„Schau mich nicht so an“ von Uisenma Borchu


Josef Bierbichler und Hauptdarstellerin/Regisseurin Uisemnas Borchu. Foto: Zorro Film

Josef Bierbichler und Hauptdarstellerin/Regisseurin Uisemnas Borchu. Foto: Zorro Film

Erfrischend und herausfordernd: Uisenma Borchus Spielfilmdebüt

Es fängt alles mit einer Begegnung an. Die kleine Sofia (Anne-Marie Weisz) trifft ihre Nachbarin Hedi (Uisenma Borchu). Sie findet Hedi cool und schnell freundet sie sich mit der Erwachsenen an. Das bleibt nicht unbemerkt von ihrer Mutter Iva (Catrina Stemmer), die Sofia alleine erzieht. Sie möchte ihre Nachbarin kennenlernen, sehen, wer die Frau ist, mit der ihre Tochter nun häufig Zeit verbringt. Bald ist auch sie von Hedi fasziniert: Von ihrem Selbstbewusstsein und ihrer emotionalen Stärke. Die beiden Frauen kommen sich auch sexuell näher. Als Ivas Vater (Josef Bierbichler) zu Besuch kommt, fühlt sich Hedi zu ihm hingezogen.

Weiterlesen: Unser Interview mit Regisseurin Borchu: „Sex ist etwas Besonderes, aber auch etwas Stinknormales„…

Uisenma Borchus Film handelt von der zermürbenden Beziehung zweier Frauen. Hedi und Iva sind wie Hase und Igel: Die eine merkt nicht, dass die andere ein Psycho-Spiel mit ihr treibt. Für den Zuschauer dagegen scheint es, als ob sich Hedi regelrecht in Ivas Leben drängt, doch macht sie das sehr subtil und so erkennt Iva das falsche Spiel erst, als es sich nicht mehr ignorieren lässt.
Sie ist kein einfacher Mensch, diese Hedi, die Uisenma Borchu in ihrem Spielfilmdebüt darstellt. Attraktiv und selbstbewusst, umgibt sie auch immer eine kühle Distanz. Faszinierend ist ihre Ungebundenheit. Hedi, die aus der Mongolei stammt und deren Großmutter dort noch immer lebt, wirkt frei und kann tun und lassen, was sie will. Sie erscheint wie ein Universum nur für sich. Schnell bemerkt man den Reiz, den Ivas Familie daher auf sie ausübt. Eine Familie, Eltern und Kinder, das ist, was ihr fehlt. Im Gegensatz zur emotionalen Iva, scheint sie nie die Zügel aus der Hand geben zu wollen und wirkt in den zwischenmenschlichen Beziehungen immer dominant und distanziert. Hedi ist die antagonistische Kraft im Film ohne jedoch eindimensional negativ dargestellt zu werden. Das ist die große Qualität, die „Schau mich nicht so an“ besitzt: Es wird nichts schwarz-weiß gemalt, die Figuren sind sehr vielschichtig.

1 2