Filmkritik
„Neruda“ von Pablo Larrain
Der Legende auf der Spur Die Aufgabe, Pablo Neruda zu beschreiben, ist kaum zu stemmen. Der Mann war so viel mehr als „nur“ Nobelpreisträger. In Chile verehren sie ihn wie einen Heiligen, sein Leben wirkt bis heute nach. Neruda ist „bigger than life“ und wahrscheinlich auch zu groß für einen Film. Pablo Larrain ist DER […]
„La La Land“ von Damien Chazelle
Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue Alles beginnt mit einem Stau. Kurz vor Los Angeles ist der Freeway dicht. Nur weit entfernt lässt sich ausmachen, wo der Verkehr wieder fließt. Eigentlich die perfekte Grundlage für einen Konflikt, doch da es sich bei Damien Chazelles neuem Film „La La Land“ um ein Musical der […]
67. Berlinale: „Helle Nächte“ von Thomas Arslan – Silberner Bär
Verloren im Nebel Der Film beginnt mit einer Baustelle in Berlin. Diese Baustelle steht symptomatisch für den Beziehungsstatus der im Film beschriebenen Figuren. Michael ist Bauingenieur und verantwortlich für ebenjene Baustelle. Als er erfährt, dass sein Vater gestorben ist, eröffnet ihm seine Freundin anschließend, dass sie für ein Jahr als Korrespondentin nach Washington gehen wird. […]
„Ri Chang Dui Hua“ („Small Talk“) von Hui-chen Huang
Leben in der Nicht-Existenz Der Film der Taiwanesin Hui-chen Huang sollte in erster Linie als Annäherungsversuch zwischen ihr und ihrer Mutter Anu dienen. Ihr Leben lang zeigte sich Anu offenbar ihren Töchtern gegenüber abweisend und verschlossen, sie verbrachte viel Zeit außer Haus beim Kartenspiel unter Freundinnen. Über die Mutter-Tochter-Beziehung hinaus präsentiert „Small Talk“ eine eindrückliche […]
„Elle“ von Paul Verhoeven
Faszination der Gewalt Der niederländische Regisseur Paul Verhoeven, der seit Ende der 1980er Jahre in Hollywood einen fantastisch-skurrilen Film nach dem anderen produziert, präsentiert mit der Verfilmung des französischsprachigen Romas „Oh…“ von Philippe Dijan seinen ersten Film mit französischen Schauspielern, der in Frankreich spielt. Auch in „Elle“ beschäftigt er sich mit unkonventionellen Formen der Liebe […]
67. Berlinale: „House in the Fields“ (OT: „Tigmi n Igren“) von Tala Hadid
Zwischen Träumen und Realität Khadija lebt mit ihrer Familie in einem entlegenen Dorf im Atlasgebirge in Marokko. Die lebensfrohe Sechzehnjährige hat viele Träume, die auf den ersten Blick so gar nicht in das Bild einer traditionellen Berberfamilie passen. Sie möchte selbstbestimmt leben und später Anwältin werden. Eine besonders enge Bindung hat sie zu ihrer älteren […]
67. Berlinale: „Almost Heaven“ von Carol Salter
Die letzte Ehre erweisen Ying Ling verlässt ihr Elternhaus, um viele Kilometer weit entfernt eine Stelle anzunehmen. Für viele junge Erwachsene sei es nämlich schwer, Anstellung zu finden, im modernen China. Die 17-Jährige, im Wesentlichen noch ein unreifes Kind, das sich vor der Dunkelheit und Geistern fürchtet, lebt fortan mit Gleichaltrigen in einer einfachen Bleibe, […]
67. Berlinale: „Bamui haebyun-eoseo honja“ („On the Beach at Night Alone“) von Sangsoo Hong – Silberner Bär
Die schwermütige Liebe abstreifen Die leichte Liebeskomödie des Koreaners und erprobten Festivaldauergastes Sangsoo Hong „Bamui haebyun-eoseo honja“ beginnt mit zwei Frauen, eine ältere und eine jüngere, die sich in Hamburg in einem Park über die Liebe, die Männer und den Wunsch, so zu leben, wie es einem passt, unterhalten. Die beiden Koreanerinnen sitzen auf einer […]
67. Berlinale: „El bar“ von Álex de la Iglesia
Reise in die menschlichen Abgründe Außer Konkurrenz präsentiert die Berlinale den neuesten Film des Spaniers Álex de la Iglesia. „El bar“ hält, was er verspricht. Es handelt sich nämlich um eine Horrorkomödie, die eindeutig die Handschrift des Regisseurs und seines Drehbuchschreibers Jorge Guerricaechevarría trägt und bezeichnenderweise schon nach 15 Minuten Spielzeit eine erste Schar an […]
67. Berlinale: „Kaygı“ („Inflame“) von Ceylan Özgün Özcelik
Rauchzeichen Hasret arbeitet als Cutterin in der Dokumentarfilmabteilung eines türkischen Nachrichtensenders, dessen vielsagender Leitspruch ist: „Was Sie sehen ist die Wahrheit. Was sie hören ist die Wahrheit.“ Als sich die politische Stimmung im Land ändert, Kollegen ihre Arbeit verlieren, es schließlich verboten wird, sich während der Arbeitszeit in sozialen Netzwerken aufzuhalten, die Nachrichten mehr und […]
67. Berlinale: „Yozora ha itsu demo saikou mitsudo no airo da“ von Yuya Ishii
Sich in Melancholie verlieren Shinji (Sosuke Ikematsu) ist ein junger Bauarbeiter, der ständig redet. Seine Arbeitskollegen sind seine engsten – und einzigen – Freunde. Wenn er nicht arbeitet, hilft er seinem alten Nachbarn im Haushalt und bekommt zum Dank Bücher ausgeliehen. Mika (Shizuka Ishibashi), die ihren Vater und ihre Schwester finanziell unterstützt, arbeitet tagsüber als […]
67. Berlinale: „Dayveon“ von Amman Abbasi
Berührende Milieustudie Die Teenagerzeit kann eine der härtesten Episoden im Leben eines Menschen sein. Vor nicht allzu langer Zeit war man noch ein Kind und plötzlich fühlt man sich anders: Die Hormone spielen verrückt. Man will erwachsen sein, aber die Erwachsenen erzählen einem, man habe nichts zu sagen. Wenn man dann noch sein großes Vorbild […]