Kino- und Film-Empfehlungen der Redaktion zur Berlinale 2017
38 Highlights und Insidertipps zur 67. Berlinale
Tiger Girl
Darum geht es:
Maggie, blond, ein bisschen brav und ganz schön angepasst, fliegt durch die Polizistenprüfung. Um die Zeit bis zur neuen Prüfungszulassung zu überbrücken, beginnt sie eine Ausbildung zur Sicherheitsmitarbeiterin. Bei einem Abend mit den neuen Kollegen trifft sie auf Tiger Girl: Kurze immer leicht ungewaschene Haare, Bomberjacke, lockere Berliner Schnauze – im großen und ganzen also das komplette Gegenteil von ihr. Da Maggie offensichtlich eine Lektion in Sachen Schlagfertigkeit gut gebrauchen kann, nimmt Tiger Girl sie unter ihre Fittiche. Was dann folgt, ist ein rasanter Trip durch die Berliner Nächte und U-Bahn-Schächte, bei dem eigentlich nichts und niemand vor Tiger Girl, Maggie aka Vanilla the Killer und ihrem Baseballschläger sicher ist.
Was du zum Film wissen musst:
Nach dem großen Überraschungserfolg von „Love Steaks“ ist „Tiger Girl“ der dritte Spielfilm von Jakob Lass. Während der Arbeit an „Love Steaks“ entwickelte der Regisseur sein Arbeitsprinzip „Fogma“, eine Art Teambuilding-Maßnahme, aber auch programmatische Handlungsanleitung zum improvisierten Spielen und Arbeiten am Set. Bestach „Love Steaks“ noch durch seine beinahe dokumentarische Authentizität und die Natürlichkeit seiner Charaktere, setzt sein neuester Film auf tempogeladene Dramaturgie und stilisierte Kampfszenen: „Tiger Girl“ ist ein Film wie die Faust in der Fresse, über die versteckte und die offene Gewalt im großstädtischen Alltag, der konsequent genau dorthin führt, wo es richtig weh tut. – TB
Weiterlesen: Tatiana Brauns ausführliche Kritik „Krawall und Remmidemmi“…
Termine bei der 67. Berlinale:
Freitag, 10. Februar, 19:00 Uhr, Zoo Palast 1
Samstag, 11. Februar, 09:30 Uhr, CinemaxX 7 (mit Audiodeskription)
Sonntag, 12. Februar, 22:30 Uhr, Colosseum 1
Dienstag, 14. Februar, 18:30 Uhr, Berlinale Goes Kiez: w o l f – zeitgleich in beiden Kinosälen
Sonntag, 19. Februar, 17:00 Uhr, Cubix 9
Kaygi (Inflame)
Darum geht es:
Hasret arbeitet bei einem türkischen Nachrichtensender, dessen vielsagender Leitspruch ist: „Was Sie sehen ist die Wahrheit. Was sie hören ist die Wahrheit.“ Als nach und nach jedoch Nachrichten mehr und mehr manipuliert werden, ihr plötzlich und ohne Angaben von Gründen Verantwortungen abgezogen werden und sie in eine andere Abteilung versetzt wird, beginnt die Welt um sie herum deutliche Risse zu bekommen. Ihre Schlaflosigkeit setzt ihr dabei merklich zu und Hasret beginnt Menschen zu sehen, die nicht mehr da sind, Musik zu hören, wo keine gespielt wird und Rauch zu sehen, wo es nicht brennt. Die Begegnung mit einem Hund weckt Erinnerungen an ein traumatisches Ereignis aus ihrer Kindheit und sie beginnt mehr und mehr daran zu zweifeln, dass ihre Eltern tatsächlich bei einem Autounfall ums Leben gekommen sind.
Was du zum Film wissen musst:
Angesichts der für die Presse höchst angespannten Lage in der Türkei, in der seit dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 unzählige Radio- und Fernsehsender, Zeitungen und Online-Medien geschlossen wurden und zahlreiche Journalisten ihren Job verloren haben oder im Gefängnis sitzen, präsentiert die türkische Filmemacherin Ceylan Özgün Özcelik mit „Inflame“ einen düsteren Thriller, der von größerer Aktualität nicht sein könnte. Das Zusammenspiel atmosphärischer Bilder mit einer aufgeladenen, beständig flüsternd-knisternden Soundkulisse lässt die Beklemmung auch außerhalb der Leinwand deutlich spürbar werden und entlädt sich in einem Filmende, das noch eine Weile nachklingt. „Inflame“ ist der erste Langspielfilm der Regisseurin, die sich in der Türkei vor allem auch als Filmkritikerin einen Namen gemacht hat. – TB
Termine bei der 67. Berlinale:
Sonntag, 12. Februar, 19:00 Uhr, Zoo Palast 1
Montag, 13. Februar, 09:30 Uhr, CinemaxX 7
Dienstag, 14. Februar, 14:30 Uhr, Cubix 9
Donnerstag, 16. Februar, 22:30 Uhr, Colosseum 1
Samstag, 18. Februar, 12:00 Uhr, CinemaxX 8