„Shrew’s Nest“ („Musarañas“) von Juanfer Andrés und Esteban Roel


Das Grundschemas der „Misery„-Erzählung, in der ein Verunfallter bei einer einsamen, anfänglich liebevollen Frau Hilfe und Unterschlupf findet, aber dann zum Gefangenen wird, reichern die beiden Autoren von „Shrew’s Nest“ mit dem Motiv eines religiösen Fanatismus an, der einem das Grauen lehrt. Schon als Kind bescherten Montses kleiner Schwester die vorgelesenen Bibel-Geschichten Nacht für Nacht Alpträume.

Der Film versammelt einige der begehrtesten spanischen Schauspieler der jüngsten Zeit. Macarena Gómez spielt die einmal fragile, einmal entschlossene und zutiefst traumatisierte Montse meist glaubwürdig, teilweise verfällt sie ins Over-Acting, sowohl im Ausdruck von Schmerz als auch von Verwirrung, was ihrem Spiel einen streckenweise ironisierenden Charakter verleiht, der vermutlich unfreiwillig ist. Während Hugo Silva als verletzter Nachbar nicht in dem Maß zur Geltung kommt wie zuletzt in „Las brujas de Zugarramurdi“ (von Álex de la Iglesia, 2013) oder „El cuerpo“ („Die Leiche“ von Oriol Paulo, 2012), beeindruckt Luis Tosar als Vater einmal mehr durch seine starke Präsenz.

„Shrew“ beziehungsweise auf Spanisch „musaraña“ bedeutet Spitzmaus. Die Bedeutung der Titelwahl erschließt sich dem Zuschauer nicht gänzlich. Den Vergleich mit einer Spitzmaus wendet der Protagonist, von Silva gespielt, auf die jüngere Schwester an. Gegen Ende des Films überschlagen sich die Ereignisse in der Handlung, deren Häufung aber gezwungen wirkt. Seine Schock- und Spannungsmomente entwickelt der Film gezielt, doch fehlt es ihm an Substanz. An den Meister De la Iglesia erinnern die Mischung von Gewalt und Ironie – gerade zu „La comunidad“ (2000) weißt der Film besondere Parallelen auf -, aber das Originelle und Ausgefallene der Filmsprache De la Iglesias sucht man vergeblich.
Die Erwartungen, die mit ihm als Produzent an den Film gestellt wurden, konnten leider nur teilweise erfüllt werden.

Teresa Vena

Shrew’s Nest“ („Musarañas„), Regie: Juanfer Andrés und Esteban Roel, DarstellerInnen: Macarena Gómez, Nadia de Santiago, Hugo Silva, Luis Tosar, Carolina Bang

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