71. Berlinale: INTRODUCTION von Hong Sang-soo – Silberner Bär für das beste Drehbuch
Auf die richtigen Bekanntschaften kommt es an
Das aktuelle Werk des vielbeschäftigten Regisseurs Hong Sang-soo ist eine weitere Momentaufnahme der koreanischen Gesellschaft. In Stil und Inhalt reiht es sich in seine bisherigen Werke ein, doch fällt INTRODUCTION in Bezug auf die Dichte der Einfälle und die Tiefgründigkeit der Charakterzeichnung hinter seine letzten Arbeiten zurück.
Nichtsdestotrotz wartet der Film mit einigen interessanten tragikomischen Szenen auf, die Unsicherheit, Befangenheit und unterdrückte Wut, alles bekannte Themen aus dem Repertoire des Regisseurs, minimalistisch und in gewohnt konturiertem Schwarzweiß verbildlicht.
Entsprechend des Titels des Films, der grob in drei Kapitel aufteilt ist, inszeniert der Autor verschiedene Situationen, in denen sich Menschen zum ersten Mal begegnen oder voneinander erfahren und schließlich einander vorgestellt werden.
Youngha (Shin Seokha) wird von seinem Vater (Kim Youngho), ein Naturheilpraktiker, in die Praxis gerufen, weil er ihm etwas mitteilen will. Aus irgendeinem Grund ist der Vater nervös und unkonzentriert. Als ein alter Bekannte zur Akupunkturbehandlung kommt, muss der Sohn warten. Es handelt sich um nichts anderen als einen berühmten Theaterdarsteller (Ki Joobong). Genau die Bekanntschaft, die der Sohn, der selbst Schauspieler sein will, braucht. Zwischen den beiden kommt es zu einem nur flüchtigen Kennenlernen
Younghas Pläne Freundin Juwon (Park Miso) zieht nach Berlin zieht, um dort Modedesign zu studieren. Sie soll bei einer Freundin (Kim Minhee) ihrer Mutter (Seo Younghwa) wohnen. Die Mutter stellt die beiden Frauen einander vor. Die Annäherung ist zögerlich, Juwon ist eingeschüchtert.
Um das zu Ende zu führen, was ihr Ex-Mann, der Heilpraktiker angefangen hat, arrangiert Younghas Mutter (Cho Yunhee) ein Treffen mit dem gleichen Theaterschauspieler, der Younghas Karriere positiv beeinflussen soll. Diese Begegnung sticht durch die herausragende Leistung von Ki Joobong, der sehr schnell betrunken ist und die jungen Männer vor ihm, Youngha und seinen Freund, mit bereits lallender Stimme eindringlich ermahnt, sich bloss nicht zu betrinken. Hier kommt die obligate Soju-Trinkszene zum Tragen, die in keinem Film des Regisseurs fehlen kann.