75. Berlinale: Programmtipps der Redaktion

Haushohe Erwartungen, lautes Füße-Scharren und Angst vor dem Eklat: Die 75. und erste Ausgabe unter der neuen Festivalleitung Tricia Tuttle und ihrem Team steht in den Startlöchern. Vom 13. bis 23. Februar soll die Berlinale nun also die etwas espritarme Festivalära Chatrian-Rissenbeek hinter sich lassen (die zu Unrecht nur noch an ihrem Antisemitismus-Skandal-Abschluss bemessen wird) und all das erfüllen, was ihr dieser Tage die Filmkritiker*innen, das (promiaffine) Publikum und die polemischen Meinungsmacher*innen wünschen: Sie soll endlich mehr Stars auf den Roten Teppich bringen, sich klarer weltpolitisch positionieren – wobei die Meinungen zwischen Boykott und Staatsraison stark auseinandergehen, wie das denn am besten zu passieren habe – und dann noch am besten Cannes und Venedig endlich ebenbürtig werden. Puh!
Tricia Tuttle hat in vielen Interviews, unter anderem in der Berliner Zeitung und im Tagesspiegel, mehrfach unaufgeregt viele dieser Erwartungshaltungen mit großem Verständnis für die besondere Diskurssituation in Deutschland eingeordnet – und die Verantwortung eines Festivals fast schon analog zur Leitung vorher benannt, auch im Hinblick auf die Nahost-Positionierung der Berlinale: „Ich will nicht, dass das nächste Festival von diesem Thema dominiert wird. Nicht, dass ich Angst davor habe, aber ich würde lieber über all die starken Filme und deren Perspektiven auf die Welt sprechen“ (Direktzitat Berliner Zeitung). Spannend ist in diesem Sinne auch Tuttles Beobachtung, dass viele Protagonist*innen im Wettbewerb, aber auch in der von Tuttle neu initiierten Reihe Perspectives für die besten Erstlingsfilme (die Chatrian-Reihe Encounters wird nicht fortgesetzt) versuchen, Herausforderungen im eigenen Leben zu bewältigen und dabei nicht durchzudrehen (freie Interpretation ihres Interviews im Tagesspiegel). Das können vermutlich gerade viele Menschen gut nachfühlen, ob sie Berlinale-Besucher*innen sind, oder nicht.
Für die 75. Berlinale mit ihren 240 Filmen (genauso viele wie im Vorjahr) hat Tuttles Team auch die gewünschten, starken Persönlichkeiten gewinnen können: Im 19 Filme umfassenden Wettbewerb konkurrieren der neue Linklater mit Berlinale-Urgesteinen wie Hong Sangsoo und Radu Jadu und der neue Tykwer DAS LICHT eröffnet das Festival (und zwar gleich bundesweit, in unterschiedliche Säle gestreamt – ein Novum des Festivals). Und die Stars tummeln sich gleich in verschiedenen Sektionen: Zugesagt haben Robert Pattinson, Timothée Chalamet, Ben Wishaw, Jessica Chastain, Fan Bingbing, Chloë Sevigny, Ethan Hawke, Margaret Qualley, Rupert Friend, Lars Eidinger, Nina Hoss, Marion Cotillard, Benedict Cumberbatch, Jacob Elordi, Vicky Krieps, Toni Collette und viele mehr. Und natürlich ist da noch Todd Haynes als Jurypräsident, und Tilda Swinton als Ehrenbär-Gewinnerin 2025.
Auch andere Entwicklungen stehen dieser kommenden Berlinale jetzt schon gut zu Gesicht: Ab 2025 ist der Gewinnerfilm des TEDDY AWARD für den besten Dokumentarfilm automatisch für einen Academy Award®/Oscar®in der Kategorie Bester Dokumentarfilm qualifiziert, was das Ansehen des Preises weiterhin deutlich erhöhen wird, und Rainer Rother erhält als Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek und Programmverantwortlicher für die Retrospektive und Classics die Berlinale Kamera. Damit würdigt man auch einen Berliner Protagonisten auf internationalem Niveau für seinen Einsatz für das Filmerbe.
Die BFF-Redaktion hat sich für die nächsten Tage jedenfalls schon einige Favoriten notiert. Was sich aus unserer Sicht am meisten lohnt – das könnt ihr in den Kurzkritiken aka Empfehlungen nachlesen.
Marie Ketzscher
WETTBEWERB
DREAMS

Darum geht es:
Donald T. wird DREAMS vermutlich nicht mögen, erzählt der doch von Fernando, einem Balletttänzer aus Mexiko, der von einer Karriere in den USA träumt, die Grenze nach Norden überwindet, wo ihn seine amerikanische Geliebte Jennifer erwartet und fördern will.
Was du zum Film wissen musst:
Das Drama von Michel Franco, der in Mexiko-Stadt geboren ist, verspricht mit seinem Setting anschlussfähig für eine von vielen Diskussionen, die geführt werden müssen, nachdem der aktuelle Präsident der USA im Januar vereidigt wurde. Zur Weltpremiere bringt er mit Jessica Chastain einen schillernden Star nach Berlin, die zwar immer mal wieder mit einer merkwürdigen Rollenauswahl auffällt, aber eben auch mit guten Performances. Man darf gespannt sein. – DD
Termine bei der 75. Berlinale
Samstag, 15.2., 22:00 Uhr, Berlinale Palast
Sonntag, 16.2., 11:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
Montag, 17.2., 13:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
Mittwoch, 19.2., 21:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
KONTINENTAL ’25

