Filmkritik

Berlinale Filmkritik: „Tape_13“ von Axel Stein

Bubi-Blödelstuben-Huhu Tatort: Laube, irgendwo im tiefen Wald. Drei Mädels und drei Jungs – vermutlich in ihren frühen Zwanzigern – verbringen das Wochenende in einer abgelegenen Waldhütte. Unter ihnen auch ein US-Pärchen auf Romantikurlaub, das mit seiner Digitalkamera detailreich seine Reise für die Heimgebliebenen festhält. Für die Gruselatmo sorgen ein kleines Lagerfeuer und ein bisschen Gläserrücken. […]

Berlinale Filmkritik: „Love is Strange“ von Ira Sachs

Ben und George sind ein schwules, bürgerliches Intellektuellenpärchen. Wobei ersteres Adjektiv ein wenig irrelevant anmutet. Die beiden könnten auch Tom und Adele heißen. Oder Bridget und Catherine. Die Ausgangssituation und im Grunde erste Beschreibung des Lebensumfeldes ist das eigentlich Charakterisierende: Die teuren Betttücher, die gerahmten Bilder, die exquisite Einrichtung schreien Wohlstand. Das Herumwuseln der russischen […]

Berlinale Filmkritik: „Que ta joie demeure“ von Denis Côté

Arbeit und Struktur Auf der ersten Seite des Notizblockes sind der Reihe nach einzelne Worte vermerkt: walzen, schneiden, stampfen, hämmern, verpacken. Darunter angeordnet: Rhythmus, Ordnung, Genauigkeit, Wiederholung, Ewigkeit. Und gleich danach  – Zeit. Die spielt in „Que ta joie demeure“ von Denis Côté eine beträchtliche Rolle, denn der kanadische Regisseur fängt in seinen Bildern die […]

Berlinale Filmkritik: „Butter on the Latch“ von Josephine Decker

Auf die kahle, unverputzte Wand sprenkelt die Sonne ein paar vereinzelte Lichtpunkte. Der Raum ist staubig und schmutzig, aber abgesehen von Müll und ein paar herumliegenden Flaschen absolut leer. Sarah erwacht, blinzelt nervös, scannt ihre Umgebung. Ein glatzköpfiger Typ kniet hinter ihr und beugt sich über ihren nackten Rücken. Ein anderer steht im Schatten und […]

Berlinale Filmkritik: „Kumiko, the Treasure Hunter“ von David Zellner

Neue Spuren im Schnee Es gibt sie, die Kino-Geschichten, die sich gleich eingangs das Prädikat ´Wahrheit´ auf die Leinwand schreiben. „Nach einer wahren Begebenheit“ oder „based on a true story“ nennt sich das dann. Viele Filme müssen das gar nicht – Historienepen oder Biopics etwa. Geschichtsbücher, Chronisten und Popkultur bezeugen ohnehin, dass es das alles […]

„’71“ von Yann Demange

Poor Cunt zwischen den Fronten „’71“ – ein Film wie sein Titel. Kein Schmuck, kein Zierrat, kein Schnörkel – für solche Extravaganzen war im Belfast des Jahres 1971 lange kein Platz mehr. In Nordirland standen sich die irisch-katholischen Republikaner und die britisch-protestantischen Unionisten unversöhnlich gegenüber. Riots, Vertreibungen, Schießereien und Sprengstoffanschläge hatten die vierte Teilrepublik des […]

Berlinale Filmkritik: „Last Hijack“ von Tommy Pallotta und Femke Wolting

Captain Mohamed und der verbotene Apfel Es ist ein Kreuz mit den Trends. Gerade erobern mit „Captain Phillips“ alias Tom Hanks, dem dänischen  Thriller „A Hijacking“ und dem Sundance-Beitrag „Fishing Without Nets“ somalische Piraten die große Leinwand, da erklärt uns der vierte im Bunde, „Last Hijack„: Piraterie ist im ostafrikanischen Failed State längst wieder out. […]

„The Kidnapping of Michel Houellebecq“ von Guillaume Nicloux

Ein Spiel mit der Realität – oder die Realität als Spiel Anlass für „The Kidnapping of Michel Houellebecq“ könnte ein tatsächliches Verschwinden des Starautors im September 2011 sein. Kein Literat polarisiert auch nur annähernd so sehr, wie Houellebecq, bei dessen öffentlichem Auftreten die stetige Provokation sein treuer Begleiter ist. Ein Umstand der ganz sicher dazu […]

Berlinale Filmkritik: „Blind“ von Eskil Vogt

Wer im Dunkeln steht, muss leuchten Ingrid tanzt am Strand und schaut in den Himmel. Plötzlich taucht ein schwarzer Fleck im Sichtfeld ihres linken Auges auf. Am nächsten Tag ist er immer noch dort. Und am übernächsten Tag auch auf dem anderen Auge. Ingrid erblindet. Einfach so. Für immer. Und plötzlich ist die ganze Welt […]

Berlinale Filmkritik: „Is the Man Who Is Tall Happy?“ von Michel Gondry

Das Bild macht die Erkenntnis Michel Gondry ist nicht nur ein Poet der Popkultur, er ist auch gleichermaßen einer ihrer Konstrukteure. Gondry entwirft, baut und orchestriert Musikvideos, die ohne den Ton vollkommen verloren wären und experimentiert dabei mit Jump-Cuts, Stop-Motion, Animation und Doppellayern. Der Rhythmus choreografiert das Bild, während die in Mosaiksteinchen aufgespaltene Zeit immer […]

„God Help The Girl“ von Stuart Murdoch

Singin‘ in Glasgow Eve (Emily Browning, „Sucker Punch„) ist depressiv, isst nicht und schläft nicht. Der einzige Lichtblick in ihrem tristen Alltag, den sie in einem Glasgower Krankenhaus verbringt, ist Musik. Ermutigt von ihrer Psychologin beginnt sie, ihre Gefühle in eigenen Songs auszudrücken. Und „God Help The Girl“ wäre kein Musikfilm, wenn ihr das nicht […]

Berlinale Filmkritik: “Nuoc 2030” von Nguyen-Vo Nghiem-Minh

Auf Stelzen gebaut Die Menschenheit ist auf dem Rückzug. Das Leben im Jahr 2030 mutet ärmlich an. Die urbane Ödnis aus Glas und Beton, die unsere Jetztzeit kennzeichnet, ist einer Wasserwelt gewichen. Häuser, gleich winzigen Archen, sind der neue Standard, das Zentrum täglicher Wirklichkeit. Einmal mehr ist das Meer Lebensraum, Nahrungsquelle und Gegner in einem. […]

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