Kino- und Film-Empfehlungen der Redaktion zur Berlinale 2017

38 Highlights und Insidertipps zur 67. Berlinale


Ana Polorosa spielte auch schon in Eduardo Casanovas "Eat my Shit" die Rolle der Samantha. Nun präsentiert er "Pieles/Skins" sein Langfilmdebüt im Panorama © Berlinale

Ana Polorosa spielte auch schon in Eduardo Casanovas „Eat my Shit“ die Rolle der Samantha. Nun präsentiert er „Pieles“ („Skins“) sein Langfilmdebüt im Panorama. © Berlinale

Pieles (Skins)

Darum geht es:
Eine Frau, ohne Augen, aufgewachsen in einem Freudenhaus für Kunden mit besonderen sexuellen Wünschen, ein Junge, der sich nichts sehnlicher wünscht, als eine Meerjungfrau zu sein, das Mädchen, dessen Mund und After vertauscht sind, die Kleinwüchsige, die gezwungen wird, in einem rosa Bärchenkostüm im Fernsehen für familiäre Vorabendunterhaltung zu sorgen, und eine junge Frau, deren linke Gesichtshälfte deformiert ist. Schicksalhaft verbinden sich hier die Leben, Träume und Wünsche dieser von der Gesellschaft ausgegrenzten Menschen zu einem pastellfarbenen Tableau des Andersartigen.

Was du zum Film wissen musst:
Skins“ ist der erste Langspielfilm des jungen Schauspielers und Regisseurs Eduardo Casanova und eine Auskopplung seines Kurzfilms Eat my Shit über Samantha, die sich nichts sehnlicher wünscht, als so wie andere Jugendliche auch, Selfies auf Instagram zu posten, die anschließend nicht wegen anstößigen Inhalts gelöscht werden: Aber das ist nicht so einfach, wenn, wie bei Samantha, Mund und After vertauscht sind. In „Skins“ verfolgt Eduardo Casanova Samanthas Geschichte und erweitert den Rahmen, um eine Riege von Menschen, deren sexuelles Begehren, aber auch körperliches Aussehen, mit den allgemein gültigen gesellschaftlichen Regeln und Schönheitsidealen brechen. – TB

Termine bei der 67. Berlinale:
Samstag, 11. Februar, 21:30 Uhr, Zoo Palast 1
Sonntag, 12. Februar 12:45 Uhr, CinemaxX 7
Montag, 13. Februar, 17:00 Uhr, Cubix 9
Samstag, 18. Februar, 22:45 Uhr, Cubix 7 & 8
Sonntag, 19. Februar, 22:30 Uhr, Colosseum 1

Zwei Neugeborene: In Tusi Tamaseses "One Thousand Ropes" geht es auch um die Kraft des Neuanfangs. © Mongrel International

Zwei Neugeborene: In Tusi Tamaseses „One Thousand Ropes“ geht es auch um die Kraft des Neuanfangs. © Mongrel International

One Thousand Ropes

Darum geht es:
Maea ist ein Mann mit großen Händen: Im Morgengrauen knetet er in einer Bäckerei den Teig und mittags massiert er böse Geister aus schwangeren Bäuchen. Er lebt allein. Sein Wohnzimmer teilt er mit dem Dämon einer längst Verstorbenen, sie hat es auf die Bäuche der Schwangeren abgesehen. Wollen die Frauen in seiner Nachbarschaft auf traditionelle Art gebären, rufen sie ihn, Maea, den Heiler mit den großen Händen. Als seine schwangere Tochter Ilisa, die von ihrem Freund geschlagen wird, bei ihm einzieht, muss sich Maea mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen.

Was du zum Film wissen musst:
One Thousand Ropes“ ist der zweite Film des samoanischen Regisseurs Tusi Tamasese nach „The Orator„. Ganz still und fast nebenbei erzählt „One Thousand Ropes“ vom Aufeinanderprallen zweier Welten: Einer Welt der Traditionen, des mystischen Glaubens an Geister und Dämonen und des männlichen Gewaltmonopols, die sich im Samoanischen, der Sprache der Alten, äußert und einer Welt der Moderne, mit Schnellstraßen, großstädtischem Verkehr, mit Maschinen und Krankenhäusern und dem gesprochenen Englisch, der Sprache der Jungen. „One Thousand Ropes“ ist eine geheimnisvolle Geschichte darüber, dass man nie zu alt ist, um sich zu verändern und um Vergebung zu bitten. – TB

Termine bei der 67. Berlinale:
Samstag, 11. Februar, 19:00 Uhr, Zoo Palast 1
Sonntag, 12. Februar, 10:00 Uhr, CinemaxX 7
Montag, 13. Februar, 14:30 Uhr, Cubix 9
Freitag, 17. Februar, 22:30 Uhr, CinemaxX 7
Samstag, 18. Februar, 22:30 Uhr, Colosseum 1

Juliette Navis und Hiam Abbass im Kriegsalltagsdrama "Insyriated" von Philippe Van Leeuw © Altitude 100 / Virginie Surdej

Juliette Navis und Hiam Abbass im Kriegsalltagsdrama „Insyriated“ von Philippe Van Leeuw. © Altitude 100 / Virginie Surdej

Insyriated

Darum geht es:
Eingeschlossen in Damaskus bietet eine verbarrikadierte Wohnung die letzte Zuflucht und nur vagen Schutz für die überwiegend weiblichen Familienmitglieder um Oum Yazan, eine zähe Frau, die nicht daran denkt, aufzugeben oder ihre Wohnung wegen des Kriegsterrors zu verlassen. Auch den Nachbarn, einem jungen Pärchen mit Baby, ihrer südasiatischen Haushaltshilfe Delhani und dem Freund ihrer ältesten Tochter gewährt sie Unterschlupf und versucht neben dem Kreuzfeuer der Scharfschützen vor der Haustür, den Bombeneinschlägen und den Raubzügen einzelner Rebellen den Alltag aufrechtzuerhalten. Doch Wasser, Strom und Gas sind rar und es geht nicht dauerhaft, ohne einen Fuß vor die Tür zu setzen.

Was du zum Film wissen musst:
Dass in Kriegszeiten Wölfe regieren, hat die Filmgeschichte bis heute oft im Grauen detailreich und spektakulär erzählt. Wie der Alltag der Bevölkerung in Zeiten des Krieges aussieht, verkam dabei viel zu oft zur Staffage. Kameramann und Regisseur Philippe Van Leeuw („The Day God Walked Away„) widmet seinen zweiten Spielfilm dieser Erzähllücke. „InSyriated“ ist ein als Kammerspiel inszenierter Höllentrip, der von rechtlosen Zeiten berichtet und den als Freiwild betrachteten und in klaustrophobische Engen gedrängten Opfern, deren Schutzräume immer wieder eingerissen werden. – SuT

Termine bei der 67. Berlinale:
Samstag, 11. Februar, 20:00 Uhr, CinemaxX 7
Sonntag, 12. Februar, 22:45 Uhr, CineStar 3
Montag, 13. Februar, 14:00 Uhr, International
Freitag, 17. Februar, 20:00 Uhr, CinemaxX 7
Sonntag, 19. Februar, 22:30 Uhr, Cubix 7+8

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