Darum geht es:
Orsolya (Eszter Tompa) ist Gerichtsvollzieherin in Cluj in der rumänischen Region Transsilvanien. Als sie eine Räumung vollstreckt und einen Mann aus seinem Unterschlupf im Keller eines Hauses vertreibt, begeht dieser Suizid. Infolgedessen trifft Orsolya zunehmend auf Unverständnis in ihrem Umfeld und gerät in eine moralische Krise. Sie unternimmt verschiedene Versuche, um ihr Handeln zu rechtfertigen und ihr Gewissen zu beruhigen.
Was du zum Film wissen musst:
Der rumänische Filmemacher Radu Jude war in den vergangenen Jahren Stammgast bei den europäischen Filmfestivals von London bis Locarno und konnte 2021 in Berlin bereits den Goldenen Bären für BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN mitnehmen. In seinen Filmen treffen menschliche Schicksale und alltägliche Tragödien auf tiefschwarzen Humor. Auf diese Weise hinterfragt er die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit und KONTINENTAL ’25 bildet hier allem Anschein nach keine Ausnahme. – HK
Weiterlesen: Die Kritik „Niemand hat Covid durch einen eucharistischen Löffel bekommen“ von Henning Koch zu BAD LUCK BANGING OR LOONY PORN.
Termine bei der 75. Berlinale
Mittwoch, 19.02., 22:00 Uhr, Berlinale Palast
Donnerstag, 20.02., 09:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
Freitag, 21.02., 12:15 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Samstag, 22.02., 22:15 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
Sonntag, 23.02., 18:45 Uhr, Uber Eats Music Hall
BLUE MOON

Darum geht es:
Der Songwriter Lorenz Hart erlebt während der Premierenfeier des Musicals „Oklahoma!“ in der Bar Sardi’s am 31. März 1943 eine persönliche und berufliche Krise, während sein ehemaliger Partner Richard Rodgers großen Erfolg feiert. In Echtzeit, über 100 Minuten, entfaltet sich eine Nacht voller Begegnungen mit Künstlern, Freundinnen und Protegés, während Hart mit der Unumkehrbarkeit des Krieges und der Unmöglichkeit der Liebe ringt.
Weiterlesen: Die Kritik „Leben ist, was dazwischen passiert“ von Alina Impe zu BOYHOOD.
Was du zum Film wissen musst:
Richard Linklater und die Berlinale… das ist ein gutes Match! Seine wundervolle „Before“-Trilogie, übrigens auch mit Ethan Hawke, der in BLUE MOON dabei ist, überzeugte in Berlin ebenso wie sein Langzeit-Filmprojekt BOYHOOD, für den der amerikanische Regisseur 2014 den Silbernen Bären für die Beste Regie erhielt. Wieder wählt Linklater eine interessante zeitliche Form, indem er auf 100min verdichtet. – DD
Termine bei der 75. Berlinale
Dienstag, 18.2., 19:00 Uhr, Berlinale Palast
Mittwoch, 19.2., 13:00 Uhr, Uber Eats Music Hall
Mittwoch, 19.2., 22:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
Donnerstag, 20.2., 13:00 Uhr, Urania
Sonntag, 23.2., 10:00 Uhr, Berlinale Palast
IF I HAD LEGS I’D KICK YOU

Darum geht es:
Im Leben der Psychotherapeutin Linda (Rose Burn) geht es drunter und drüber. Da ihr Gatte durch Abwesenheit glänzt, ist sie mit ihrer unter einer mysteriösen schweren Krankheit leidenden Tochter auf sich allen gestellt. Ein Mann wird vermisst und die Beziehung zu ihrem Therapeuten gestaltet sich zunehmend feindselig. Eine Tragikomödie über eine Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs.
Was du zum Film wissen musst:
IF I HAD LEGS I’D KICK YOU ist das Comeback der Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Mary Bronstein, die Mitte der 2000er im Umfeld des Mumblecore Bekanntheit erlangte. 2008 feierte sie mit YEAST ihr Debüt, einem der ersten Filme mit Greta Gerwig. Ein Kurzfilm (ROUND TOWN GIRLS, 2009) später verliert sich ihre Karriere. Nun ist Bronstein zurück und wurde für IF I HAD LEGS I’D KICK YOU schon in Sundance gefeiert. In Nebenrollen sind Rapper A$AP Rocky und der diesjährige Oscar-Host Conan O’Brien zu sehen. – TH
BERLINALE SPECIAL
KEIN TIER. SO WILD.

Darum geht es:
Die beiden arabischen Großfamilien York und Lancaster bekämpfen sich im Berlin der Gegenwart. Rashida (Kenda Hmeidan), die jüngste Tochter und Anwältin des Hauses York, beendet den Konflikt mit einem Anschlag auf die Lancasters. In ihrem konservativen Umfeld ist sie in ihrer Rolle als Frau gefangen – denn als Schwester und Tochter kann sie nicht zur Königin werden. Doch Rashida will herrschen. Sie stiftet Intrigen, verführt ihre Gegner und tötet ihre Geliebten. Auf dem Höhepunkt ihrer Macht wird sie jedoch von einem Krieg aus ihrer Vergangenheit eingeholt.
Was du zum Film wissen musst:
Vom dramatischen Reenactment der Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen in WIR SIND JUNG. WIR SIND STARK. zur mit opernhafter Opulenz überzeichneten Migrationsgeschichte in BERLIN ALEXANDERPLATZ hat sich der Regisseur Burhan Qurbani in seinen bisherigen Langfilmen stets auf fiktionale Weise mit soziopolitischen Kontexten auseinandergesetzt. Da ist die Filmadaption von Shakespeares Tragödie Richard III. im Milieu der arabischen Clans von Berlin nur ein logischer Schritt. Ob ihm diese Umsetzung gelungen ist, wird sich bei der Berlinale zeigen. – HK
Weiterlesen: Die Kritik „Berliner Unterwelt im Neonlicht“ von Henning Koch zu BERLIN ALEXANDERPLATZ
Termine bei der 75. Berlinale
Freitag, 14.02., 20:30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Samstag, 15.02., 19:00 Uhr, Cubix 9
Montag, 17.02., 21:30 Uhr, Colosseum 1
Mittwoch, 19.02., 21:00 Uhr, Wolf Kino
Donnerstag, 20.02., 10:00 Uhr, Urania
Freitag, 21.02., 13:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
A COMPLETE UNKNOWN

