MyFrenchFilmFestival.com: Noch bis zum 15. Februar auf Sooner


MyFrenchFilmFestival 2021 © Unifrance

MyFrenchFilmFestival 2021 © Unifrance

Frankreichs Filmexport und Blick auf die Jugend

Während eines ganzen Monats hatten Liebhaber des französischen Kinos die Gelegenheit, eine Auswahl an aktuellen Filmen zu entdecken. Organisiert von Unifrance, der offiziellen staatlichen Verwertungs- und Promotionsstelle des französischen Kinos im Ausland, findet dieses Jahr das MyFrenchFilmFestival bereits zum elften Mal als Online-Festivals statt. Noch bis zum 15. Februar sind die Lang- sowie Kurzfilme weltweit auf verschiedenen Plattformen zu sehen. Für Deutschland arbeitet das Festival mit Sooner zusammen.

Um die Filme möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen, wurden zusätzlich zu den größten europäischen Sprachen auch Untertitel in Japanisch, Portugiesisch oder Koreanisch erstellt. Das sind nur ein Teil der Bemühungen, die von dem Anspruch zeugen, französische Filme als eines der wichtigsten Kulturexportgüter zu festigen. Nach den USA ist Frankreich weltweit das zweite Land, das am meisten Filme exportiert. Französische Filme sind Botschafter des französischen Lebensstils und der französischen Werte, aber übernehmen auch eine ganz-europäische Rolle ein.

In der Auswahl des Festivals sind Filme vertreten, die explizite Werte repräsentieren, die so eindeutig positiv nicht sind. Das Augenmerk liegt auf der Jugend. In den Filmen wird eine Jugend vorgestellt, die sich von der Generation ihrer Eltern emanzipiert, indem sie rebelliert. Sie ist freizügig mit ihren Meinungen, ihren Emotionen und ihrem Körper. In den Filmen zeigt sich die französische Gesellschaft tolerant, freigiebig und modern. Sie hat keine Angst vor der Zukunft und teilt die Verantwortung unter den Generationen auf. Es ist das Gefühl der so genannten „Freiheit“, das die Film in erster Linie transportieren sollen.

Es stellt sich allerdings die Frage, ob dieses Selbstbild ehrlich ist. Im Vergleich zu Deutschland beispielsweise ist die französische Gesellschaft eindeutig autoritärer organisiert, zentralistischer und nicht weniger separatistisch. Die Toleranz gegenüber Einwanderer oder unterschiedlichen Sozialklassen ist bei weitem nicht exemplarisch. Darüber hinaus ist eine emanzipierte Jugend das eine, aber eine respektlose und verwöhnte das andere.

Wie man es auch drehen und wenden mag, beeindruckend ist der Einfluss des französischen Films nach außen allemal. Unifrance ist in Europa beispiellos erfolgreich. Seit 25 Jahren unterstützt und fördert die Assoziation aktiv den französischen Film und verzeichnet durchschnittlich 800 Filme, die jährlich in ausländischen Kinosälen zu sehen sind. Nur 2020 waren 163 Filme an internationalen Festivals vertreten, dabei seit der unabhängige Film gefragt, doch die „klassischen“ französischen Komödien am erfolgreichsten. Die Produktion wachse in allen Genres stetig an, berichtete man bei der Pressekonferenz zum Start des MyFrenchFilmFestival.

Die Filme, des Programms befassen sich, wie gesagt, mit den Themen Erwachsenwerden, Identität und Familie. Zwei Titel stechen besonders heraus:

FELICITA von Bruno Merle, erzählt die Geschichte einer unkonventionellen Hippiefamilie aus der Sicht der Tochter. DerVater Tim ist ein Choleriker, war schon einmal im Gefängnis und möchte auf keinen Fall mehr dorthin zurück. Seine Frau putzt bei reichen Leuten, gemeinsam wohnen sie auf engem Raum in einem Boot. Während die Auftraggeber der Frau im Urlaub sind, nutzt die Familie das Haus und fliegt wegen der verfrühten Rückkehr der ersten fast auf. Das lärmempfindliche Mädchen, das sich mit Kopfhörern vor der Außenwelt schützt, passt sich den einfachen und ungewöhnlichen Lebensverhältnissen an, doch eines ist ihr wichtig, sie will an ihrem ersten Schultag nach den Ferien pünktlich sein. Merle konzentriert sich auf eine kurze Zeitspanne von knapp einem Tag und inszeniert seinen Film dicht und schnell. Die Ausstattung, Ausleuchtung und Musik greifen authentisch auf die Ästhetik der 1970er Jahre zurück. FELICITA hat etwas Märchenhaftes, aber dennoch nicht Kitschiges.

KUESSIPAN von Myriam Verreault, spielt in einem kanadischen Reservat für nordamerikanische Ureinwohner. Die Protagonistinnen sind zwei Freundinnen, die ihr ganzes Leben im Reservat verbracht haben. Die eine ist damit durchaus zufrieden, die andere wünscht sich mehr. Sie möchte gerne studieren und außerhalb der Regeln des Reservats, die für eine Frau im Wesentlichen die Ehe und Kinder vorsehen, leben. Nur selten stehen die Traditionen und Lebensumstände von Vertretern der nordamerikanischen Ureinwohner im Zentrum der Erzählung. Alkoholprobleme, Spielsucht und Diskriminierung sind nur einige der Probleme, mit denen diese umgehen müssen. Von der jungen Generation wird zudem erwartet, dass sie die eigenen Kultur um jeden Preis bewahrt, weswegen Mischehen nicht als ideal angesehen werden. Vor diesem Hintergrund erlebt die Hauptfigur ihre erste Liebe und sieht sich mit Loyalitätskonflikten zu ihrer besten Freundin und Familien konfrontiert.

Teresa Vena

MyFrenchFilmFestival.com, noch bis zum 15. Februar auf Sooner (Im Abo inbegriffen).

Im Folgenden haben wir auch die anderen Filme des Programms kurz charakterisiert:

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