68. Berlinale: „Rückenwind von vorn“ von Philipp Eichholtz


Nach „Luca tanzt leise„, der Geschichte der depressiven Luca, und „Liebe mich!„, dem Film über die impulsive Sarah und ihre Suche nach der großen Liebe, nimmt Regisseur Philipp Eichholtz in „Rückenwind von vorn“ erneut die Nöte und die Selbstfindung einer jungen Frau in den Blick. Gleichzeitig gelingt ihm mit dem Eröffnungsfilm der Perspektive Deutsches Kino, das typische Lebensgefühl vieler Endzwanziger in Berlin einzufangen, die sich nicht festlegen, sondern lieber noch ein bisschen feiern und reisen wollen.

Victoria Schulz („Von jetzt an kein Zurück„, „Dora oder die sexuellen Neurosen unserer Eltern„) trägt den Film als unbefangene und grundsympathische Charlie. Aleksandar Radenković („Beat Beat Heart„) geht einem als Marco, der Charlie mit Hilfe einer Ovulations-App schwängern will, aber schon als Babysitter des kleinen Neffen völlig überfordert ist, richtig auf die Nerven. Seine Schwester (Karin Hanczewski) steht ihm in nichts nach. Daniel Zillmann („Blind & Hässlich„, „Sommer in Orange„, „13 Semester„, „Berlin am Meer„) als Lehrerkollege Gerry bietet den Gegenentwurf zu Charlies momentaner Situation: Freiheit und Spontaneität.

Trotz einiger unglaubwürdiger Wendungen und einer sympathischen, aber etwas naiven Heldin hält „Rückenwind von vorn“ bis zum Schluss die Spannung und macht Spaß. Improvisierte Dialoge sorgen für Glaubwürdigkeit. Songs wie „Rennrad„, in dem die Berliner Band Dota über Aufbruch singt, unterstützen den allgegenwärtigen Berlinbezug des tragikomischen Films. „Rückenwind von vorn“ ist eine Geschichte über eine junge Frau in Berlin, aber vor allem über den Mut, sich selbst und seinen Träumen treu zu bleiben – trotz des Drucks und der Erwartungen von außen.

Stefanie Borowsky

Rückenwind von vorn„, Regie: Philipp Eichholtz; DarstellerInnen: Victoria Schulz, Aleksandar Radenković, Daniel Zillmann, Angelika Waller, Amelie Kiefer, Karin Hanczewski, Kinostart: 15. März 2018

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