Darum geht es:
Anfang der 1960er Jahre taucht ein junger Mann mit Gitarre in New York auf. Am Krankenbett der Folk-Legende Woodie Guthrie wird er von Pete Seeger entdeckt und mischt in der Folgezeit als Bob Dylan die amerikanische Folkszene auf. Doch mit zunehmendem Erfolg ist Dylan nicht länger gewillt, sich von den strengen Grenzen des Folk-Genres beschränken zu lassen. Beim Newport Folk Festival 1965 vollzieht er den radikalen Bruch.
Was du zum Film wissen musst:
A COMPLETE UNKNOWN ist ein Biopic, das sich dankenswerter Weise auf eine relativ kurze, nichts desto trotz entscheidende Phase in der Karriere von His Bobness konzentriert. Regie-Routinier James Mangold zieht hier alle Register. Kamera, Ausstattung, Kostüme versprechen ein gelungenes Periodpiece und die Musik (und es gibt sehr viel Musik in diesem Film) spricht für sich. Der Film ist für acht Oscars nominiert, u.a. für Hauptdarsteller Timothée Chalamet und Monica Barbaro als Joan Baez, für die dieser Film der Durchbruch sein dürfte. Das Team ist dennoch für einen Promoauftritt auf der Berlinale angekündigt. – TH
Termine bei der 75. Berlinale
Freitag, 14.2., 18:30 Uhr, Berlinale Palast
Freitag, 14.2., 21:45 Uhr, Uber Eats Music Hall
Samstag, 15.2., 11:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
Sonntag, 16.2., 22:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
Freitag, 21.2., 12:30 Uhr, Zoo Palast 1
MY UNDESIRABLE FRIENDS: PART I – LAST AIR IN MOSCOW

Darum geht es:
Anya, Ksyushy, Lena, Sonya, Olya und Alesya sind junge Journalistinnen, mit eigenem Podcast oder politischer TV-Show im ehemaligen Jugendfernsehen TV Rain (TV Doschd), das seit der Machtübernahme Putins 2012 zu einem der wichtigsten Antipropaganda-Kanälen zählt. Sie nennen den Kreml „Mordor“ und Putin „Sauron“ und vergleichen den Staatsumbau Russlands unter Putin mit dem Zusammenbruch des Zauberministeriums in Harry Potter. Seit einiger Zeit stehen sie auf der Liste für „Ausländische Agenten“ und machen dennoch allen Widerständen zum Trotz weiter, ganz im Dienste der Aufklärung. Denn „Wissen ist Macht“, wie Francis Bacon schon im 16. Jahrhundert formulierte. Doch dann marschiert Russland in die Ukraine ein.
Was du zum Film wissen musst:
Zu den wichtigsten Instrumenten von Propaganda zählen: Vereinfachung, Wiederholung, Emotionalisierung, Kontrolle aller Kommunikationswege – bis hin zur Neudefinition und Tabuisierung von Wörtern, und vor allem Feindbildkonstruktionen. Mit der Bezeichnung „Ausländische Agenten“ kommt noch die Diffamierung dazu, mit der Putin in Russland seit 2012 nicht nur NGOs, sondern seit dem Spätsommer 2021 besonders staatskritische Medien und Journalist*innen zwingt, ihre Beiträge zu kennzeichnen. Andernfalls droht Gefängnis. Und die Ehepartner von einigen der Frauen sitzen bereits in Haft, wie Iwan Safronov. Filmemacherin Julia Loktev (The Loneliest Planet) stieß im Spätsommer 2021 auf die unbeugsamen Frauen durch einen New York Times Artikel. Sie machte sich auf, um die Frauen zu porträtieren. Ihre 324 minütige Dokumentation, die sich in fünf Kapitel unterteilt, ist ein aufwühlendes und einmaliges Zeitdokument, das in der Dystopie der Gegenwart unendlich viel Mut und Entschlossenheit findet. – SuT
Termine bei der 75. Berlinale
Donnerstag, 20. Februar, 14:00 Uhr, Haus der Berliner Filmfestspiele
Sonntag, 23. Februar, 10:00 Uhr, Urania
MICKEY 17

Darum geht es:
Mickey Barnes (Robert Pattinson) heuert als Expendable auf einem Raumschiff an und wird fortan auf besonders gefährliche Missionen geschickt. Sollte er dabei zu Tode kommen, wird mittels eines Bioprinters ein Klon geschaffen. Als einer dieser Klone in einer Gletscherspalte verschollen geht, wird eine neue Inkarnation von Mickey ins Leben gerufen. Doch Mickey 17 hat überlebt und stellt nun die ganze Mission auf den Kopf.
Was du zum Film wissen musst:
MICKEY 17 ist der neue Film von Bong Joon-ho – sein erster seit PARASITE (2019). Der gewann in Cannes die Goldene Palme und später als erster nichtenglischsprachiger Film den Oscar für den Besten Film. Bong Joon-ho gelang damit der bislang größte Erfolg des südkoreanischen Kinos. In seiner Heimat gehört er freilich schon länger zu den Größten. Unter seinen einheimischen Kollegen hat er gewiss den stärksten mit westlichen Sehgewohnheiten kompatiblen Stil. Seine Filme gehören dennoch zum Wildesten, was das Kino in den letzten zwanzig Jahren hervorgebracht hat. Nach SNOWPIERCER (2013) und OKJA (2017) ist MICKEY 17 bereits sein dritter mit westlichem Geld finanzierter und mit westlichen Stars besetzter Film und verspricht wieder, ein großer Spaß zu sein. – TH
Termine bei der 75. Berlinale
Samstag, 15.2., 18:30 Uhr, Berlinale Palast (Audiodeskription via App GRETA)
Samstag, 15.2., 21:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
Sonntag, 16.2., 14:30 Uhr, Uber Eats Music Hall
Montag, 17.2., 12:15 Uhr, Urania
PERSPECTIVES
BLKNWS: TERMS & CONDITIONS

