9. Arabisches Filmfesvival in Berlin 2018: Alfilm

Alfilm 2018: Zwischen Männern und Frauen



Aus Tunesien kommen in den letzten Jahren immer wieder außergewöhnliche Werke, die auf ein reifes und künstlerisch anspruchsvolles Filmhandwerk schließen lassen. Alfilm trägt dazu bei, dass ein Teil davon auch dem Berliner Publikum zugänglich gemacht werden können. Zuletzt stach „Bastardo“ von Néjib Belkadhi vor zwei Jahren von dem Programm heraus und gehört noch immer zu den besten Filmen in Bezug auf Drehbuch, Bildfindung und schauspielerische Leistung der letzten Jahre. In ähnlicher Weise hinterlässt auch „Beauty and Dogs“ einen bleibenden Eindruck sowohl was seine Form als auch Inhalt betrifft.

Weiterlesen: Unsere Kritik zu „Bastardo“ von Néjib Belkadhi…

Auffällig ist die große Anzahl der vertretenen Dokumentarfilme im Programm des Festivals. Diese dominieren auch die anderen beiden Sektionen wie „70 Nakba“ („Nakba“ bedeutet „Katastrophe“), die sich mit dem Schicksal von Hunderttausenden von Palästinensern in Israel beschäftigt, und dem Fokus „Spotlight: Reflections on Arab Masculinities“ („Gedanken zur arabischen Männlichkeit“). Hier kombiniert das Festival Filme verschiedener Regionen und Epochen. Bilder von Männlichkeit und des arabischen Mannes, die zwischen Helden, Verräter, Terroristen und Familienoberhäupter schwanken, vermitteln Filme aus den 1970er, 1980er und 1990er Jahre aus Algerien (insbesondere „Omar Gatlato“ von Merzak Allouche, 1976), Ägypten und Libanon. Sie korrespondieren mit aktuellen Beiträgen und führen vor Augen, wie auch jüngere geschichtliche Ereignisse unser Weltbild und Blick auf ein Kulturkreis innert kürzerer Zeit sich gewandelt hat.

In den präsentierten Filme herrscht eine ernsthafte und bedrückende Stimmung vor. Ein Großteil der Spielfilme eine im Dokumentarischen fußende Form und bleibt somit immer sehr nahe an seinen Protagonisten, sodass vielfach die Grenzen zwischen Fiktion und Realität verschwimmen, wobei dies nicht unbedingt als störend wirkt – wie dies bei „Withered Green“ von Mohammed Hammad der Fall ist. Eine Mischung zwischen Tragik und ironischem Ton findet sich in zumindest zwei Fällen wieder, in den beiden Liebesgeschichten „Volubilis“ von Faouzi Bensaïdi und „Wajib“ von Annemarie Jacir. Letztere vertritt eine der weiblichen starken Positionen auf dem Festival.

Teresa Vena

Alfilm findet vom 11. bis 18. April, gleichzeitig in den Kinos Arsenal, City Kino Wedding, fsk und im Wolf.

Auf der nächsten Seite noch eine besondere Empfehlung aus dem Programm…

1 2 3