DAS GLÜCKSRAD von Ryusuke Hamaguchi
Gespräche über die Liebe
In allen drei Teilen des aktuellen Films von Ryusuke Hamaguchi geht es um unerfüllte Sehnsüchte und unterdrückte Bedürfnisse. Der japanische Regisseur interessiert sich in DAS GLÜCKSRAD für die Perspektive unterschiedlicher Frauen. Alle sind auf ihre Weise unzufrieden mit der gesellschaftlichen Rolle, die ihnen zuteil gekommen ist.
Gumi (Hyunri)erzählt ihrer besten Freundin Meiko (Kotone Furukawa) während der gemeinsamen Fahrt im Taxi von ihrer Begegnung mit einem Mann. Mit diesem Kazu (Ayumu Nakajima) habe sie einen schlichtweg magischen Moment erlebt, meint sie. Er habe ihr Raum gelassen und war sehr ehrlich. Auch darüber, dass er nicht ganz über seine letzte Beziehung hinweg sei, denn seine Ex habe ihn betrogen. Meiko lässt sich im ersten Moment nichts anmerken, doch sie hat sofort begriffen, dass Gumi von ihr und ihrem Ex-Freund Kazu spricht.
Aus einem Impuls heraus konfrontiert sie Kazu mit ihrem Wissen. Sie ist hin- und hergerissen zwischen ihrer noch bestehenden Liebe zu ihm und ihrer Unfähigkeit ganz auf ihn einlassen zu können. Wenn sie ihn nicht haben kann, darf ihn eine andere bekommen? Gumi scheint auf jeden Fall, auf den ersten Blick, besser zu ihm zu passen. Sie ist ruhig und elegant, genauso wie Kazu, während Meiko der frechere und sprunghaftere Typ ist.
Um Versuchung und Begierde geht es auch im zweiten Teil des Films. Nao (Katsuki Mori) soll sich für einen Kommilitonen am Literaturprofessor Segawa (Kiyoshiko Shibukawa) rächen und ihn verführen. Provokant liest sie ihm aus seinem Roman die Schilderung einer sehr expliziten Sexszene vor, die er, wie er beteuert, aus verkaufstechnischen Gründen, in den Text eingebaut hat. Mit stoischer Höflichkeit lauscht der Professor der einschmeichelnden Stimme, nutzt die Situation zu keinem Zeitpunkt aus. Im Gegenteil erweist er sich als verständnisvoller Gesprächspartner für Nao, die glaubt, sich für ihre Interesse an Sex rechtfertigen zu müssen.