Darum geht es:
Der Essayfilm basiert auf der Videoinstallation BLKNWS, die 2019 bei der Biennale di Venezia gezeigt wurde. Die Handlung folgt den Passagier*innen an Bord des transatlantischen Kreuzfahrtschiffes The Nautica, denen der Ozean kollektive Erinnerungen der afrikanischen Diaspora aus 247 Jahren erzählt. In Form einer afrofuturistischen Science Fiction-Geschichte werden narrative und dokumentarische Elemente verwebt, die unter anderem von den Bürgerrechtler*innen W.E.B. Du Bois, Saidiya Hartman und Marcus Garvey inspiriert sind.
Was du zum Film wissen musst:
BLKNWS: TERMS & CONDITIONS ist der erste Langfilm des Videokünstlers Kahlil Joseph, der sich unter anderem mit seinen eindrucksvollen Musikvideos für Flying Lotus und Shabazz Palaces einen Namen gemacht hat. Auch hier übernimmt der Soundtrack eine tragende Rolle. Der Film ist wie ein Musikalbum aufgebaut und orientiert sich an 21 Tracks, die unter anderem vom Godfather des Detroit Techno Robert Hood stammen. Neben unzähligen Found Footage-Aufnahmen zeichnet sich der Kameramann Bradford Young (ARRIVAL) für die immersive Bildgestaltung der fiktionalen Szenen verantwortlich. – HK
Termine bei der 75. Berlinale
Mittwoch, 19.02., 21:30 Uhr, Stage Bluemax Theater
Donnerstag, 20.02., 13:00 Uhr, Cubix 9
Freitag, 21.02., 12:30 Uhr, Akademie der Künste (AdK)
Samstag, 22.02., 18:30 Uhr, Stage Bluemax Theater
PANORAMA
DELICIOUS

Darum geht es:
Alles könnte so schön sein. John (Fahri Yardim) und seine Frau Esther (Valerie Pachner) reisen mit ihren Kindern, dem Teenager Philipp (Caspar Hoffmann) und der 11-jährigen Alba (Naila Schuberth), in das luxuriöse Anwesen in Südfrankreich, das Esthers Eltern gehört und in dem sie jeden Sommer verbringen. Doch schon auf dem Hinweg – in der ersten Szene – ist die Stimmung anders als sonst – und seltsam bedrohlich: Durch die Autoscheiben beobachtet die wohlhabende Familie eine gewalttätige Straßendemo, ein Demonstrant klettert über ihr Taxi. Doch das war erst der Anfang. Weil John auf dem Rückweg vom Abendessen in einem Luxushotel die junge Teodora (Carla Díaz) mit dem Auto angefahren hat, gelingt es der jungen Frau durch gezielte Manipulation, sich als Haushaltshilfe bei der Familie einzunisten. Und die ahnt lange nichts von Teodoras wahren Absichten…
Was du zum Film wissen musst:
Die 1967 geborene und als Schauspielerin z. B. in DIE BEISCHLAFDIEBIN (1998) von Christian Petzold bekannt gewordene Nele Mueller-Stöfen ist seit 2012 auch als Drehbuchautorin tätig. Mit ihrem Ehemann Edward Berger schrieb sie u. a. das Drehbuch zum Film JACK, der 2014 im Wettbewerb der Berlinale lief. Nach ihrem Kurzfilm AM STRAND legt Mueller-Stöfen mit DELICIOUS nun ihren ersten Langfilm vor, eine Genremischung voller unterschwelliger psychologischer Spannung und überraschender Wendungen, die sie überzeugend vor dem Hintergrund der politischen Unruhen und Demonstrationen für mehr soziale Gerechtigkeit im Frankreich der Gegenwart inszeniert. Trotz aller Grausamkeiten und manipulativen Psycho-Spiele nicht nur Teodoras ist DELICIOUS zugleich und über lange Strecken auch ein – im Urlaub in der pittoresken provenzalischen Landschaft angesiedelter – Film über eine Familie, deren Dysfunktionalität sich zwar erst nach und nach offenbart, aber schon lange vorher vorhanden war. – StB
Termine bei der 75. Berlinale
Dienstag, 18.2., 18:30 Uhr, Zoo Palast 1
Mittwoch, 19.2., 15:30 Uhr, Urania
Donnerstag, 20.2., 22:00 Uhr, Cubix 7
Freitag, 21.2., 22:00 Uhr, Cubix 9
Sonntag, 23.2., 19:15 Uhr, Cubix 8
SCHWESTERHERZ

Darum geht es:
Die Geschwister Rose (Marie Bloching) und Sam (Anton Weil) haben ein enges Verhältnis zueinander. Doch als Sam der Vergewaltigung beschuldigt wird und seine jüngere Schwester Rose gegen ihn aussagen soll, erschüttert das die eigentlich so innige Beziehung der beiden von Grund auf – und stürzt auch Rose in eine tiefe Krise.
Was du zum Film wissen musst:
Sarah Miro Fischer studierte Film in Kolumbien und an der DFFB. SCHWESTERHERZ ist ihr erster Langspielfilm. Darin geht sie intensiv der Frage nach, wie viel eine Geschwisterbeziehung aushalten kann, und nimmt den veränderten Umgang von Bruder und Schwester miteinander genau in den Blick. In der Hauptrolle der Rose ist die u. a. aus der Kult-Serie DIE DISCOUNTER bekannte Marie Bloching zu sehen. – StB
Termine bei der 75. Berlinale
Freitag, 14.2., 17:30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Samstag, 15.2., 10:00 Uhr, Cubix 9
Sonntag, 16.2., 13:15 Uhr, Cubix 7
Dienstag, 18.2., 16:00 Uhr, Zoo Palast 2
Samstag, 22.2., 21:30 Uhr, Zoo Palast 1
Sonntag, 23.2., 10:30 Uhr, Cubix 7
ICH WILL ALLES. HILDEGARD KNEF

