Filmkritik

„Cäsar muss sterben“ von Paolo Taviani und Vittorio Taviani

Inszenierung auf dem Gefängnisgelände Die Berlinale liebt Shakespeare. Letztes Jahr durften wir die Ralph Fiennes Adaption von Coriolanus ertragen und dieses Jahr steht Julius Cäsar auf dem Programm. Die Regie führen die italienischen Brüder Taviani. Die Besetzung übernehmen die Häftlinge im Hochsicherheitstrakt des römischen Rebibbia-Gefängnisses. Und das Ganze wird dann mit zugegebenermaßen sehr schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen […]

„Tabu“ von Miguel Gomes

Bestandsaufnahme in schwarzweiß Gomes spielt mit den fantastischen Möglichkeiten der Imagination des Kinos und experimentiert in seinem bei der 62. Berlinale mit dem Alfred-Bauer-Preis ausgezeichnetem Beitrag mit ungewöhnlichen Formen des cinematographischen Ausdrucks. Eine Ode an das Kino, die ganz im Sinne des Festivalgründers, nach dem der Berlinale-Preis benannt ist, neue Perspektiven der Filmkunst eröffnet. Sogar […]

„Ski Jumping Pairs“ von Riichiro Majima (Dez 12)

interfilm-Organisator Mirko Knispel über den Film: „Zum Jahresausklang übertrumpfen wir das Wedel-und-Schanzen-Wintersport-TV samt peinlicher Dialektkommentare durch die sagenhaft japanische Skisprungvariante für Paare! Ja, gibt es! In dieser Olympiadisziplin ist ganz unterschiedliches Paarverhalten erlaubt und kulturelle Besonderheiten können ausgelebt werden und zum Sieg führen. Die Animation lief bei interfilm vor vielen Jahren bei Eject und hat […]

„Beasts of the Southern Wild“ von Benh Zeitlin

Regisseur Benh Zeitlin ist mit seinem Debütfilm "Beasts of the Southern Wild" ein großer Wurf gelungen. Den Großen Preis von Sundance hat er genau wie die Camera d'Or in Cannes eingeheimst, Kritiker und Publikum bleiben verzückt zurück.

“Hail” von Amiel Courtin-Wilson

Unterdruck Ludwig Wittgenstein schrieb in seinen „Bemerkungen über die Philosophie der Psychologie“: „Vorstellung und Intention. Auch insofern ist vorstellen dem Schaffen eines Bildes zu vergleichen, als man sich nicht den vorstelle, dem das Vorstellungsbild ähnlich ist, sondern den, den man sich vorstellen will.“ Daniel P. Jones spielt in Amiel Courtin-Wilsons Drama „Hail“ nur eine leicht […]

„Neighbouring Sounds“ von Kleber Mendonça Filho

Masters and Servants Wachhunde bellen, Nachtwächter schlafen und Bodyguards können schon mal selbst zur Bedrohung werden. Regiert die Angst, regieren Kontrolle und Überwachung. Brasilien, die ehemalige portugiesische Kolonie hält auch in der Demokratie an ihren antiken gesellschaftlichen Hierarchien fest. Hermetisch abgeriegelt hinter Zäunen, Mauern, vergitterten Fenstern und Türen lebt eine satte Gesellschaft, die ihre materiellen […]

„Du kiffst zu viel“ von Holger Bode (Dez 13)

KinoKabaret-Organisator Dave Lojek über „Du kiffst zu viel„: „Zwei Männer auf der Couch igeln sich in ihren Fantasiewelten aus Pappe ein. Die klassiche postmoderne Gesellschaftsanalyse überrascht mit Selbstironie und Spielfreude! Marten McFly rappt neben seinem Couchgenossen King Shit über Lebensplanungslosigkeit und zitiert ununterbrochen popkulturelle und mediale Phänomene. Erfreulicherweise verzichtet der Film auf jegliche Drogen, obwohl […]

„Blood of my Blood“ von João Canijo

Blut ist das Bindemittel Schlechte zum Teil unasphaltierte Straßen, Graffiti besprühte Mauern, frei stehende heruntergewirtschaftete Häuser, die sich mit garagenartigen Bauten abwechseln. Am Horizont ungemütliche und hastig errichtete Wohnblocksiedlungen. Ein Bilderbuch-Vorort, Heim für die an den Rand Gedrängten. Stille sucht man hier vergebens. Ein schroffer Ton dominiert. Handgreiflichkeiten gehören zum Alltag. Die Gespräche sind kümmerlich […]

„The End of Time“ von Peter Mettler

Eine sträfliche Emanzipation Pünktlich zum Ende des Maya-Kalenders erwartet man einen weiteren Weltuntergangsfilm, doch der sachte Jäger und Sammler Peter Mettler liefert mit „The End of Time“ ein filmisches Essay zu den Begriffen Raum und Zeit ab. Das klingt und ist weniger dystopisch, jedoch muss der Streifen erst einmal sich selbst und dann alle anderen […]

„The Fifth Season“ von Jessica Woodworth und Peter Brosens

Sakrale Lyrik Die Welt ist ein Theater (theatrum mundi). Diese Erkenntnis hatte man bereits im 16. Jahrhundert. Alles Geschehen hat einen Schauwert und dieser ist narrativ reproduzierbar. Bilder, ob gemalte oder fotografierte, Film- oder Theaterbilder,  sind Schauwerte. Sie machen die Geschichten der Welt im Großen wie im Kleinen sichtbar, lassen hineinblicken in globale Lebensläufe und […]

„Bis dass die Nacht uns scheidet“ von Boris Chlebnikow

Heimlicher Star der Russischen Filmwoche Neureiche Russen sind längst kein rein innerrussisches Phänomen mehr. Ob in der Türkei, in den alpinen Skigebieten oder auf den einschlägigen spanischen Urlaubsinseln, die russischen Superreichen haben ihren zweifelhaften Ruf mittlerweile in ganz Europa gefestigt. Einfache Ex-Sowjetbürger, die mit viel Energie und wenig Manieren in kürzester Zeit Industrieimperien errichteten, Menschen […]

„Seven Psychopaths“ von Martin McDonagh

Dick Dale fehlt Man kann über Martin McDonagh sagen was man will. Sicherlich seine Charaktere sind denen eines Quentin Tarantino zum verwechseln ähnlich. Die eigene kreative Rückständigkeit wird in einen Vorsprung verwandelt, indem er einen Plot etabliert, der auf dem Kurschluss von Altbekanntem und guten Schauspielern basiert und es somit erlaubt, eine Eigenständigkeit zu überspringen.  […]

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