Fantasy Filmfest 2013

Teenager, die mit Stofftieren sprechen


"A Field in England": Drogenrausch in Schwarz-Weiß. Foto: MFA + Filmdistribution

"A Field in England": Drogenrausch in Schwarz-Weiß. Foto: MFA + Filmdistribution

Letztes Jahr war der Aufmacher vom Fantasy Filmfest noch eine gruselige Frankenstein-Fratze, die mit ihrer roten Clownsnase etwas sinnentstellt gewirkt hat. Dieses Jahr ist es nun ein etwas aus der Form geratener Superheld, für den wohl die wenig heroischen Knallchargen aus „Kick-Ass“ oder „Die Unglaublichen“ Modell standen. Das Fantasy Filmfest nimmt sich scheinbar ganz gern selbst auf die Schippe. Dabei konnte man den Slogan „Fear Good Movies“ im letzten Jahr durchaus wortwörtlich verstehen, denn bei den vielen Horror-Beiträgen ging den meisten Zuschauern wohl wirklich der Stift.

Was darf man nun in diesem Jahr erwarten? Wer auch Filme nicht zu ernst nehmen und sich lieber trashig unterhalten fühlen will, wählt für den Einstieg am besten „Big Ass Spider!„. Wie der Titel schon überdeutlich ankündigt, geht es dabei um eine ekelhafte Alien-Spinne in der Größe eines Mehrfamilienhauses, die Los Angeles in Angst und Schrecken versetzt. Selbst die hochgeschätzte Kollegin Kankra aus der „Herr der Ringe„-Trilogie sieht daneben vergleichsweise alt aus. Diejenigen, die sich noch an Ben Wheatleys Eröffnungsfilm Sightseers“ vom letzten Jahr erinnern, können sich nun über dessen neuesten Streich freuen. Diesmal geht es aber nicht um ein Serienkillerpärchen, das mit dem Wohnwagen mordend durch Mittelengland tourt. Stattdessen lässt sich „A Field in England“ wohl ganz treffend als halluzinogener Historien-Epos beschreiben, wenn im Bürgerkrieg des 17. Jahrhunderts eine Gruppe von Fahnenflüchtigen auf Schatzsuche geht und dabei – Huch! – versehentlich ein paar lustig aussehende Pilze nascht.

Wer sich stattdessen mehr für moderne Märchen begeistern kann und obendrein mal eine deutsche Produktion im Programm in Augenschein nehmen möchte, wird mit „Robin Hood“ auf seine Kosten kommen. Nachdem Kevin Costner und Mel Brooks schon vor Jahrzehnten ihre helle Freude an diesem cineastischen Evergreen-Thema hatten, verlagert Regisseur Martin Schreier den Rächer der Enterbten nun in ein aktuelleres Raum-Zeit-Gefüge, wo dieser als Sonderermittler und mit einer Bande von Bankräubern im Rückenwind der Finanzkrise den Kampf ansagt. Falls das schon wieder zu dröge und  ernst daherkommt, gibt es aber genügend Alternativen: Schräge Teenager etwa, die entweder mit Stofftieren sprechen können („Animals„) oder sogar mit Toten („Odd Thomas„). Oder einem in die Jahre gekommenen Hau-drauf-Berserker wie Jean-Claude Van Damme dabei zugucken, wie dieser zusammen mit Kuschelstar Adam Brody (der Typ mit dem Plastikpferd aus O.C. California) sein Dasein in „Welcome to the Jungle“ auf einer einsamen Insel fristet. Oder oder oder. Los, Laptop zu und Tickets kaufen. Am 20. August geht’s los.

Alina Impe

Fantasy Filmfest in Berlin 20. bis 28 August, Cinemaxx am Potsdamer Platz, Cinestar im Sony Center, Programm unter www.fantasyfilmfest.com

Aktuelle Festivalkritiken:

A Field in England“ von Ben Wheatley

Odd Thomas“ von Stephen Sommers

I declare war“ von Jason Lapeyre und Robert Wilson

The Philosophers“ von John Huddles

Frankenstein´s Army“ von Richard Raaphorst

Blue Exorcist – The Movie“ von Atsushi Takahashi

Pawn Shop Chronicles“ von Wayne Kramer

Wrong“ von Quentin Dupieux

Blancanieves“ von Pablo Berger

Come Out and Play“ von Makinov

Animals“ von Marçal Forés

Raze“ von Josh C. Waller