Darum geht es:
Die Knef ist zurück in Berlin!
Wenigstens im Film… Hildegard Knef war eine mutige Künstlerin, die als Schauspielerin, Sängerin und Autorin große, internationale Erfolge feierte, aber eben auch schwere Rückschläge erlitt. Ihr Leben war geprägt von Selbstbehauptung, Neuanfängen und dem unermüdlichen Streben nach künstlerischer Verwirklichung. Im mit Archivmaterial montierten Werk lernen wir sie als talentierte, scharfsinnige Frau, die Ruhm und Niederlagen mit beeindruckender Stärke meisterte, kennen.
Was du zum Film wissen musst:
Regisseurin Luzia Schmid versteht sich auf Werke, die nachwirken! Davon zeugen gleich mehrere mit dem Grimme-Preis ausgezeichnete Werke in ihrer Filmografie. Ihr ist zuzutrauen, der Legende Knef weitere Facetten hinzuzufügen. – DD
Termine bei der 75. Berlinale
Sonntag, 16.2., 17:30 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Montag, 17.2., 10:00 Uhr, Cubix 9
Dienstag, 18.2., 22:00 Uhr, Cubix 6
Freitag, 21.2., 10:00 Uhr, Haus der Berliner Festspiele
Sonntag, 23.2., 21:15 Uhr, Cubix 9
Sir Isaac Julien Double Feature: LOOKING FOR LANGSTON & ONCE AGAIN… (STATUES NEVER DIE)

Darum geht es:
In seinem 1989 entstandenen Schwarzweißfilm LOOKING FOR LANGSTON erkundete der Künstler und Filmemacher Isaac Julien die Lebensgeschichte des US-amerikanischen Schriftstellers und Sozialaktivisten Langston Hughes (1902–1967) in prächtigen Bildern. Dieser war Teil der einflussreichen literarischen und künstlerischen Bewegung, die als Harlem-Renaissance in die Geschichte einging. 36 Jahre später präsentiert Julien mit ONCE AGAIN… (STATUES NEVER DIE) eine ebenfalls in opulentem Schwarzweiß gedrehte Fortsetzung, die das Vermächtnis des „Vaters der Harlem-Renaissance“ Alain Locke (1885-1954) erforscht.
Was du zu den Filmen wissen musst:
LOOKING FOR LANGSTON entstand als Teil des von Isaac Julien in London mitbegründeten Sankofa Film and Video Collective, das sich für die Etablierung einer unabhängigen Schwarzen Filmkultur einsetzte. In Filmen wie YOUNG SOUL REBELS suchte er immer wieder eine künstlerische Auseinandersetzung mit Schwarzen Kulturbewegungen und queeren Subkulturen. ONCE AGAIN… (STATUES NEVER DIE) setzt an dieser intersektionalen Schnittstelle an und eröffnet weitere Einblicke in die Geschichte und Einflüsse der Harlem-Renaissance. – HK
Termine bei der 75. Berlinale
Mittwoch, 19.02., 21:30 Uhr, Urania
Donnerstag, 20.02., 16:30 Uhr, Cubix 7
Samstag, 22.02., 16:00 Uhr, Zoo Palast 2
Sonntag, 23.02., 13:15 Uhr, Stage Bluemax Theater
FORUM
UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN

Darum geht es:
Siaka ist Gambier, hat keinen richtigen Abschluss und lebt seit fast 20 Jahren in Österreich, Victoria ist Grafikdesignerin und engagiert sich gegen Rassismus – gemeinsam versuchen sie, die gesellschaftlichen, aber auch partnerschaftlichen Herausforderungen zu navigieren, die sich ihnen stellen. Ivette Löcker hat das Paar über ein Jahr begleitet und schaut nicht weg – in den schönen, aber auch den schwierigen Momenten.
Was du zum Film wissen musst:
Ivette Löcker legt mit UNSERE ZEIT WIRD KOMMEN ihren vierten Dokumentarfilm vor. Auch mit WENN ES BLENDET, ÖFFNE DIE AUGEN hat sie bereits ein Pärchen dokumentiert, und dabei die Struktur nicht außer Acht gelassen – hier war es allerdings ein Junkie-Pärchen aus Moskau, das einfach nicht von der Nadel loskommt. Das Porträt war nicht nur intensiv und schmerzvoll, sondern auch unglaublich beobachtet. – MK
Termine bei der 75. Berlinale
Sonntag, 16.2., 14:00 Uhr, Delphi Filmpalast
Mittwoch, 19.2., 18:15 Uhr, Kino Betonhalle@Silent Green
Freitag, 21.2., 10:00 Uhr, Cubix 8
EVIDENCE

Darum geht es:
Lee Anne Schmitt’s Kindheit war recht einsam – immer war ihr Vater auf Dienstreise für Olin. Die Olin Corporation kam durch Munitionsproduktion zu seinem Vermögen; später stellte sie auf Chemikalien um, die bis heute Wasser vergiften, den Boden verseuchen. Die aus ihr hervorgangene Olin Foundation förderte außerdem gern konservative Denker, Think Tanks und Medien, die sich für traditionelle Rollenbilder, gegen Homosexualität und für rassistische Gesundheits- und Wirtschaftspolitik aussprachen. Wie geht man mit diesen Verstrickungen um? Lee Anne Schmitt entschließt sich, sie offenzulegen, und im Zusammenspiel mit ihren eigenen Rollen als Tochter sowie auch Mutter zu befragen.
Was du zum Film wissen musst:
Lee Anne Schmitts auf 16mm gedrehtes und sehr persönliches Doku-Essay verschränkt Familiengeschichte mit Unternehmens- aber auch spezifischer US-Geschichte. Schon vor dem Blick auf die eigene Biographie hat sie in ihren Filmen Themen wie Arbeit, Rassismus und Ungleichheit bearbeitet. Auch der von Trump so viel beschworene „Amerikanische Exzeptionalismus“ ist eines ihrer Themen. – MK
Termine bei der 75. Berlinale
Sonntag, 16.2., 13:00 Uhr, Arsenal 1
Dienstag, 18.2., 22:00 Uhr, Zoo Palast 2
Donnerstag, 20.2, 18:00 Uhr, Delphi Filmpalast
GENERATION
PATERNAL LEAVE

