DAS GLÜCKSRAD von Ryusuke Hamaguchi


Hamaguchis Protagonistinnen sind gefangen in gesellschaftliche Konventionen, die für Frauen in der Ehe das Endziel ihrer Entwicklung sehen. Berufliche Ambitionen oder gar sexuelle Entfaltung passen nicht in dieses Bild. In allen seinen Figuren entsteht ein Rückstau an Emotionen, die durch zufällige oder schicksalshafte Begegnungen, man kann es so oder so sehen, ihren temporären Ausbruch finden.

Genauso wie Natusko (Fusako Urabe) aus dem dritten und letzten Teil des Films, sind auch Meiko und Nao Außenseiterinnen. Sie sind selbstständig und mehr oder weniger unzufrieden. Sie wagen es gar unglücklich zu sein. Natsuko trauert ihrer lesbischen großen Liebe nach. Als sie auf der Rolltreppe eine Person sieht, die dieser sehr ähnlich ist, klammert sie sich daran, ihre alte Freundin gefunden zu haben. Als Aya (Aoba Kawai)zögerlich das Missverständnis aufklärt, sitzen die beiden schon in Ayas Haus, trinken Tee und haben sie ihre intimsten Gefühle gestanden.

In einer Art, die an Filmautoren wie Erich Rohmer oder Woody Allen erinnert, lässt Hamaguchi seine Figuren ihre Emotionen im Gespräch entladen. Meistens sind es die stillen Zwischentöne, die das Wesentliche sagen. Als so richtig neu empfindet man das Ganze aber nicht. Eine gewisse Oberflächlichkeit haftet dem Stoff an, die sich vor allem in den beiden äußeren Episoden sichtbar macht. In der mittleren hält der Regisseur die Spannung und das Knistern zwischen den beiden Darstellern ist eindeutig spürbar, auch wenn dies mit einer weniger voyeuristischen Szene an Präzision gewonnen hätte.

Teresa Vena

DAS GLÜCKSRAD (OT: GUZEN TO SOZO) wurde bei der 71. Berlinale mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet.

Regie: Ryusuke Hamaguchi, Darsteller: Kotone Furukawa, Kiyoshiko Shibukawa, Katsuki Mori, Fusako Urabe, Ayumu Nakajima, Hyunri, Aoba Kawai

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