Weihnachten im Film oder Weihnachten mit Film: Die Lieblinge der Redaktion


DIE WEIHNACHTSGANS AUGUSTE

Von sprechenden Gänsen und besessenen Opernsängern. Ludwig Löwenhaupt (Dietrich Körner) erwirbt schon ein paar Wochen vor Weihnachten eine Gans, um sie pünktlich zum Fest als Braten zu genießen. Der Kammersänger hat jedoch nicht damit gerechnet, dass das Tier den Namen Gustje erhält, Teil der Familie wird und niemand außer ihm sie mehr essen möchte. Es beginnt ein Kampf um Ehre und Leben.

DIE WEIHNACHTSGANS AUGUSTE begleitet mich seit meiner Kindheit und ist mir selbst nach all den Jahren nicht langweilig geworden. Mit jedem Sehen entdecke ich etwas Neues. Mal freue ich mich über die wunderbar-fürchterliche Art, in der Sohn Robert (Mark Wende), im besten Teenager-Alter und mit schönster 1980er-Jahre Frisur, immer wieder „Mensch Daddy“ sagt. Dann lache wieder darüber, dass Ludwig zwischenzeitlich so von Auguste besessen ist, dass er seine Opernpartien vermasselt und die Agathe aus dem „Freischütz“ in Auguste umbenennt, während der Schwan aus „Lohengrin“ sich ungewollt in eine Gans verwandelt. Deshalb muss sie übrigens weg, im Namen der Oper! Im Lauf der Jahre konnte ich außerdem beobachten, wie die Mode im Film erst vollkommen out und dann langsam wieder in wurde: Roberts Nickelbrille ist inzwischen wieder modern, die Kombination aus Vokuhila und geflochtenen Zöpfen von Tochter Anette (Stefanie Stappenbeck) braucht vielleicht noch ein paar Jahre.

Auch fängt der Film sehr präzise ein, wie Erwachsene über Kinder hinweg sprechen, sie nicht ernst nehmen und nicht sehen. Im Grunde wird die gesamte Familie von Ludwig und seinem Ego an den Rand gedrängt, weshalb es umso schöner ist, wenn dann schlussendlich die sonst ignorierten Familienmitglieder ihren Willen durchsetzen. Es erfüllt mich immer wieder mit weihnachtlich-festlichem Geist, dass Ludwig sich am Ende fügen muss, dass sich Peters (Daniel Mewes) Respekt gegenüber Anderen durchsetzt. Und trotzdem ist selbst Ludwig kein Tyrann. DIE WEIHNACHTSGANS AUGUSTE nimmt sich nicht zu ernst und zeigt dabei trotzdem eine Zuneigung zu ihren Figuren, die ansteckend ist und mich wohlwollender auf die Welt blicken lässt. – Theresa Rodewald

DIE WEIHNACHTSGANS AUGUSTE, Regie: Bodo Fürneisen, Darsteller: Dietrich Körner, Mark Wende, Stefanie Stappenbeck, Daniel Mewes, 1988, 83 min., Streaming kostenlos über Netzkino auf Youtube:

https://www.youtube.com/watch?v=yg2cG-nnPX8

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