Darum geht es:
Leo (Juli Grabenhenrich) ist 15 Jahre alt und ohne ihren Vater in Deutschland aufgewachsen. Der Wunsch, endlich einen so wichtigen Teil ihrer Identität kennenzulernen, ist groß und so macht sich das junge Mädchen auf den Weg in den Norden Italiens, ans Meer. Als Leo dort auf Paolo (Luca Marinelli) trifft, der eine neue Familie gegründet hat, geraten Vater und Tochter in einen Gefühlsstrudel aus alten und neuen Verletzungen, Erwartungen und Sehnsüchten.
Was du zum Film wissen musst:
Alissa Jung, die schon als Kind mit dem Schauspielen begann und aus TV-Filmen und -Serien wie SOKO sowie aus Kinofilmen wie IHR NAME WAR MARIA (2012) bekannt ist, präsentiert mit PATERNAL LEAVE ihr Langfilmdebüt als Regisseurin. Die Kinderärztin und Drehbuchautorin widmet sich darin auf einfühlsame Art und vor der Kulisse einer norditalienischen Küstenstadt einer noch fragilen Vater-Tochter-Beziehung, die einiges aushalten muss. – StB
Termine bei der 75. Berlinale
Samstag, 15.2., 12:15 Uhr, Zoo Palast 1
Sonntag, 16.2., 18:45 Uhr, Zoo Palast 2
Montag, 17.2., 09:30 Uhr, Stage Bluemax Theater
Sonntag, 23.2., 19:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
PLAYTIME (OT: HORA DO RECREIO)

Darum geht es:
In der brasilianischen Megacity Rio de Janeiro diskutieren Schüler*innen aus vier weiterführenden Schulen in ihren Klassen u. a. über geschlechtsspezifische Gewalt, Rassismus und Queerfeindlichkeit. Viele der Teenager*innen kommen aus dysfunktionalen Familien und trauen sich, vor der Kamera offen von häuslicher und sexualisierter Gewalt, von Drogensucht, Wohnungslosigkeit oder Polizeigewalt, die Familienmitglieder oder sie selbst erlebt haben, zu berichten. Die Jugendlichen kritisieren auch die Schule, die doch ein Safe Space sein sollte, und hoffen, sich ein besseres, ein gewaltfreies Leben aufzubauen zu können. Eine Schwarze Lehrerin, die selbst in einer Favela aufgewachsen ist, ihren Bruder durch einen Mord verloren hat und missbraucht wurde, macht ihnen klar, was der einzige Ausweg aus der Gewaltspirale ist: Bildung.
Was du zum Film wissen musst:
Die brasilianische Filmemacherin Lúcia Murat ist nach SWEET POWER (1997, Forum) und ANOTHER LOVE STORY (2008, Panorama) zum dritten Mal mit einem Film zu Gast bei der Berlinale. In den 1960er- und 1970er-Jahren war Murat in Studenten- und Guerillabewegungen gegen die Militärdiktatur in Brasilien aktiv, wurde inhaftiert und gefoltert, was ihre Arbeit stark prägte. HORA DO RECREIO, was auf Deutsch Pause (in der Schule) bedeutet, entwickelte sie aufgrund einer Umfrage unter Lehrer*innen und zeichnet darin mithilfe der Kombination aus fiktionalen und dokumentarischen Elementen ein erschütterndes Bild der Lebensrealitäten junger Menschen in der brasilianischen Megametropole Rio. Um eine möglichst diverse Schnittmenge abzubilden, drehte sie an für Rios jeweilige Stadtteile und Communities repräsentativen Schulen – und gibt den Schüler*innen die dringend nötige Stimme. – StB
Termine bei der 75. Berlinale
Samstag, 15.2., 19:15 Uhr, Cubix 6
Sonntag, 16.2., 10:00 Uhr, HKW 1 – Miriam Makeba Auditorium
Montag, 17.2., 16:00 Uhr, Zoo Palast 2
Dienstag, 18.2., 13:00 Uhr, Zoo Palast 2
Mittwoch, 19.2., 09:45 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain
Sonntag, 23.2., 19:15 Uhr, Cubix 6
ROBOT, CELESTE & DAS ALL (SPACE CADET)

Darum geht es:
Celeste träumt seit ihrer Kindheit davon, Astronautin zu werden. Ein Roboter hatte sie darauf vorbereitet. Als sie schließlich zu ihrem ersten Raumfahrtabenteuer aufbrechen darf, muss sie Robot aber auf Erden zurücklassen. Während das Mädchen ihre ersten Bewährungsproben im All meistern muss, versucht ihr fürsorglicher Roboter sich mit den Erinnerungen an die gemeinsame Zeit die plötzliche Einsamkeit zu vertreiben.
Was du zum Film wissen musst:
Erik San, besser bekannt als Kid Koala, scratchte in den 90er Jahren die Drehteller und spielte das Konzert-Warm-Up unter anderem für Künstler wie Radiohead, Björk, die Beastie Boys oder auch Arcade Fire. Der kanadische DJ entstammt der Breakdance Szene und ist ein echtes Multitalent, das seinen Platten immer wieder kleine Comics, Miniaturschachspiele oder Videogames beilegte. Mit SPACE CADET, einem Comic, das zu seinen bekanntesten zählt, feierte Erik Sans Regiedebüt nun Weltpremiere auf der 75. Berlinale in der Sektion Generatiopn Kplus. – SuT
Termine bei der 75. Berlinale
Sonntag, 16. Februar, 13:00 Uhr, Haus der Kulturen der Welt 1
Montag, 17. Februar, 10:00 Uhr, Zoo Palast 2
Dienstag, 18. Februar, 12:30 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain
Mittwoch, 19. Februar, 16:00 Uhr, Cubix 6
Samstag, 22. Februar, 10:30 Uhr, Cubix 6
CHRISTY

