Alfilm 2021: Vom 21. bis 30. April 2021 bei Indiekino-club.de


200 METERS

Darum geht es:
Mustafa lebt auf der einen Seite der Mauer, die Israel durch das palästinensische Gebiet gezogen hat, während seine Frau mit den Kindern auf der anderen Seite wohnt. Dort kann sie genug verdienen, um die Familie zu unterhalten. Mustafa hätte durch die Beantragung eines israelischen Ausweises das Gleiche erreichen können, doch sein Stolz lässt das nicht zu. Er begnügt sich damit, auf ein Arbeitsvisum zu warten, das ihm ermöglicht, jeden Tag mit vielen anderen Palästinensern des Westbank-Areals den Kontrollposten zu passieren. Eine mühselige und komplizierte Situation, die sich verschärft, als Mustafas Frau anruft und ihm mitteilt, dass ihr Sohn im Krankenhaus ist. Obwohl die Häuser der Eheleute nur 200 Meter-Luftlinie voneinander entfernt sind, muss Mustafa sich auf die andere Seite schmuggeln lassen, als sein Passierschein von den Behörden zwecks Erneuerung eingezogen wird. Die Reise wird zum immer gefährlicheren Abenteuer, das vier Menschen unterschiedlicher Herkünfte und Lebenslagen zwingt, für ihr Überlegen zwangsläufig zusammenzuhalten.

Was du zum Film wissen musst:
Mit diesem spannenden Drama des palästinensischen Regisseurs Ameen Nayfeh eröffnet das Festival seine diesjährige Ausgabe. Auch wenn es in der zweiten Hälfte des Films zu ein paar Längen kommt, überzeugt insbesondere die Beschreibung der ungewöhnlichen Lebensverhältnisse der Protagonisten. Eindrücklich folgt die Handlung einem kafkaesken Verlauf, die ein Gefühl von Beengung auslöst. Die Hoffnungsschimmer für ein besseres Verständnis zwischen den Kulturen und politischen Lager sind nur klein, vielmehr setzt sich eine gewisse Ohnmacht in Bezug auf die verhärteten und augenscheinlich absurd-unpraktikablen Verhältnisse durch. – TV

A SON

Darum geht es:
Es ist 2011 in Tunesien und der arabische Frühling ist im Gange. Für ein bisher beruflich erfolgreiches und wohlhabendes Ehepaar wird sich das Leben radikal verändern, als sie in einen bewaffneten Konflikt geraten und ihr Sohn lebensbedrohlich verletzt wird. Im Krankenhaus wird ihnen eröffnet, dass er eine Lebertransplantation braucht. Doch weder der Ehemann noch die Ehefrau kommen dafür in Frage, weil keiner von ihnen die gleiche Blutgruppe wie das Kind hat. In der Sorge um das Leben des Kindes müssen sie sich gleichzeitig mit der Tatsache auseinandersetzen, dass er nicht der leibliche Vater ist. Um den Sohn zu retten, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder überzeugen sie den leiblichen Vater, der aber nur eine flüchtige Bekanntschaft war und nur schwer wiederzufinden ist. Oder sie lassen sich auf einen illegalen Organhandel ein. Dafür muss der Vater zu einer Privatklinik fahren, die ihm auch für einen bestimmten Preis die Leber eines etwa gleichaltrigen Jungen überlassen.

Was du zum Film wissen musst:
Das Spielfilmdebüt des tunesischen Regisseurs Mehdi M. Barsaoui mutet wie ein spannender Thriller an und schneidet gleichzeitig verschiedene wichtige Themen an. Der Film ist dicht inszeniert und lebt von der herausragenden Besetzung. Insbesondere Sami Bouajila, französischer Schauspieler mit tunesischen Wurzeln, der die Rolle des Vaters übernimmt, überzeugt als bedingungslos liebender Vater, der sich von seiner Wut und Enttäuschung nicht in seiner Mission beirren lässt. A SON ist ein berührendes Melodrama, das Porträt eines Mannes in einer Extremsituation und auch ein Bild auf eine sich wandelnde Gesellschaft, in der große Brutalität für das Erreichen gewisser Ziele in Kauf genommen wird. – TV

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