Interview zum 11. XPOSED International Queer Film Festival in Berlin
XPOSED 2016: Macht Spaß!
Beschreibt bitte einmal das Festival in drei Worten.
Bartholomew Sammut: Strange, Spaß, odd.
Michael Stütz: Ich würde sagen: experimentell, unangepasst, sex-positiv.
Was erwartet die Besucher beim elften Festival?
M. Stütz: Die Besucher erwartet wieder ein sehr buntes und abwechslungsreiches Programm. Wie gesagt: zum Teil experimentell, unangepasst, was hoffentlich dazu anstößt, neue Perspektiven kennenzulernen und zu erforschen, Dinge zu sehen, mit denen man sich in seinem eigenen Alltag normalerweise nicht beschäftigen würde. Wir haben sechs Kurzfilmprogramme, die wirklich sehr bunt gemischt sind – von Animation zu Videokunst bis hin zu klassischen narrativen Kurzfilmen. Wir haben wunderbare Langfilme, Dokumentarfilme und Spielfilme im Programm. Es ist das wahrscheinlich breit gefächertste Programm, das wir jemals hatten. Wir hatten in den Jahren zuvor immer einen Länderschwerpunkt, den gibt es jetzt nicht mehr. Dadurch gewinnt vor allem das Kurzfilmprogramm mehr Raum, um weiter zu experimentieren, was wir vorher im Rahmenprogramm schon immer gemacht haben. Die Art und Weise wie wir recherchieren, wie wir das Programm zusammenstellen, hat sich dadurch verändert.
Gibt es einen Fokus oder hat sich ein Schwerpunkt durch das Programm spontan ergeben?
M. Stütz: Wir hatten beide Sachen im Kopf, die wir immer schon gerne zeigen wollten oder die wir besonders dieses Jahr zeigen wollten. Es haben sich dann kleinere Schwerpunkte herauskristallisiert. Wir haben im Festival ein Thema, das sich um HIV / AIDS dreht. Wir haben zwei Dokumentarfilme, „A Paixao de JL“ („JL Passion„) aus Brasilien und „E Agora? Lembra Me“ („What Now? Remind Me„) aus Portugal, beides Künstlerporträts. Die haben Schnittmengen, sind aber ganz unterschiedlich in der Machart. Beide sind sehr poetisch, haben eine sehr eigenwillige künstlerische Handschrift, sind keine konventionellen Dokumentarfilme, greifen das Thema auch auf eigene, persönliche, intime Art und Weise auf. In der Michael Brynntrup Hommage gibt es auch Filme, die sich um das Thema drehen und es gibt auch im Programm der Berlin Feminist Film Week einen Kurzfilm, der sich um HIV dreht und die weibliche Perspektive ergänzt. Das ist nicht der Schwerpunkt, weil den Schwerpunkt gibt es einfach nicht, aber es ist ein Schwerpunkt.
B. Sammut: Wir haben auch ein Found Footage Programm gemacht. Da haben wir viele schöne Filme gefunden.
M. Stütz: Wir zeigen dieses Jahr ein ganz eigenständiges Kurzfilmprogramm zu Found Footage, einzelne Titel hatten wir immer mal wieder im Programm. Das ist noch einmal ein Schwerpunkt. Wir haben wie jedes Jahr einen stark feministischen, weiblichen Perspektive-Fokus und 50 Prozent weibliche Regisseurinnen im Programm. Das ist uns immer ein Anliegen. Das entwickelt sich organisch aus der Arbeit heraus. Erst als das Programm fertig war haben wir geguckt und entdeckt, dass es wie im letzten Jahr und im Jahr davor die 50 Prozent sind. Das ist schön, diese Perspektiven ins Programm zu bringen, weil das Geschichten und Bilder sind, die wir gerne sehen, mit denen wir uns auch konfrontieren wollen, abseits unseres eigenen Fokus als schwule Männer. Wir wollen immer überrascht und ein bisschen gepusht werden – das finden wir sehr viel in diesen Arbeiten von Frauen.