Darum geht es:
Christy sucht seinen Platz im Leben, in Cork. Seit dem Tod seiner Mutter lebt er in Pflegefamilien, aus denen er immer wieder rausfliegt. Als ihn niemand mehr aufnehmen will, findet er übergangsweise Unterschlupf im Haus seines Bruders, der inzwischen selbst eine Familie gegründet hat. Die beiden könnten sich nicht fremder und vertrauter zugleich sein. Doch irgendwie fügt sich Christy ein, in das neue Umfeld der Familie und der Nachbarn. Sie kennen ihn hier noch aus Kindheitstagen. Doch die Gefahren, die schon seine Mutter das Leben kosteten, lauern hier noch immer.
Was du zum Film wissen musst:
Brandan Cantys Debütfilm eröffnet in diesem Jahr die Sektion Generation 14plus. Er basiert auf Cantys gleichnamigen Kurzfilm aus dem Jahre 2019. Sowohl seine Kurzfilme als auch seine Fernsehfilme kreisen oft um das Thema herausfordernder Familienbeziehungen. Mit seinem Regiedebüt gelingt dem Filmemacher eine Coming-of-Age-Odyssee über einen schweigsamen und zarten Vulkan. – SuT
Termine bei der 75. Berlinale
Freitag, 14. Februar, 19:30 Uhr, Haus der Kulturen der Welt 1 (dt. UT und Filmgespräch mit Gebärdendolmetscher)
Samstag, 15. Februar, 16:00 Uhr, Zoo Palast 2
Samstag, 15. Februar, 17:30 Uhr, City Kino Wedding
Sonntag, 16. Februar, 13:00 Uhr, Cubix 6
Montag, 17. Februar, 12:30 Uhr, Zoo Palast 1
Donnerstag, 20. Februar, 10:30 Uhr, Cubix 6
ONLY ON EARTH

Darum geht’s:
Süd-Galicien: Waldbrände prägen den Alltag der Dörfer. Rauchend stehen Feuerwehrmänner in der trockenen Vegetation, während Frauen sich um die Hoftiere kümmern und die Pflanzen notdürftig bewässern. In dieser Gemeinschaft lehren die Männer ihren Söhnen noch, die Natur nach alten patriarchalen Traditionen brutal zu unterwerfen. Offenbar mit Folgen für das gesamte Ökosystem. Gleichzeitig kümmert sich die einzige Veterinärin der Region um kranke Tiere. Auch in ihrer zweiten Dokumentarfilmarbeit richtet die dänische Filmemacherin Petré scheinbar kommentarlos ihre Kamera auf die Bindungen zwischen Mensch und Natur. Allein die Filmmontage entlarvt die vermeintlichen Urheber der Katastrophen.
Was du zum Film wissen musst:
Noch in der Covid-Pandemie feierte die dänische Filmemacherin Robin Petré ihr Dokumentarfilmdebüt „From the Wild Sea“ auf dem Berlinale Sommer Special im Juni 2021 in der Sektion Generation 14plus. Vier Jahre später ist sie nun mit ihrem zweiten Werk zurück, das ihrem poetischen Erstlingswerk in nichts nachsteht. – SuT
Termine bei der 75. Berlinale:
Samstag, 15. Februar, 16:15 Uhr, Haus der Kulturen der Welt (dt. UT und Filmgespräch mit Gebärdendolmetscher)
Sonntag, 16. Februar, 14:00 Uhr, Thalia Potsdam
Sonntag, 16. Februar, 19:15 Uhr, Cubix 6
Montag, 17. Februar, 12:45 Uhr, Filmtheater am Friedrichshain
Dienstag, 18. Februar, 10:00 Uhr, Haus der Kulturen der Welt 1
Samstag, 22.Februar, 13:00 Uhr, Cubix 6
BERLINALE SHORTS
THEIR EYES

Darum geht es:
Die Absurdität unseres vermeintlichen Fortschritts: In verschiedenen Ländern des Globalen Südens sitzen Click-Arbeiter*innen, die für das KI-basierte Betriebssystem der selbstfahrenden Autos Objekte freistellen, sie kategorisieren, sie als wichtig und unwichtig einordnen. Die Mobilität unserer Zukunft für ein lächerliches Gehalt gestalten – das ausbeuterische, kapitalistische Prinzip aber auch durchschauen, und es sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu Nutze machen.
Was du zum Film wissen musst:
Nicolas Gouraults Doku-Essay ist von seiner eigenen Biografie inspiriert: Vor seinem Kunststudium hat er für Forensic Architecture gearbeitet, die Bilder, Informationen und Videos von kriegerischen Auseinandersetzungen, Umweltverschmutzungen und Menschenrechtsverletzungen modellieren und visualisieren. – MK
Termine bei der 75. Berlinale
Donnerstag, 20.2., 18:30 Uhr, Urania (Berlinale Shorts 5)
Freitag, 21.2., 15:30 Uhr, Cubix 8 (Berlinale Shorts 5)
Freitag, 21.2., 22:30 Uhr, Zoo Palast 2 (Berlinale Shorts 5)
Samstag, 22.2., 12:00 Uhr, Kino Betonhalle@Silent Green (Shorts Take Their Time: Ausführliches Q&A nach jedem Film /
Berlinale Shorts 5)
Sonntag, 23.2., 19:15 Uhr, Colosseum 1 (Berlinale Shorts 5)
DAR BAND (CITIZEN INMATE)

