Sehsüchte 2013: Festivaltagebuch

Pendeln zwischen Mut und Befindlichkeiten


Festivalgewinner vereint auf der Bühne

Festivalgewinner vereint auf der Bühne

Tag 6: Seid mutig!

Sonntag ist Schreibsüchte-Tag und gleichzeitig der letzte Tag des Festivals. Ein bisschen erleichtert bin ich ehrlich gesagt schon, als ich mich beim Pitch! in den Sessel sinken lasse und mir 8 Geschichten anhöre, die von einer renommierten Jury auf ihre Film- und Fernsehtauglichkeit hin überprüft werden. Nachdem „Ponyhof“, eine Art deutsches Sex and the City-Kinoformat, als Sieger hervorgegangen ist, schleife ich mich ein letztes Mal zur HFF. Die Preisverleihung wird von der ZDF-Fußballreporterin Jeannine Michaelsen moderiert , die sich mit einem kartoffelsackartigen Kleid mehr schlecht als recht aufgestylt hat. Abräumer des Abends sind natürlich  „Oh Boy„, „Nach Wriezen“ und „Am Himmel der Tag„, die restlichen Gewinner gibt es hier zum Nachlesen. Bei so viel Prominenz kriechen plötzlich auch die Altherren-Journalisten aus ihren Ecken, die sich vorher im Laufe des Festivals kaum bis gar nicht blicken lassen haben. Schauspielerin Aylin Tezel nutzt ihren Moment auf der Bühne noch für eine kurze Ansprache, die alle aufhorchen lässt. Sie spricht von Mut, von Ideen, von Initiative und von einer deutschen Kinozukunft, die junge Nachwuchstalente dringend braucht. Und sie hat Recht.  Auf meiner letzten Fahrt mit der S-Bahn, in der ich übrigens insgesamt 18 Stunden in den letzten 6 Tagen zugebracht habe, steigt ein junger Straßenmusiker ein. Ick spiel euch jetzt mal nen Song, den ick selber jeschrieben habe“. Niemand schaut hoch. Manchmal brauchen eben jene Ideen besonders viel Mut, für die es scheinbar (noch) kein Publikum gibt.

Text und Fotos: Alina Impe

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