Teil 2: Wir blicken zurück auf das Jahr 2012


Foto: Phillip Jester

Foto: Phillip Jester

LACHENDE UND WEINENDE AUGEN von Denis Demmerle

Berlin festigt seinen Ruf als Festivalhauptstadt. Das belegen wenigstens die Besucherzahlen, die die einzelnen Filmfeste vorlegen. Beinahe jedes der Berliner Festivals freut sich über einen neuen Zuschauerrekord und wachsenden Zuspruch. Ganz sicher ein erfreuliches Ergebnis, dass die vielen Festivalmacher bestätigen sollte, auf einem guten Weg zu sein – und doch ist die Realität nicht so rosig, wie es einem die reinen Zahlen vorgaukeln wollen. Festivalarbeit ist häufig durch prekäre Arbeitsverhältnisse determiniert. Besserung nicht in Sicht. Die Wirtschaft zögert und weder Stadt noch Land springen ausreichend in die Bresche, um dem Kulturgut einen fruchtbaren Nährboden zu bereiten.

So verschwinden immer wieder Festivals. Oft spurlos, wie das Kirgisische Festival, das 2011eine erfolgreiche Premieren feierte, aber eben auch etablierte, geschätzte Filmfeste, wie Britspotting oder die Asian Hot Shots, die wenigstens vorerst aufgeben. Dabei liefern Filmfeste doch so viele einmalige, unvergessliche Momente, die sie sich vom regulären Kinobetrieb deutlich unterscheiden, der über sinkende oder bestenfalls stagnierende Besucherzahlen stöhnt. Dabei geht es nur in zweiter Linie um die besonderen Begegnungen mit den Protagonisten der Werke, auch wenn die Gelegenheit zum Austausch mit den Menschen vor und hinter der Kamera sicher das Salz in der Suppe eines jeden Filmfestes ist. Gerade dann, wenn wie beim Jüdischen Filmfestival ein Max Raabe samt Palast Orchester den Kinosaal nach der Eröffnung des Festes für ein kurzes Konzert nutzt.

Kernelement sind und bleiben natürlich die Filme selbst. Bei einer immer größeren Flut an Produktionen, die Kino, Fernsehen und auch Internet den Zuschauern offenbaren, geht es nicht zuletzt um Orientierung. Festivals helfen einen Überblick oder wenigstens Einblick in die unendlichen Weiten der Filmwelt zu geben. Sie fungieren als verlässliche Wegweiser und helfen zu entdecken. Dabei, die eigenen Interessen zu bedienen, seien diese nun an einer Region oder einem Land interessiert, wie etwa bei filmPolska, der Französischen Filmwoche oder auch der Russischen Filmwoche oder wenn es um das Genre geht, wie beim großartigen Fantasy Filmfest, dem Kurzfilmfestival interfilm oder auch dem Fußballfilmfestival 11mm. In den oft vollen Kinosälen dieser Festivals werden die Besucher zu Cliquen von Experten, die sich gemeinsam dem hingeben, was passiert, wenn das Licht erlischt.

Da zu einem solchen Rückblick zurück irgendwie auch persönliche Highlights gehören, hier eine Top-Fünf meines Kinojahres, in loser Reihenfolge und teilweise mit Festivalbezug:

Barbara“ von Christian Petzold (gesehen auf der Berlinale)
Beasts of the Southern Wild“ von Benh Zeitlin (gesehen beim Filmfest München)
L’equip petit“ von Roger Gomez und Dani Resines (gesehen bei 11mm)
Dame, König, As, Spion“ mit dem großartigen Gary Oldman.
Drive“ (spät entdeckt… von Nicolas Winding Refn, der sich spätestens mit diesem Werk in die Riege toller skandinavischer Regisseure einreiht)

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