Darum geht es:
Repression soll eine Gesellschaft, die nur wenige Momente von einer Revolution entfernt sein könnte, unter Kontrolle halten. Die elektronische Fußfessel und die eingeschränkte Mobilität, die diese mit sich bringt, könnte das perfekte Gadget oder auch eine Metapher dafür sein. Indem wir nicht nur auf die blicken, die sie tragen, sondern auch denen über die Schulter schauen, die sie überwachen, entsteht eine zweite Ebene.
Was du zum Film wissen musst:
Blicke aus dem Iran auf den Iran und seine Gesellschaft müssen immer ein wenig dechiffriert werden, Filmschaffende arbeiten dort nicht frei. Umso cleverer suchen und finden Autor_innen wir hier Hesam Eslami Lösungen. Der dokumentarisch anmuntende Schwarz-Weiß-Kurzfilm formuliert seine Kritik smart, aber leise. Sicher ein Anwärter auf den Goldenen Bären, der ja bei den Shorts auch vergeben wird. – DD
Termine bei der 75. Berlinale
Läuft im Programm Berlinale Shorts 1 am…
Sonntag, 16.2., 18:30 Uhr, Urania
Montag, 17.2., 15:30 Uhr Cubix 8
Dienstag, 18.2., 12:00 Uhr, Kino Betonhalle@Silent Green
Shorts Take Their Time: Ausführliches Q&A nach jedem Film
Mittwoch, 19.2., 18:30 Uhr, Colosseum 1
Freitag, 21.2., 20:00 Uhr, Kino im Zeiss-Großplanetarium im Rahmen von Berlinale Shorts Go Kiez
Samstag, 22.2., 19:00 Uhr, Zoo Palast 2
CLASSICS
SOLO SUNNY

Darum geht es:
Sunny (Renate Krößner) will es schaffen. Das Rumtouren durch DDR-Betriebsfeiern und Klubhäuser mit der Schlagerband kann es nun ja wahrhaftig noch nicht gewesen sein. Und zwischendrin immer diese dummdreisten Grabschhände, die Sunny abwehren muss. Irgendwann reicht es ihr. Aber die Rückkehr in die einfache Arbeiterwelt, das merkt sie schnell, das geht dann auch nicht – und sie probiert es allein.
Was du zum Film wissen musst:
Mit SOLO SUNNY landete Konrad Wolf einen beachtlichen Erfolg: Der Film wurde 1980 bei der Berlinale im Westen gezeigt, und Renate Krößner gewann für ihre unverstellte, erfrischende Sunny gleich den Silbernen Bären. Obgleich der Film schnell zum Kultfilm avancierte, kam die unangepasste, gegen den Strom schwimmende Sunny nicht gut an: Renate Krößner bekam keine Rollen mehr und entschloss sich zur Ausreise. Die Widerspenstigkeit und Autonomiesehnsucht der SOLO SUNNY, sie glühen heute noch. Ebenso wie Regine Dobberschütz‘ gleichnamiger Titelsong. Die Weltpremiere der digital restaurierten 4K-Fassung von SOLO SUNNY bei der 75. Berlinale bildet den Auftakt des Konrad-Wolf-Jahres anlässlich seines 100. Geburtstags. – MK
Termine bei der 75. Berlinale
Freitag, 14.2., 19:00 Uhr, Akademie der Künste (AdK) (Audiodeskription via App GRETA)
Sonntag, 16.2., 17:00 Uhr, Thalia – Das Programmkino (Potsdam-Babelsberg) (Berlinale Goes Kiez)
Sonntag, 16.2., 21:15 Uhr, Cubix 5
Samstag, 22.2., 11:30 Uhr, Cubix 5 (Audiodeskription via App GRETA)
RETROSPEKTIVE
MÄDCHEN MIT GEWALT (1970)

Darum geht es:
Die Münchner Angestellten Werner (Klaus Löwitsch) und Mike (Arthur Brauss) sind notorische Schürzenjäger mittleren Alters. Als sie bei einem Kart-Rennen die junge Alice (Helga Anders) kennenlernen, verabreden sie sich für ein nächtliches Bad in einer Kiesgruppe. Mit einem Kasten Bier im Gepäck fahren sie los, doch aus dem lustigen Treffen wird plötzlich ernst, als die Männer Alice an dem isolierten Ort vergewaltigen. Bei Anbruch des Morgens droht sie ihnen mit einer Anzeige. Doch Mike malt ihr aus, dass sie die Tortur dann detailliert rekonstruieren müsse und die Polizei ihr diese Geschichte sowieso nicht abkaufen würde, weil sie freiwillig mit ihnen zum See gefahren sei. Im weiteren Verlauf geraten Werner und Mike aneinander und zwischen ihnen entbrennt ein toxischer Hahnenkampf.
Was du zum Film wissen musst:
Was wie ein schlüpfriger deutscher Sexfilm mit zahlreichen flapsigen Sprüchen beginnt, entwickelt sich zu einem nervenaufreibenden Thriller. Der Regisseur Roger Fritz hinterfragte bereits in MÄDCHEN, MÄDCHEN (1967) die Schattenseiten der sexuellen Revolution der 1960er Jahre. Routiniert in Szene gesetzt, stellt MÄDCHEN MIT GEWALT die Genrekonventionen eindrucksvoll zur Schau und nutzt diese gleichzeitig für eine offensive Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlich verankerten Sexismus. Das macht den Film zu einem der wenigen wirklich subversiven Werke in der diesjährigen Berlinale-Retrospektive „Wild, schräg, blutig. Deutsche Genrefilme der 70er“. Ein Glück, dass MÄDCHEN MIT GEWALT noch kurzfristig in das Programm aufgenommen wurde, um Michael Fenglers OUTPUT zu ersetzen, dessen Restaurierung nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnte. – HK
Termine bei der 75. Berlinale
Donnerstag, 20.02., 20:30 Uhr, Deutsche Kinemathek / E-Werk
Freitag, 21.02., 12:00 Uhr, Cubix 5
Samstag, 22.02., 21:00 Uhr, Cubix 5