Rückblick auf das Fantasy Filmfest 2012

Rückblick auf das Fantasy Filmfest 2012: Drei Blickwinkel


"The Pact": Geister im Zeitalter der neuen Medien. Foto: Ascot Elite Entertainment

"The Pact": Geister im Zeitalter der neuen Medien. Foto: Ascot Elite Entertainment

Ein Schiffscontainer voll mit Pistolen, Maschinengewehren und Granaten mag in so einer Situation eine glückliche Fügung sein, bewahrte „Cockneys vs. Zombies“ allerdings nicht davor, dass der Splatterkomödie irgendwann das Ziel ihrer Geschichte abhanden kam und nur noch in sinnloses Rumgeballere ausartete, dessen Resultat schlechte Specialeffects waren. Wer sich dagegen in Geisterfilme wie „The Pact“ (Nicholas McCarthy) oder „The Awakening“ (Nick Murphy) traute, schien die neun Euro pro Ticket effizienter angelegt zu haben. Wesentlich sparsamer mit Effekten arbeitend, stocherten die Filme erfolgreich in den eigenen Urängsten der Zuschauer, sei dies nun die Furcht vor einer paranormalen Home Invasion oder vor dem Einholen durch die eigene Vergangenheit. Da mithalten konnte ein Beitrag wie „The Ghostmaker“ (Mauro Borrelli) allerdings nicht, der sich das Herumexperimentieren mit einer als Sarg getarnten Nahtod-Maschine zum Thema gemacht hatte. Eingangs zwar auch ein Film mit einer gar nicht mal schlechten Idee, ging „The Ghostmaker“ allerdings irgendwann dazu über, als so gar nicht subtile Moralkeule eine Anti-Drogen-Kampagne für Teenager zu entwerfen und obendrein Diskriminierung an Behinderten zu üben.

Wer sich zwischen den verschiedenen Genres und Angeboten nicht entscheiden konnte, war wiederum mit einem Besuch der „Get Shorty“-Kurzfilmvorstellung recht gut bedient. Ein großen Bogen zwischen Märchen, Animationsfuturismus, Horrorkomödien und tragischen Liebesgeschichten spannend, wurde „Get Shorty“ dem ansonsten fast undefinierbaren Begriff Fantasy mehr als gerecht. Nachdem eine Meerjungfrau sich erfolgreich aus der Gefangenschaft im Zirkus befreit hatte („The Little Mermaid“), eine verliebte Knetfigur sich für die Angebetete selbst exekutierte („Danny Boy„) und ein Auftragskiller gemeinsam mit seinem Opfer den Sesamstraßen-Song „Manamana“ performte („Tune for Two„), war es abschließend Zeit für „Believe the Dance„. Denn der zeigte, dass jeder Durchschnitts-Normalo zur Tanzmaschine mutieren kann, vorausgesetzt, er hat einen an Bewegungswahnsinn potenzierten DJ Bobo-Verschnitt zum Lehrer. Davon ab bewiesen aber alle Beiträge, dass es der Kurzfilm grundsätzlich mit einem Langfilm aufnehmen kann. Zumindest, wenn man die Buh-Rufe zu „Universal Soldier – 3D“ als Referenz nimmt, die dem Festivalleiter Rainer Stefan auf Nachfrage bei der Anmoderation entgegenhallten.

Alina Impe

Das gute Schweigen

Fantasy Filmfest 2012. Ein Treffen der Nerds. Nein, nicht so ganz. Wie bei allen größeren und kleineren Festivals gibt es hier viel gutes neben dem schlechten Filmwerk. Ein breitangelegtes Programm zieht ein ebenso gemischtes Publikum an. Ebenso typisch: Am Beginn herrscht Andrang, der in der zweiten Woche deutlich nachlässt. Was schade ist. Denn das Programm war in diesem Jahr gut geplant. Sind die Kinosäle anfangs bei fast jedem Film voll, scheint nach vier Tagen die Neugier erschöpft. „Beast“ zählt zu den Highlights, bekam aber weniger Publikum, als er es verdient hätte.

In der zweiten Woche trifft sich dann die Fangemeinde. Ein Klassentreffen. Der harte Kern der Gemeinde. Gut zu erkennen an den Dauerkarten, die mit sichtlichem Stolz um den Hals getragen werden. Fan-Shirts mit Motivdruck überwiegen. Etwas vergrämter Blick – es könnte keinen Sitzplatz mehr geben. Den es nun doch immer gibt. Hamburger werden gegessen. Reichlich. Der Mülleimer vor dem Kino zeigt es. Oder der Rucksack ist voller Proviant. Das ist nicht unüblich. Wahre Fans des Fantasy Filmfestes erkennt man. Sie halten ganze Reihen im Kinosaal für die Gruppe frei. Sie diskutieren über die Reihen hinweg. Ob es andere interessiert oder nicht. Für neun Tage ist das hier schließlich ihr Heim.

1 2 3