen von Menschen mit afrikanischer Herkunft findet Zustimmung, weswegen sich die Behördenarbeit darauf konzentriert, die freiwilligen oder weniger freiwilligen Rückreisen der einzelnen Kandidaten zu organisieren. Das Paradox besteht dabei darin, dass letztere im Falle der Schweiz eine stolze Summe von durchschnittlich 15.000 Schweizer Franken kosten, denn jeder Rückreisende wird beispielsweise von drei Polizisten begleitet. Imhoof spürt der Geschichte eines solchen Zurückkehrenden nach. Dieser kauft sich mit dem von den Schweizer Behörden erhaltenen Geldbetrag Vieh, damit er Milchprodukte produzieren und somit ein Einkommen bestreiten kann. Was er allerdings nicht kann, denn lokale Produkte können sich nicht auf dem Markt halten, da die Preise von Nahrungsmittelkonzernen aus Industrieländern, die auf dem Markt tätig sind, unterboten werden. Und wieder schließt sich der Kreis.

Größte Schwierigkeit bei der Produktion des Films sei es gewesen, die verschiedenen Institutionen zu überzeugen, in ihrem Wirkungsfeld zu filmen. Erstaunlich sei die Zurückhaltung insbesondere deswegen gewesen, da es sich im Wesentlichen um staatliche oder staatlich finanzierte Institutionen handle. Die einen hätten Angst, dass man ihnen vorwerfe, sie seien „zu streng“ und die anderen, sie seien „zu wenig streng“. Der Film entstand aus bis zu fünf Stunden Material, das der Regisseur exemplarisch und präzise zu einer unaufgeregten, aber nachhaltigen Bilderfolge zusammenstellt. Die tragende Männerstimme, die den Kommentar zum Film spricht, fungiert als Alter-Ego des Regisseurs. Der Text ist zurückhaltend und lakonisch mit einer wiederholt ironischen Ebene, die vielleicht leicht zynisch wirkt, doch eher als Ausdruck einer ehrlichen Bescheidenheit und Ohnmacht angesichts der Strenge und Ernsthaftigkeit des Erlebten zu werten ist. Auf diese Weise vermeidet Imhoof zudem moralisierendes Pathos.

Teresa Vena

Eldorado„, Regie: Markus Imhoof; Kinostart: 26. April 2018.

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