Teil zwei von Delicatessen – Das Berliner Tischgespräch im Dezember

Crowdfunding ist demokratisch


Abschied nach einem runden Gespräch.

Abschied nach einem runden Gespräch.

Die deutsche Komödie

Lass: Habt ihr deutsche Filme im Programm?

Behn: Wir haben deutsche Kurzfilme im Programm. Wir haben sehr viele deutsche Langfilm-Komödien geschaut – und es war ein Graus! Es gibt zwar viele mittelgute, aber die gehen in einem internationalen Line-Up unter. Da ich ein komplettes Programm kuratiere, muss ich schauen, dass alle Filme einen gewissen Standard erreichen. Es fällt unheimlich schnell auf, wenn ein Film das nicht schafft. Mache ich es trotzdem, sieht er schlechter aus, als er eigentlich ist. Kein deutscher Beitrag, den wir gesehen haben, ist nur annähernd auf dem Niveau der Filme, die wir zeigen. Filme aus Rumänien, Moldavien und Mazedonien haben das mit geringsten Mitteln geschafft. Unser Standard ist ein internationaler Standard. Deutsche Komödien sind sehr kopflastig – wie übrigens auch skandinavische, aber die funktionieren. Deutsche Filmmacher brechen immer irgendwann ein und verlieren den Mut.

Saltzwedel: Die erfolgreichsten deutschen Filme sind die Komödien „Der Schuh des Manitu“ und „Otto der Film“ von 1985.

Behn: Böse lässt sich unterscheiden in intelligente Komödien und solche, die den Humor auf den kleinsten gemeinsamen Nenner runterbrechen. Die sind immer sehr erfolgreich. Die sprechen einen universalen Humor an, der bedient wird.

BFF: Seht ihr alle die deutsche Komödie in einer Krise?

Behn: Sie ist in keiner Krise, sondern noch nie richtig herausgekommen.

Lass: Gegenüber der Komödie, die den kleinsten gemeinsamen Nenner bedient, ist die große Jury, das Publikum, sehr wohlwollend.

Behn: Die Deutschen wollen lachen.

Lass: Eine Jury würde einen solchen Film aber nie auszeichnen. Sondern immer einen intelligenten, um zu zeigen, dass man selbst mindestens genau so klug ist, wie der Film.

Behn: Wir haben bewusst eine Filmkritiker-Jury, da der Unterschied zwischen Publikum und Jury nicht größer sein könnte. Die Diskrepanz ist unglaublich groß. Bei uns würde ganz sicher ein Film gewinnen, der den Preis nicht braucht. Daher eine Kritiker-Jury für ein Publikumsfestival.

Das Gespräch leitete Denis Demmerle, Fotos: Philipp Jester (www.philippjester.com)

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